Kapitel 48

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Kapitel 48

Sonnenstrahlen weckten mich aus meinem beruhigenden Schlaf. Ich hatte wohl vergessen die Jalousien runter zu ziehen. Mit dem Fakt, dass Mitte Januar auch die Sonnen scheinen konnte, hätte ich auch nicht rechnen können. Für einen Moment kniff ich die Augen zu, die Strahlen blendeten mich zu sehr um mit meinem Augenlicht daran klarzukommen. Sachte und mit Vorsicht öffnete ich das rechte, dann das linke Auge. Meine Augen gewöhnten sich schnell an das Grelle der Sonne, sodass ich kurz gähnte und mich streckte. Mich großartig strecken konnte ich dennoch nicht, denn mein Oberarm berührte etwas merkwürdiges, was wahrscheinlich nicht in meinem Bett hätte sein sollen. Eine Kopfdrehung nach rechts ließ mich meine Gedanken bestädigen. Ein Schwarzkopf lag in meinem Bett, den Rücken zu mir gewandt. Natürlich hatte ich keine Zweifel, dass es Zayn war, doch als er sich müde umdrehte und mich ansah, ließ mich mein schlechtes Gewissen endlich in Ruhe.

"Alles okay?", murmelte er und ich nickte.

"Schlaf weiter. Ich geh kurz duschen."

"Du haust aber nicht wieder ab.", drehte er sich um und schmatze leicht, was mich schmunzeln ließ.

"Diesmal nicht, versprochen."

Einen Kuss auf die Wange hatte er sich jedenfalls verdient gehabt. Sein Bart kitzelte meine Lippen, ließ mich auf diese beinahe kratzen. Er sah so unfassbar friedlich aus, während er schlief. Als würde er keinem etwas antun wollen. Für einen Moment sah ich das kleine Kind vor mir, was seinen Vater in jungen Jahren verloren hatte und immernoch darunter litt. Er musste sich um die ganze Familie kümmern, war nun der Herr im Haus, hatte wahrscheinlich nicht einmal einen anständigen Abschied mit seinem Vater gehabt. Er tat mir leid. Kein Kind hatte so etwas verdient, aber man kann nichts gegen das Schicksal tun. Vielleicht sollte dieser harte Schlag darunter dienen, Zayn zu zeigen auf eigenen Beinen zu stehen, oder aber das Universum war nicht fair zu ihm. Was auch immer es war, er hatte sowas nicht verdient.

Vorsichtig stand ich aus dem Bett auf, darauf achtend Zayn nicht zu wecken. Ich schaute kurz zum Körbchen meiner Katze, um sie erneut schlafend zu finden. Wie spät war es eigentlich wenn alle schliefen? Naja, Acira war eigentlich wie Zayn ein Langschläfer. Ich würde mich später um ihr leeres Futternäpfchen kümmern. Gott sei Dank quietsche die Zimmertür nicht, als ich sie öffnete. Barfuß machte ich mich auf den Weg ins Badezimmer. Die Fliesen auf dem Boden unseres Badezimmers waren eisig kalt uns ließen mich kurz aufschütteln, hinterließen eine Gänsehaut auf meinen Oberarmen. Schnell entledigte ich mich meiner Kleidung, stieg in die Wanne, so wie Gott mich erschuf. Als das warme Wasser meinen Körper aufwärmte und die Gänsehaut verschwinden ließ, erinnerte ich mich an das gestrige Geschehen. Ich hatte Zayn eine runter geholt.

"Man nennt sowas auch Handjob, klingt besser.", schwirrte Zayns Satz in meinem Kopf.

Mit hektischem Kopfschütteln versuchte ich die Gedanken loszuwerden, was mir auch einigermaßen gelang. Mit einer Hand voll Shampoo massierte ich meine Kopfhaut und sorgte für eine Menge Schaum, die ich mit Wasser aus dem Strahl runterfließen ließ. Mit dem Wasser flossen auch meine Gedanken und ich entspannte mich allmählich. Nachdem ich auch meinem restlichen Körper mit Duschgel die Sorgen befreite und mich danach rasierte, stieg ich vorsichtig aus der Wanne, um nicht auszurutschen. Erst dann fiel mir auf, dass ich keinerlei Sachen hatte, die ich anziehen konnte. Zayns Shirt hatte ich mit anderen Sachen in die Waschmaschine geschmissen, weil es unglaublich nach Alkohol und Zigaretten roch, was mich schon fast würgen ließ. Mir blieb also nichts anderes übrig, als mit einem weißen Badetuch ins Zimmer zu gehen und dafür zu beten, dass Zayn noch schlief. Leise tapste ich aus dem Bad, meine Haare sorgten wahrscheinlich für kleine Fützen auf dem Boden, doch das war mir reichlich egal.

Zayn war nicht der Einzige, der vom Universum gehasst wurde, denn als ich mein Zimmer betrat, tat er alles andere, aber nicht schlafen. Er tippte irgendwas auf seinem Handy, doch seine Aufmerksamkeit galt mir, als er mich bemerkte. Ein dreckiges Grinsen schmückte wieder sein Gesicht, was meine Wangen erneut röten ließ. So allmählich hätte ich mich an die perversen Gesten und Kommentare von ihm gewöhnen müssen, tat ich jedoch nicht.

It's complicated || z.m.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt