Kapitel 2☑️

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„Deine Familie ist tot. Ich habe sie alle ausgelöscht!" „Nein!", schrie Evelyn schmerzerfüllt. Grindelwald lachte, er suhlte sich geradezu in ihrem Schmerz. Evelyn sank zusammen in ihren stählernen Fesseln. Die Zelle, in die Grindelwald sie gesperrt hatte, war kalt, aber trocken. Es hätte sie im Grunde schlimmer treffen können. Rein physisch gesehen. Psychisch fühlte Evelyn sich als würde sie sterben. Der Schmerz war unendlich groß. Ihre Mutter, ihr Vater, ihre kleine Schwester, ihre Tanten und Onkel. Allesamt waren sie tot. Und nur, weil sie ein simples Geheimnis nicht preisgab. „Was willst du von mir?!", fragte sie mit gebrochener Stimme. In ihren Augen schimmerten kristallklare Tränen. „Das weißt du doch!" „Na gut. Ich werde es dir sagen!", schluchzte Evelyn.

Evelyn schreckte aus dem Schlaf hoch. Panisch sah sie sich um. Schweiß rann ihr über die Stirn. Ihre Augen waren vor Schreck geweitet. Ihr Herz klopfte als hätte sie gerade einen Marathon hinter sich. Nur langsam konnte sie sich beruhigen. Evelyn schwang die Beine aus dem Bett und stand wackelig auf. Sie torkelte ins Bad und ließ einen Schwall kalten Wassers über ihren Körper spritzen. Die Kälte betäubte ihren Körper und den Schmerz, für einen kurzen Moment. Frisch geduscht trat sie aus der Dusche heraus und trocknete mit einem ungesagten Spruch ihre Haare. Schnell zog sich Evelyn die Schulkleidung an. Ihre Haare Band sie mit einem dunkelblauen Netz zu einem Pferdeschwanz. Evelyn betrachtete ihre äußere Erscheinung im Spiegel. Die Uniform gefiel ihr besser als die in Hogwarts. Diese strahlte den Stolz der Zauberer aus, den Stolz Ilvermornys. Sie strich die Krawatte glatt und schlüpfte in die schwarzen Ballerinas, die zur weiblichen Uniform gehörten. Ihren Zauberstab platzierte sie wie immer in einer Innentasche. Sie schulterte ihre kleine, hellbraune Ledertasche mit ihren Schulbüchern und verzog sich in die Acad Hall. Es waren nur einige wenige am frühen Morgen dieses Montags da, die meisten waren Lehrer.
Da trat eine Lehrerin auf Evelyn zu.
„Guten Morgen, Miss Ashes! Mein Name ist Lexy Flore. Ich bin Ihre Lehrerin in Verteidigung gegen die dunklen Künste." Evelyn lächelte freundlich. „Freut mich, Miss Flore!" „Ich bin zudem die Leiterin des Hauses der gehörnten Schlange." Evelyn nickte. „Ich hoffe, wir werden uns auch in Zukunft verstehen!", meinte Evelyn abschließend. Sie lächelte noch ein letztes Mal ehe Miss Flore ihren Weg fortsetzte.

Aufmerksam saß Evelyn nun im Unterricht und lauschte den Lehrern, machte sich hin und wieder Notizen auf einem Stück Pergament.
Die Hausaufgaben waren in ihrer Länge teils noch extremer als sie es gewohnt war. So verbrachte Evelyn zumeist den ganzen Nachmittag in der großen Bibliothek.
Evelyn gewöhnte sich an ihren Alltag an der Ilvermorny Academy. Früh aufstehen, anziehen, in den Unterricht gehen. Nachmittags in der Bücherei lesen, lernen und Hausaufgaben bearbeiten. Zwischendurch etwas essen. Für manch einen wäre ein solcher Alltag langweilig, trist. Aber für Evelyn war es der Zeit normal. Sie war nicht glücklich, aber auch nicht unglücklich. Sie sah alles ziemlich neutral. Bis zu diesem einen Tag.
Es geschah beim Mittagessen. Die Schüler quatschten wie immer fröhlich miteinander, nur Evelyn saß wie immer, beobachtend auf ihrem Platz und rührte in ihrem Tee. Da erhob sich plötzlich der Schulleiter. Sofort kehrte Stille ein. „Gut, dass ihr alle so pünktlich da seid. Ein paar Wochen sind nun vergangen und ich hoffe, ihr habt euch an das Leben hier gewöhnt. Nun, wie angekündigt, haben wir dieses Jahr auf unbestimmte Zeit einen Gast bei uns." Aus dem Schatten trat ein hoch gewachsener, breitschultriger Mann. Er hatte dunkle Augen und genauso dunkle Haare. Er trug eine Stoffhose mit Stiefeln und unter seinem Mantel aus Kaschmir sah ein weißes Hemd mit dunkler Krawatte und einer Art Weste in Schwarz hervor. Fasziniert betrachtete Evelyn den Mann bei Mr. Fontaine. „... Ist Percival Graves. Er ist Leiter der Sicherheitsabteilung im MACUSA und wird euch die nächste Zeit genauestens beobachten. Und das nicht nur im Unterricht. Zudem wird er mit in Verteidigung gegen die dunklen Künste unterrichten." Mr. Fontaine setzte sich wieder. Eine Weile noch studierte Evelyn den Fremden am Lehrertisch. Er sah gut aus, das war nicht nur ihr aufgefallen. Fast alle Mädchen warfen heimlich, zumindest so dachten sie, Blicke auf Mr. Graves. Evelyn verdrehte die Augen. Sicher, Graves sah gut aus, wenn nicht sogar sexy, aber er hatte auch einen Status als Lehrer. Und somit war er für alle tabu. Eigentlich schade, dachte sie, welche Frau auch zu ihm gehört, sie hat es bestimmt gut. Evelyn wandte den Blick ab und widmete sich ihrem Schwarztee.

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