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PAUL 

August, heute

Es nervt mich ein bisschen, hier zu stehen und Jan dabei zuzusehen, wie er eine Flasche nach der anderen aus dem Regal nimmt und inspiziert, als wüsste er, was er da tut.

«Müssen wir unbedingt Alkohol kaufen?», schnaube ich und riskiere damit, als Spießer bezeichnet zu werden.

Er hebt seine hellen Augenbrauen und sieht von den beiden Flaschen in seinen Händen zu mir. Mir erscheinen die Flaschen ziemlich gleich. Ich muss aber auch zugeben, dass ich wenig Ahnung von Alkohol habe.

«Wegen dir verzichte ich auf die Happy-Hour in der Bar, also dürfte ich doch wohl ein bisschen Spaß haben», argumentiert er und lässt seinen Blick wieder mit gerunzelter Stirn von einem Etikett zum anderen wandern.

Ich verdrehe meine Augen und lasse sie anschließend über die verschiedenen Alkoholsorten schweifen.

Er wollte mich erst dazu überreden, dass wir in die Bar gehen, nur heute ist mir der freie Himmel lieber, weshalb ich stur geblieben bin. Der Hochsommer hat uns mittlerweile wieder verlassen. Es kühlt am Abend nun schneller runter, aber ist dennoch lange genug hell.

«Ich hole Chips», grummle ich etwas zerknirscht. Er

Ich verstehe nicht, wieso er immer angetrunken sein muss, um Spaß zu haben.

Meine Augen suchen verschiedene Verpackungen ab. Keine Ahnung warum, aber Jan liebt den Geschmack von Essig. Mich hingegen kann man damit jagen, deshalb nehme ich noch eine Tüte Paprika Chips für mich selbst.

Zu meiner Enttäuschung verweilt Jan immer noch dort, wo ich ihn allein gelassen habe. «Hast du es?», frage ich ungeduldig.

Er nickt zögernd, stellt beide Flaschen weg und nimmt stattdessen das, was er immer trinkt.

«Hätte dir das nicht auch vor zwanzig Minuten einfallen können?», schnaube ich. Inzwischen ist der Zauber, den ich für Jan noch vor einem Jahr empfunden habe, weniger geworden. Zeitweise fällt es mir auch schwer zu überspielen, wenn ich von ihm genervt bin.

Der Blonde grinst mich an, was mein Herz kurz zum Stolpern bringt. «Es macht einfach Spaß, dich zu ärgern.»

Wie gesagt, der Zauber hat abgenommen, vollkommen befreit bin ich leider noch nicht.

Ich gehe nicht auf sein Geplänkel ein, sondern trotte einfach nur neben ihm her. Jan schnappt sich noch die größte Flasche Coca-Cola, die er im Laden finden kann und steuert auf die Kasse zu.

«Läuft da eigentlich was zwischen dir und Ewa?» Er kann es einfach nicht lassen. Ständig versucht er mich zu verkuppeln oder mir irgendwelche Mädchen gut zu reden.

Kopfschüttelnd seufze ich. «Nein.» Wie kann es bei ihm immer noch nicht angekommen sein, dass Ewa lesbisch ist?

«Ist da mal etwas gelaufen?» Ich werfe ihm einen bösen Blick zu und stelle mich neben ihn an die lange Schlange.

«Zweite Kasse, bitte», ruft die Kassiererin an Kasse eins aus. Schon huscht Jan zur anderen Kasse und legt alles auf das Band.

«Ihr habt tatsächlich nicht miteinander geschlafen?», hakt er weiter nach. Ist es so unvorstellbar, dass man auch einfach nur miteinander befreundet sein kann?

Gleich ziehe ich ihm die Coca-Cola Flasche über den Kopf.

Ein weiterer Mitarbeiter eilt herbei und besetzt die Kasse.

«Nicht mal gefummelt?»

«Kannst du bitte aufhören?», fahre ich ihn an. Mir platzt allmählich der Kragen.

the love you wantWhere stories live. Discover now