Imaginäre Waffe

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"Nick jetzt beeil dich!" Jeremy und ich standen mit gepackten Koffern im Flur und warteten nur noch auf Nick. Seine Nase sah kein Stück besser aus, meiner Meinung nach war sie sogar ein Stück blauer geworden. "Deine heimliche Liebe wartet schon seit 10 Minuten." Jeremy fing an zu lachen und Nick kam in dem Moment mit einem brummigen Gesichtsausdruck auf uns zu. Mit heimliche Liebe, meinte ich Jess, denn sie stand schon seit 10 Minuten unten und würde uns zum Flughafen fahren. "Nur weil dein Lover im Krankenhaus liegt, musst du jetzt nicht mich nerven." gespielt beleidigt schaute ich ihn an. Ich hatte mich mittlerweile daran gewöhnt, dass die beiden Marco ausschließlich nur noch 'Lover' nannten aber ich war relativ gut darin, Sachen einfach zu überhören. "Also, als deine Nase noch ganz war, warst du irgendwie netter." ich liebte es, ihn zu provozieren. "Maya, ich warne dich!" "Aber es macht so Spaß." Wortlos ging Nick an mir vorbei und Jeremy und ich gingen lachend hinterher. Ohne jegliche Diskussionen stieg Nick hinten ein und als sich Jess zu ihm umdrehte schaute sie ihn im ersten Moment geschockt an und im zweiten Moment fing sie laut an zu lachen. "Gott wie siehst du denn aus?" Ich konnte nicht anders und musste automatisch mit lachen. Ich weiß, es war nicht die feine Art, darüber zu lachen, dass sich jemand die Nase gebrochen hatte aber bei aller Liebe, er hatte es irgendwie auch verdient. Er sollte einfach mal lernen, Rafael aus dem Weg zu gehen. "Haben wir jetzt alle gelacht?" Und durch Nicks brummigen Kommentar musste ich nur noch mehr lachen. "Das bist du wohl selber schuld." lachte Jess und fuhr los. Und in solchen Momenten, merkte man, dass Nick Gefühle für Jess hatte. Ich wusste nicht was für welche, aber bei dem Satz von Jess, hätten Jeremy und ich eine patzige Antwort von ihm bekommen und bei Jess, ist er ruhig und nimmt den Kommentar so hin.

Gerade als wir am Flughafen ankamen, bekam ich eine Nachricht von Marco, dass er mir und den Jungs einen guten Flug wünschen würde und ich mich mal bei ihm melden sollte, sobald wir in Spanien angekommen wären. "Oh Bienchen, du benimmst dich wie ein verliebter Teenager." Jeremy schmunzelte und Nick nickte zustimmend. "Ich verstehe nicht was ihr meint." ich musste selbst lachen über diese dumme Antwort von mir. Natürlich wusste, ich dass ich mich wie ein Teenager verhielt, aber ich konnte es auch nicht abstellen. "Ist doch verständlich, sie ist wahrscheinlich jetzt schon nervös wegen Sonntag." Jess zwinkerte mir zu und ich schlug mir innerlich die flache Hand gegen meine Stirn. Die Jungs sollten so schnell eigentlich nichts von dem Date am Sonntag mitbekommen und vor allem nicht, jetzt wo wir zu meiner Familie fliegen würden und sie es auf jeden Fall meiner Familie erzählen würden. "Was?" kam es sofort von beiden. "Dank fürs fahren. Wir sehen uns dann Samstag!" entschuldigend schaute mich Jess an und drückte mir noch einen Kuss auf die Wange. "Maya, warte!" Natürlich stiegen Nick und Jeremy auch aus und schauten mich fordernd an. Ich holte meine Koffer aus dem Kofferraum und ließ ihn offen damit die Jungs auch ihre Sachen holen konnten. "Maya! Entweder du sagst es uns jetzt oder wir werden es deiner Familie erzählen!" ich drehte mich zu den Jungs um und schaute sie mit hochgezogenen Augenbrauen. "Ihr würdet es doch so oder so erzählen!" Beide schüttelten den Kopf und man sah ihnen am Gesichtsausdruck schon an, dass sie beide wussten, dass sie nicht die Wahrheit sagten. "Ich erzähl es euch im Flieger aber jetzt kommt, sonst verpassen wir den Flug." Genervt stöhnten beide und trabten hinter mir her. "Alle schauen uns wegen Nick blöd an." Ich schaute mich fragend um. Tatsächlich hatte Jeremy da recht. Gefühlt jede dritte Person schaute uns blöd an. "Warum muss es denn wegen mir sein? Vielleicht gucken die ja auch Maya blöd an." Oh oh jetzt war Nick wieder zickig. "Warum sollten sie mich so blöd angucken?" Nick zuckte mit den Schultern und schaute mich brummig an. "Warum sollten sie denn mich angucken?" Ich fing an zu schmunzeln. "Naja, vielleicht weil du eine gebrochene Nase hast." "Und du wurdest von Marco Reus abgeschossen!" verwirrt schaute ich ihn an. "Das ist aber jetzt auch schon ein paar Wochen her Nick. Ich glaube darüber reden nicht mehr so viele Menschen." "Ich hasse dich." "Nein, das tust du nicht!"

Und eine Stunde später saßen wir im Flugzeug. Ich saß natürlich zwischen den beiden Jungs, wie sonst auch immer. Wir waren keine fünf Minuten in der Luft als natürlich schon die Frage nach Marco kam. "Also jetzt erzähl!" "Nein." "Maya." "Was?" Jeremy seufzte und schaute mich bittend an. "Wir haben doch gesagt, wir haben keine Geheimnisse voreinander." Ich seufzte, da hatte er leider nicht ganz unrecht. "Was soll ich euch denn dazu noch sagen? Das Wesentliche hat Jess schon erzählt." beide schauten mich geschockt von der Seite an. "Also stimmt das?" Ich nickte. "Und er hat auch gesagt, dass das ein Date ist?" Erneut nickte ich. "Ja. Ich zitiere ihn kurz: 'Das schon längst überfällige Date'. Ich glaube, das habe ich schon richtig verstanden." "Fuck seid ihr süß." Skeptisch schaute ich zu Jeremy. "Bitte?" Er fing an zu lachen und knuffte mir in die Wange. "Du weiß was ich meine Maya. Er tut dir gut und das freut mich. Nach der Flachpfeife Rafael hast du so jemanden verdient."

Gegen Nachmittag saßen wir dann im Taxi und waren auf dem Weg zu meiner Familie. Und natürlich hörten die Jungs nicht auf zu nerven, warum sollten sie auch? Ihnen machte es schließlich Spaß. „Hast du deinem Lover schon geschrieben, dass du gut angekommen bist?" fragte Nick lachend. „Oder hat er sich schon solche Sorgen gemacht, dass er dir geschrieben hat?" ich seufzte und verdrehte meine Augen. „Oh mein Gott, könnt ihr bitte langsam damit mal aufhören!" „Willst du deiner Familie eigentlich von Marco erzählen?" verwirrt schaute ich Nick von der Seite an. Jeremy saß vorne im Auto. „Was soll ich ihnen denn erzählen? Da gibt es nichts zum Erzählen!" beide fingen an zu lachen. „Maya, du triffst dich mit einem berühmten Fußballer, ich glaube da gibt es schon etwas zu erzählen." Ich schüttelte den Kopf. „Lasst das mal meine Sache sein und ihr werdet gefälligst eure Klappe halten!" Tatsächlich waren sie danach auch still.

Maya!" mit offenen Armen begrüßte mich meine Mutter und auch wenn ich bald 26 Jahre werden würde, merkte ich jedes Mal wenn wich nach Spanien kam, wie sehr ich meine Familie vermisste. Auch mein Vater stand schon in der Einfahrt und drückte mir einen Kuss auf meine Stirn. (Ab hier sind alle Gespräche innerhalb der Familie auf Spanisch!)

„Wie war euer Flug?" „Gut, außer dass ich die beiden Idioten neben mir hatte." Lachend nickte ich zu Nick und Jeremy. Mittlerweile verstanden sie sogar recht viel Spanisch und konnten auch gut Spanisch sprechen. Meine Mutter behandelte die beiden wie ihre eigenen Söhne, dementsprechend wurden sie auch begrüßt. „Wo ist Diego?" „Er müsste gleich kommen, er hatte noch was auf der Arbeit zu klären." Mein Bruder arbeitete in irgendeiner Firma und war dort ein ziemlich hohes Tier. „Kommt rein, ich habe gekocht, sonst wird das Essen kalt." Meine Mutter war die beste Köchin die ich kannte. Sie konnte alles kochen, egal was. Ob Spanisch, deutsch , Italienisch oder sonst was es schmeckte einfach immer. Wir nahmen alle am Esstisch Platz, neben mir blieb der Platz frei, mein Bruder saß immer neben mir. Egal ob wir zu Hause aßen oder in ein Restaurant gingen, schon seit dem wir kleine Kinder waren saß mein Bruder immer neben mir. Nick und Jeremy machten sich die Teller bis oben hin voll. Es gab Paella, typisch Spanisch.

Wo ist meine Lieblingsschwester?" die Türe ging auf und Diego kam zu uns. Sofort sprang ich von meinem Stuhl auf und lief ihm in die Arme. „Du hast nur eine!" kam es von Nick. „Klappe!" rief Diego zurück und auch er gab mir einen Kuss auf die Stirn. „Nun setzt euch wieder!" meine Mutter zeigte ungeduldig auf unsere Plätze. Sie hasste es, wenn man beim Essen aufstand. Ich weiß so etwas gehört sich auch nicht aber ich konnte einfach nicht still sitzen. „Entschuldigung, dass es so lange gedauert hat Mamá, aber auf der Arbeit herrscht im Moment ein riesiges Chaos."Hatte ich mir schon gedacht." „Wie geht es dir Schwesterherz und vor allem wie geht es deinen Kopf?" grinsend schaute er mich an. Jeremy und Nick fingen natürlich direkt laut an zu lachen. Natürlich musste diese Frage kommen. „Gut Diego." „Und dich hat echt Marco Reus abgeschossen? Hat er sich denn wenigstens entschuldigt?" Ich nickte und schaute kurz warnend zu Nick und Jeremy, sie sollten es wagen, dazu jetzt einen Spruch loszulassen. „Ohja und wie er sich entschuldigt hat." Sagte Nick auf deutsch. Ich zog meine imaginäre Waffe, zielte damit auf Nick und schoss.

Captain of my lifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt