Kapitel 4☑️

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Evelyn öffnete die Augen. Vor sich sah sie eine Gestalt. Sie war muskulös, groß und hatte weiße, seidige Haare. Grindelwald lächelte kalt. Und dann begannen die Schmerzen. Evelyn schrie und schrie, doch der Schmerz ebbte nicht ab. Es schien immer schlimmer zu werden. Lichtpunkte tanzten vor ihren Augen, Evelyn war der Ohnmacht nahe. Doch in dem Moment hörte Grindelwald auf. Erschöpft nahmen ihre Augen die Wunden auf ihrem Körper wahr. Grindelwald beugte sich zu ihr hinunter. „Ich werde durch deine Augen sehen!"

Mit einem Schrei erwachte Evelyn. Ihr Körper schmerzte als hätte Grindelwald sie wirklich gefoltert. Sie sah auf das Bettlaken. Ein Wimmern entfuhr ihr. Das eigentliche Weiß hatte sich in ein Tiefrot verfärbt. Evelyn wurde blass. Wie hatte Grindelwald es geschafft, ihr das im Schlaf zuzufügen?! Ihre Hand legte sich auf ihr pochendes Herz. Unter ihrem Top spürte sie eine Erhebung. Mit zitternden Fingern zog sie an der Kette. Ein Schluchzen entwich ihrer Kehle. Es war das Zeichen von Grindelwald. Mit einem Ruck wollte sie das Schmuckstück über den Kopf ziehen, doch eine magische Barriere hielt sie davon ab. In ihrem Kopf ertönte ein Lachen. Ich werde durch deine Augen sehen, hörte sie die Worte aus ihrem Traum erneut. Tränen liefen Evelyn über das Gesicht. Sie war Grindelwald erneut ausgeliefert. Auf eine andere, weitaus schlimmere Art und Weise. Er würde sie benutzen um an Amerika zu kommen. Es würde ihre Schuld sein, wenn Amerika fiel.
Verkrampft stand sie auf und wollte sich duschen. Doch als das warme Wasser auf ihren Körper traf, sprang sie vor Schmerz aus der Kabine. Im Spiegel sah sie die blutigen Striemen, die der Traum hinterlassen hatte. „Episkey ", flüsterte Evelyn, während sie von Schluchzern geschüttelt wurde. Endlich war die letzte Wunde verheilt. Nicht einmal Narben blieben zurück. Es war, als wäre nichts gewesen. Nichts erinnerte mehr an diesen Traum, nichts bis auf der Schmerz und das Wissen von kommenden Verrat, das sich in ihrem Inneren verankerte.
Der nächste Tag verstrich wie in Zeitlupe.
Dienstags saß Evelyn im Unterricht und versuchte sich auf den Stoff zu konzentrieren. Es gelang ihr nur mittelmäßig. Zwar erhielt sie wie immer ein Ohnegleichen in ihren Fächern, doch immer wanderten ihre Gedanken zu Mr. Graves. Sie wollte ihn nicht verraten. Wie sollte sie das heute Abend bewerkstelligen?! Er war der beste Auror des Landes und sie... Sie war einfach nur Evelyn. Von Grindelwald besessen. Zügig ging Evelyn nach dem Unterricht in die Bibliothek. Sie hatte keinen Hunger, und selbst wenn, der Gedanke, Mr. Graves zu sehen, schnürte ihr die Kehle zu. So stand sie vor den Regalen und suchte nach Büchern über Träume. Frustriert schnaubte sie. Es waren alles nur Bücher über Traumdeutung, Traumliebe, Traumata. Abrupt hielt sie inne. Da. „Traum und Wirklichkeit "lautete der Titel. Evelyn nahm das Buch und schlug es auf. Im dritten Kapitel wurde sie fündig. Ihre Augen weiteten sich geschockt. Sie konnte nichts gegen ihre Träume tun. Warum hatte man ihr diese Art Gabe, das Traumwandeln, gegeben?
Sie las noch weiter. Doch irgendwann stellte sie das Buch zurück und ging, schweren Herzens, zu Mr. Graves Büro. Zaghaft klopfte sie an. Seine tiefe, melodische Stimme bat sie herein. Evelyn trat ein und schaute sich kurz um. Ein Schreibtisch, Stühle, Regale und.. Ein Sofa?!
Mr. Graves stand auf und umrundete den Tisch. „Miss Ashes! Schön, dass Sie gekommen sind!" Ungewollt lief plötzlich eine Träne über ihre Wange. Sie drehte sich um und schloss die Tür. Kurz wischte sie sich über die Augen, doch Mr. Graves hatte ihre Tränen gesehen.

Behutsam stellte er sich vor sie. „Miss Ashes! Evelyn! Was ist los?!", fragte er sanft. Ein Schluchzen entfloh ihr und ehe Percival sich versah, hatte sie sich in seine Arme geworfen und weinte hemmungslos. Er umfing ihre Gestalt und legte seine Arme um sie. Sanft wiegte er sie in seinen Armen und ließ sie sich ausweinen.

Evelyn vergrub das Gesicht in Mr. Graves Mantel. Mit der Zeit wurde das Schluchzen weniger und Evelyn beruhigte sich. Behutsam löste Mr. Graves sich und dirigierte sie mit einem Arm um die Schultern zu dem Sofa. Er reichte ihr ein Taschentuch. „D. Danke Mr. Graves!", hickste Evelyn. „Was ist los?!", versuchte er es kurz darauf erneut. Evelyn sah sich hektisch um als würde sie erwarten, dass irgendjemand sie angriff. „Ich.. Ich hatte einen Traum. Er... Grindelwald... Er hat mich gefoltert.. Ich bin aufgewacht und es... Es war Wirklichkeit. Mein ganzer Körper hat geblutet, Mr. Graves. Und ich... Ich... Er bemächtigt sich meiner. Er will mich benutzen!"
Bevor Evelyn noch irgendetwas tun konnte, schwebte sie in der Schwärze der Ohnmacht davon.

Percival hatte erstarrt Evelyns Ausführungen gelauscht. Zum Ende musste er sie ausknocken. Es tat ihm weh, sie so zu sehen, doch es gab keine andere Möglichkeit. Er hob ihre schlanke Gestalt hoch und apparierte nach New York, direkt vor den Eingang des MACUSA. Mit schnellen Schritten durchquerte er die Halle, ignorierte dabei die fragenden und schockierten Blicke seiner Mitarbeiter. „Queenie! Hol Miss Picquery. Sag ihr, es ist ein Notfall und dass Grindelwald seine Finger im Spiel hat. Beeil dich!" Queenie, die ihm entgegen gekommen war, machte sich sofort auf den Weg. Er eilte währenddessen in den Krankenflügel. Er schickte die Ärzte und Schwestern weg. Sanft ließ Percival die zierliche Evelyn auf das Krankenbett gleiten. Er holte die Kette hervor. Sie hatte nicht gelogen. Es war sein Zeichen. Er versuchte es ihr abzunehmen, doch etwas hielt die Kette an ihr. Das überzeugte Percival vollends. Evelyn hatte das nicht freiwillig getan. Doch warum träumte sie von diesem Mann?! Hat er eine Rolle in ihrem Leben?! Kennen sie sich?!
Percival wurde aus seinen Gedanken gerissen als Sera herein kam. „Percival, ich schwöre, wenn das nicht oberste Priorität hat, dann kannst du dich auf was gefasst machen!" Percival zuckte kurz zusammen. Anscheinend hatte er sie aus einem wichtigen Meeting geholt. Doch als Sera seinen Blick sah, wurde ihre Miene auf einmal weicher. „Ist sie das?!" „Ja. Sie ist eine Traumwandlerin und Grindelwald hat sie... Gefoltert und er.. Sie gehört ihm... Sie trägt sein Zeichen, es lässt sich nicht abnehmen. Wir müssen diesen Fluch brechen um sie von Grindelwald zu befreien!" Picquery sah ihn an. Percivals Augen funkelten wild und  entschlossen. Die Präsidentin nickte ergeben. „Ich werde die besten Experten mit dieser Aufgabe betrauen!" Sie ging und kurze Zeit später kamen drei Männer herein und steuerten auf ihn zu. „Mr. Graves!", begrüßten sie ihn kurz, jedoch wandten sie sich relativ schnell der Kette und der Magie auf ihr zu. Percival schaute genauestens zu, wollte über jede Veränderung informiert werden. Spät in der Nacht hörte das Gewusel um Evelyn auf und einer der Experten erklärte Percival, wie es weitergehen sollte. „Wir konnten den Zauber auf der Kette brechen. Aber... Die Kette kann nur von ihr selbst abgenommen werden." „Dann weckt sie!", herrschte Percival ihn an. „Da liegt das Problem. Wir wissen nicht, wie wir sie wecken können. Ihr Körper befindet sich in einem komaartigen Tiefschlaf als müsse er  ein Erlebnis verarbeiten. Uns bleibt nur die Möglichkeit, abzuwarten. Aber sollte sie in den nächsten zwei Monaten nicht erwacht sein, kann Grindelwald sie zu sich rufen und dann kann der Fluch nicht mehr gebrochen werden!" Percival nickte automatisch, die drei Profis zogen sich zurück. Augenblicklich brach Percival auf seinem Stuhl zusammen. Er vergrub sein Gesicht in den Händen. Er konnte es nicht fassen, der Abend war ganz und gar nicht so verlaufen wie er es geplant hatte. Wird Evelyn wieder erwachen?! Was war in ihrer Vergangenheit geschehen? Er fand keine Antworten auf diese  wichtigen Fragen. Percival fiel schließlich in einen Traumlosen Schlaf.

The MACUSA Nơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ