43. Kapitel

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Als wir von weiten die Motoren hörten, gefror mir vor Schreck das Blut in den Adern.

„Los, von den Wegen runter!", reif Harry und die Pferde setzen sich sofort in Bewegung. So schnell wir konnten, flüchteten wir in das Dickicht des Waldes. Tannenzweige verdeckten uns, doch durch das Geest konnten wir sehen, wie ein großer Range Rover mit einem Pferdetransporter hinten dran den Weg entlangfuhr. Schlamm spritzte im hohen Bogen unter seinen Reifen hoch. Wer drin saß, konnte ich aus der Entfernung nicht erkennen, allerdings fuhr der Gute trotz der matschigen Wege ziemlich schnell. Sora tänzelte nervös, als die Scheinwerfer den Weg und das Dickicht beleuchteten. Bis zu uns reichten sie aber nicht. Hoffentlich blieben die Pferde ruhig, bis der Wagen weg war. Ich hielt vor Angst die Luft an, aber der Geländewagen fuhr Gott sei dank an uns vorbei.

„Kommt, hinterher. Der fährt mit Sicherheit zum Versteck", Tristan lenkte Ambassador, dass Schulpferd, dass er sich aus dem Stall sozusagen geliehen hatte, aus dem Dickicht, während das Fahrzeug fast zwischen den Bäumen verschwunden war. In gebürtigem Abstand folgten wir den dicken Reifenspuren, die der Range Rover im Schlamm hinterlassen hatte. Der Wagen fuhr schnell, zu schnell, um nachts im Wald unterwegs zu sein. Harry trieb Sora an und die Pferde verfielen in einen langsamen Galopp. Wir mussten auf dem rutschigen Boden immer noch verdammt aufpassen, aber langsam begann die Sache irgendwie Spaß zu machen, auch wenn ich vor Aufregung beinahe zitterte.

Die Motoren waren immer noch leicht von weiten zu hören, aber plötzlich ebbte das Geräusch ab. Danach herrschte unheimliche Stille.

„Achtung, wir müssen langsamer reiten", an einer Kurve drosselten wir das Tempo. Die Pferde bewegten sich im Schritt nur noch ganz langsam vorwärts. Niemand traute sich etwas zu sagen. Und dann sah ich es. Dunkle Mauern und dahinter kaum sichtbar ein paar Dächer.

„Wir sind da", flüsterte ich und deutete auf das dunkle Gehöft.

„Am besten, wir nähern uns dem Gehöft von hinten. Also ab jetzt Klappe halten", ordnete Tristan ganz in seinem Element an und ritt voran. Typisch.

Auf der Rückseite des alten Hofs setzten wir ab, beziehungsweise hob mich Harry sogar von Sora runter und stellte mich vor sich auf die Füße. Schnell nahm ich seine Hand und zog ihn mit zu der hohen steinernen Mauer. Ich hatte zum Glück recht behalten und an den eingefallenen Stellen konnte man perfekt noch oben klettern und sich einen Überblick verschaffen. Vorsichtig spähten wir über das Gemäuer.

„Seht ihr schon was?", drängelte Luana von unten.

„Maschendrahtzaun und einen Hof. Von den Männern ist keine Spur", erwiderte ich leise.

„Der Anhänger muss direkt am Tor sein", flüsterte Harry und tatsächlich sah ich hinter dem Gehöft ein Stück von dem weißen Hänger rausragen.

„Gut, dann rein da. Ich halte hier die Stellung", verkündete meine Cousine und schubste Tristan in unsere Richtung.

„Ja aber, was ist, wenn dich jemand mit den Pferden hier findet?", kiekste er ganz krank vor Sorge.

„Loui, du passt auf, ja?", sein Tonfall klang beinahe verzweifelt, während er den Franzosen flehend ansah.

„Keine Sorge", verkündete dieser und nahm die Zügel der Pferde in die Hand.

„Bist du jetzt zufrieden?", Luana wurde langsam ungeduldig, doch Tristan wirkte nun sichtlich erleichterter.

„Ihr meldet euch, wenn irgendwas ist. Und denkt an das Signal", wir hatten alle unsere Handys auf Vibration gestellt, denn falls Loui oder Luana jemanden sahen, würde es einmal vibrieren. Das war unser Zeichen. Etwas anderes wäre viel zu aufällig.

Free Together (Eine Pferdegeschichte)Where stories live. Discover now