Kapitel 34

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[Harry]
Ich brauche einige Sekunden, um zu realisieren, was hier gerade passiert. Stocksteif stehe ich da, während Zayns Lippen auf meine gepresst sind. Schnell weiche ich einen Schritt zurück und sehe Zayn fassungslos an, der mich mit einem schiefen Lächeln angrinst. ,,Du kannst mich doch nicht einfach küssen!", fahre ich ihn an. Zayns Lächeln verschwindet. Er hat wohl mit einer anderen Reaktion gerechnet. Zayn macht einen Schritt auf mich zu, doch ich weiche zurück. ,,Harry, ich liebe dich", wiederholt er seine Worte von gerade eben. ,,Du kannst doch nicht einfach hier auftauchen, mir sagen, dass du mich immer noch liebst, mich dann einfach küssen und erwarten, dass alles vergeben und vergessen ist und wir wieder zusammen kommen!", entgegne ich fassungslos. ,,Natürlich nicht und es tut mir leid okay? Ich hätte nicht einfach abhauen sollen! Das war der größte Fehler meines Lebens! Ich ... wir ... es kann wieder so werden wie früher, wir waren doch so glücklich!" Ich schnaube. ,,Ja, bis du mich einfach hast stehen lassen." ,,Ich liebe dich", antwortet Zayn mit verzweifeltem Gesichtsausdruck. Es fällt mir schwer, ihm weiterhin in die Augen zu sehen. Ich versuche in mich zu gehen, mir über meine eigenen Gefühle klar zu werden, aber ich kann an absolut nichts anderes als an Louis denken, was gerade mehr als unpassend ist! Ich meine mein Ex hat mich gerade geküsst, liebt mich offenbar immer noch, will mich zurück und alles woran ich denken kann ist Lou. Lou, den ich gestern geküsst habe, was das beste Gefühl der Welt ist. Lou, neben dem ich heute Früh aufgewacht bin und mir gewünscht habe, dass jeder Morgen so sein könnte. Lou, in dessen Augen ich mich immer wieder verliere, auch wenn ich es nicht sollte. Lou, einer der unordentlichsten Menschen, die ich kenne und der Einzige bei dem ich diese Macke absolut süß finde. Einfach Lou, der Mann in den ich mich hoffnungslos verliebt habe. Ich werde von Zayn aus meinen Gedanken gerissen, der jetzt meine Hand ergreift und unsere Finger wieder miteinander verschränkt. Vorsichtig ziehe ich meine Hand jedoch zurück. ,,Ich liebe dich aber nicht mehr Zayn", sage ich und sein trauriger Gesichtsausdruck bricht mir trotz allem, was zwischen uns passiert ist das Herz. Zayn senkt den Blick und nickt abwesend. ,,Ich verstehe", meint er. ,, Es ist wegen Louis oder?" Ertappt wende ich meinen Blick von ihm ab. ,,Ja,"gebe ich zu und hebe meinen Kopf wieder, um ihm doch wieder in die Augen zu sehen. ,,Er hat wirklich verdammt viel Glück, ich hoffe er weiß das." Dann dreht er sich um und geht. Ich bleibe noch eine Weile in der Küche stehen und lasse alles noch einmal Revue passieren. Dann schließe ich einen Entschluss: Ich werde Lou sagen, dass ich mich in ihn verliebt habe.

Entschlossen endlich reinen Tisch zu machen, mache ich mich auf den Weg ins Wohnzimmer, wo ich vermute Lou, Ember und Niall anzutreffen, aber es ist niemand hier. Verwirrt runzle ich die Stirn. Plötzlich schrecke ich durch einen lauten Krach hoch und ein lila Koffer fällt die Treppe hinunter, direkt vor meine Füße. ,,Scheiße!", flucht Ember. Ich bücke mich, um den Koffer wieder aufzustellen, als Ember, gefolgt von Niall und Zayn, die Treppe hinunterläuft. Die beiden haben ihre Koffer ebenfalls dabei. ,,Ihr fahrt schon wieder?", frage ich enttäuscht, als sie vor mir stehen. ,,Ja leider. Ich habe deinen Eltern versprochen ihnen über das Wochenende in der Bäckerei zu helfen", antwortet Ember wehmütig. Zayn steht mit gesenkten Kopf etwas abseits und sagt Nichts ,,Habt ihr Louis gesehen?", erkundige ich mich, etwas verwundert, dass er nicht bei ihnen ist. ,,Nein schon seit einer Weile nicht mehr," antwortet Niall mit einem Schulterzucken und auch Ember schüttelt den Kopf. Wo ist er? Zum Abschied ziehe ich Ember und Niall noch einmal in eine feste Umarmung. Als die Beiden schon zur Tür hinaus sind, stellt sich Zayn doch noch einmal vor mich hin und sieht mir fest in die Augen. ,,Falls du es dir doch noch anders überlegst, ruf mich an", meint er und sein Blick zeigt mir, dass er es zu 100% ernst meint. Ich nicke nur. Er dreht sich um und geht jetzt ebenfalls auf den Shuttle zu, der sie zum Flughafen bringt. Er wirft mir noch einmal einen vielsagenden Blick zu, bevor er sich hineinsetzt und die Wagentür schließt. Ich winke ihnen, bis der Shuttle außer Sichtweite ist. In dem Moment, in dem ich die Tür wieder hinter mir schließe, kommt Lou die Treppe hinunter, geht aber ohne mich eines Blickes zu würdigen in Richtung Küche. Ich sammle all meinen Mut zusammen und folge ihm. ,,Lou?" Er ignoriert mich weiterhin, öffnet den Kühlschrank und bleibt davor stehen, ohne nach etwas Bestimmtem zu suchen. ,,Alles okay?", frage ich unsicher nach. Was ist denn auf einmal los mit ihm? ,,Alles super!" Seine stimme trieft gerade zu vor Sarkasmus. Noch immer steht er vor dem offenen Kühlschrank. Ich mache einen großen Schritt auf ihn zu, sodass ich jetzt direkt hinter ihm stehe, und schließe den Kühlschrank, indem ich vorsichtig um ihn herum greife, wobei mein Arm seinen steift und Lou sich sofort versteift. Diese Reaktion gibt mir einen Stich. ,,Lou, was ist los?", frage ich sanft. ,,Gar nichts Harry!" Er dreht sich um und will an mir vorbei gehen, aber ich versperre ihm den Weg, indem ich meine Arme links und rechts von ihm am Kühlschrank abstützte. Dabei sehe ich ihm tief in die Augen und versuche den Grund für seine plötzliche Distanzierung zu finden. Heute Morgen war doch alles so perfekt zwischen uns! ,,Rede. mit. mir." ,,Lass. mich. vorbei," entgegnet er, den Blick stur auf den Boden gerichtet. Seufzend lasse ich die Arme sinken und trete einen Schritt zurück. Lou greift demonstrativ in die Schale neben dem Kühlschrank und nimmt sich einen Apfel heraus, dann schiebt er sich an mir vorbei in Richtung Wohnzimmer, wo er sich auf die Couch fallen lässt und den Apfel achtlos auf den kleinen Tisch vor der Couch legt, noch immer ohne mich anzusehen. Sein Verhalten reist mir gerade den Boden unter den Füßen weg! ,,Ich ... ," beginne ich , doch meine Stimme bricht. Ich wollte dir sagen, dass ich dich liebe! Aber ich schaffe es nicht, diese Worte auszusprechen. ,,Ich will mit dir reden!", meine ich, nachdem ich mich wieder halbwegs gefangen habe und meine Stimme zurück gekehrt ist. ,,Ich möchte auch so vieles, weißt du?", entgegnet er mit arroganter Stimmer. ,,Jetzt zum Beispiel möchte ich, dass du mich in Ruhe einen Film ansehen lässt, also ... ", er bedeutet mir mit einer Handbewegung, dass ich ihm im Bild stehe, doch ich bleibe auf der Stelle stehen. Langsam fällt es mir schwer, meine Tränen zu unterdrücken. Louis stöhnt genervt auf. ,,Dann schaue ich eben in meinem Zimmer!", sagt er bissig und erhebt sich. Er geht schnurstracks an mir vorbei und rempelt mich mit der Schulter an, wobei er sich jedoch trotzdem anspannt. Ich weiß nicht, ob es die Wut oder die Verzweiflung ist, die mich tun lässt, was ich mich im normalen nüchternen Leben niemals trauen würde. Ich schnelle herum, mache einen lagen Schritt zu Lou, der bereits auf der zweiten Stufe steht, ergreife seinen Arm und ziehe ihn unsanft zu mir, was ihn dazu bring, rückwärts zu stolpern. Er rudert verzweifelt mit den Armen und stößt einen leisen Schrei aus, als er zurück fällt, aber ich fange ihn auf. Da er noch immer wie wild mit den Armen herumfuchtelt, setzte ich ihn ab, halte ihn aber noch immer an beiden Armen fest und sehe ihn tief in die Augen. ,,Lass mich in Ruhe Harry!", schreit er mich an und reißt sich von mir los. Dann geht er hoch in sein Zimmer. Was ist nur los mit ihm?

Tour De L'amourWhere stories live. Discover now