27. Kapitel

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Auch Luana und Tristan ritten mit zum Turnierplatz, wo mir gesagt wurde, dass ich ganz vorne an der Spitze reiten sollte. Also musste ich mit Vento an den anderen Reitern vorbei und... oh nein, da war Harry. Und ich musste an ihm vorbei! Als der Lockenkopf mich mit Vento sah, zwinkerte er mir unauffällig zu und lächelte. Ich lächelte zurück und wurde zunehmend verwirrter, als Vento schließlich auf den Platz trabte und Applaus ertönte. Ich konnte das alles immer noch nicht wirklich glauben.

Schließlich standen die Pferde in einer Reihe und die Platzierungen wurden verkündet. Harry war wegen seiner vier Strafpunkte, aber einer hervorragenden Bestzeit dennoch auf dem vierten Platz gelandet, Luana hinter ihm auf dem fünften Platz, aber sie wirkte nicht glücklich darüber. Auch Tristan lag knapp hinter ihr, doch für eine Schleife hatte es nicht mehr gereicht, da nur die ersten fünf Reiter eine bekamen.

„Zara Sommer auf Vento von Gestüt Eisenau ist mit der heutigen Bestzeit von 46 Sekunden und null Strafpunkten die Gewinnerin des diesjährigen Sommerturniers auf Gestüt Siegemann. Was für eine großartige Leistung, meine Damen und Herren. Einen großen Applaus für Zara und Vento"

Als ein Mann die goldene Schleife an Ventos Zaumzeug befestigte und uns gratulierte, hielt ich innerlich die Luft an. Hoffentlich würde Vento nicht nach ihm schnappen. Das würde sonst mit Sicherheit Tante Sophies neues Bild von ihm zerstören. Aber zu meinem Glück scheute Vento nicht, sondern stand ganz brav da. Dann sollten wir noch eine Ehrenrunde im Galopp um den Platz reiten, während das Publikum fleißig mitklatschte. Gott sei Dank blieb Vento weiterhin ruhig und galoppierte problemlos vorne an der Spitze. Das leichte Schwindelgefühl, was ich immer noch leicht spürte, blendete ich aus. Sicher war es die Aufregung.

Erleichtert atmete ich aus, als wir schließlich vom Platz ritten. Ich war so stolz auf Vento und strahlte über das ganze Gesicht. Doch irgendetwas in meinem Inneren sagte mir, dass es noch nicht vorbei war.

Aufmerksam sah ich mich nach Harry um, doch ich konnte ihn zwischen all den Leuten nirgendwo entdecken. Da spürte ich wie Vento unruhig wurde, obwohl wir uns aus der Menschenflut, die nun die Tribüne langsam verließ, entfernt hatten. Erschrocken umklammerte ich die Zügel, als der Hengst aufgeregt den Kopf schmiss und auf der Stelle tänzelte. Okay, langsam wurde ich wirklich nervös. Irgendetwas stimmte hier nicht.

„Was hast du denn?", fragte ich verunsichert. Erst jetzt bemerkte ich, dass uns jemand beobachtete. Vento gab ein warnendes Wiehern von sich, doch ehe ich etwas tun konnte, fuhr der Hengst herum und stieg auf die Hinterbeine. Ich versuchte die Zügel festzuhalten, doch es ging alles zu schnell. Ich verlor das Gelichgewicht und im nächsten Moment fand ich mich auch schon auf dem harten Boden wieder. Wie in Zeitlupe sah ich, wie Damien auftauchte und versuchte den Hengst zu beruhigen. Doch mit einem panischen Laut stieg Vento erneut auf die Hinterbeine.

„Ruhig Vento, ruhig", redete er auf ihn ein und versuchte nach den Zügeln zu greifen. Plötzlich wurde ich von zwei Händen an den Armen gepackt und hochzogen. Erst da spürte ich den stechenden Schmerz, der durch meinen Arm ging.

„Bist du okay?", fragte Tobi mit aufgebrachter Stimme, der mich nun stützte. Aber ich war zu geschockt, um zu antworten, als der Stallbursche mich schließlich mit sich zog. Ich versuchte mich aus seinem Griff um meinen unverletzten Arm zu befreien, doch ich war viel zu schwach. Mir kam es vor als würde mein ganzer Körper glühen. Panisch sah ich mich um, als mein Blick plötzlich Philipp Siegemann einfing. Er stand hinten in der Nähe der Ställe und hatte uns beobachtet.

„Komm, wir müssen zum Sanitäterwagen", Tobi zog mich schnell weiter, als ich erschrocken nach Luft schnappte.

„Aber was ist mit Vento?", krächzte ich und sah mich hastig nach meinem Pferd um, was nun langsam ruhiger wurde. Vielleicht hatte ihn Damien was gegeben.

Free Together (Eine Pferdegeschichte)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt