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Ich sah ihn fragend an.

"Was meinst du?"
Er musterte mich eine Sekunde lang, ehe er bedacht langsam sprach.
"Du weißt genau, was ich meine. Ich werde mich nie ändern." Er ließ mir Zeit, über die Bedeutung seiner Worte klar zu werden, aber ohne mich auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen.

In Gedanken wiederholte ich seinen letzten Satz wieder und wieder. Und letztendlich musste ich es mir selbst eingestehen. Lucifer hatte recht: ich wusste genau, was er mir damit sagen wollte und wahrscheinlich war es mir schon die ganze Zeit über bewusst gewesen. Nur wollte ich es einfach nicht wahr haben.

Nein, er würde sich nie ändern. Dazu war er nicht in der Lage - selbst wenn er wollte.
Ich hatte mich getäuscht: weder sein überirdisch schönes Aussehen, noch seine scheinbare Vollkommenheit, führten dazu, dass Lucifer und ich nicht zusammen passten. Aber auch nicht, dass ich das komplette Gegenteil dessen war.

Der Grund war viel schwerwiegender als das: es war das, was wir waren. Das Schlimmste daran war, das wir keinen Einfluss darauf hatten.
Es ließ sich nicht ändern - so sehr ich es mir auch wünschte. Nicht jetzt und auch nicht in der Zukunft. Wir lebten auf der selben Erde und doch waren unsere Welten wohlmöglich zu verschieden, um beide miteinander zu verbinden.

Still schweigend musterte ich Lucifer, auch wenn alles in mir schrie.
Dieser erwiderte meinen Blick und der Ausdruck seiner Augen war wie so oft unergründlich. Nichtsdestotrotz
spürte ich genau, dass es auch ihn nicht kalt ließ. Umso lieber hätte ich jetzt für uns die richtigen Worte gefunden.

Doch wie konnte ich für etwas die richtigen Worte finden, wenn ich es noch nicht einmal selbst verstehe?
Und so hatte ich keine Ahnung, was ich sagen sollte. Ich wusste nur, was ich will. Ich will ihn und ich will ihn um keinen Preis der Welt verlieren.

Ich trat näher an ihn heran, um seine Hand zu ergreifen. Mein Blick war nun auf unsere ineinander verschränkten Hände gerichtet. Es fühlte sich alles so richtig an, wie konnte es dann falsch sein?
"Bitte bleibe noch etwas bei mir." bat ich ihn leise. Das Flehen in meiner Stimme war unüberhörbar.

Langsam lies ich meinen Blick nach oben gleiten. Seine eisblauen Augen waren geradewegs auf mich gerichtet. Er dachte über seine Worte nach, ehe er mir antwortete.
"Für einen Moment kann ich noch bleiben." versicherte er mir dann und
augenblicklich wusste ich, dass er nicht nur von heute Abend sprach.

Ich spürte, wie mir allein der bloße Gedanke daran, ihn jemals verlieren zu können, die Luft zum atmen nahm.
Das Gefühl von Panik drohte meinen Körper zu durchfluten, was ich jedoch zu ignorieren versuchte.
Und so deutete ich ihm mit einer leichten Kopfbewegung in Richtung Haustür, nach drinnen zu gehen. Er nickte und so gingen wir hinein, ohne unsere Hände voneinander zu lösen.

Als wir die Wohnung betraten, war es
ruhig zwischen uns. Einzig allein mein hungriger Magen unterbrach die Stille.
Lucifer warf mir einen belustigen Blick zu.
"Hungrig?" fragte er mit hochgezogener Augenbraue.
Natürlich lief ich augenblicklich rot an. Wie konnte es auch anders sein?
"Ein wenig." log ich.

Erst jetzt bemerkte ich, wie hungrig ich in Wahrheit war. Also verschwand ich in der Küche und wieder folgte er mir.
Für einen kurzen Moment rang ich mit mir selbst. Letztenendes wandte ich mich dann doch unsicher zu ihm.
"Ähm, möchtest du vielleicht auch etwas essen?" fragte ich.
Es käme mir unhöflich vor, ihn nicht zu fragen. Auch wenn ich mir sicher war, die Antwort bereits zu kennen.

Mit einem strahlenden Grinsen im Gesicht, schüttelte er den Kopf.
"Nein, danke." lehnte er höflich ab.
Selbstverständlich nahm ich sehr wohl war, dass er seine gute Laune scheinbar wiedergefunden hatte. So erleichtert ich auch war: dies musste ich nutzen!

Lucifer Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt