Prolog

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"Du kleine Schlampe hast ihn umgebracht!" Es war keine Trauer die in der Stimme meiner Mutter lag. Es war pure Verzweiflung und Hass, gegenüber mir, ihrer Tochter.

"Mum, lege bitte die Flasche weg." Aber anstatt die Vodkaflasche beiseite zu stellen, schwenkte sie das durchsichtige hohe Gefäß in der Luft herum und taumelte gefährliche nahe zum Fenster. "Einen Scheiß werd ich tun! Du hast deinen Bruder ermordet und damit auch deinen Vater in den Tod getrieben!" Leise entrann eine heiße Träne meinen Augen und ich versuchte mein schmerzhaft klopfendes Herz zu ignorieren. Sie hatte recht, ich habe meinen Bruder umgebracht aber ich habe ihn nicht ermordet. Ich hätte sterben sollen, nicht er.

Die blutunterlaufnen Augen meiner Mutter starrten mich hasserfüllt an und sie hob die Flasche, welche keinen Augenblick später neben mir an der Wand zersplitterte. Ich nahm den Schmerz der meine Hand durchzuckte kaum wahr, erst als etwas warmes an meinen Fingern herabfloss betrachtete ich die kleine Wunde und zog mit einer kurzen Handbewegung das kleine Glasstück aus meinem Handrücken.

Ich habe das nie gewollt. Ich wollte nie das mein Bruder bei einem Autounfall stirbt, welcher von mir verursacht wurde. Auch wenn die Polizei meinte es hätte nicht an mir gelegen, ich war immer noch von der Überzeugung beeinflusst das ich etwas hätte ändern können. Ich hatte mit meiner kurzen Unaufmerksamkeit meine Familie zerstört, mein Leben kaputt gemacht. Ich blickte wieder zu der Frau die jahrelang keinen Alkohol angerührt hatte, nur um in ihren jungen Jahren erhalten zu bleiben, die Frau die sich hatte nie etwas vormachen lassen, die Frau die zwei Kinder auf die Welt gebracht hatte. Genau diese Frau lag nun zerbrochen von ihren Gefühlen, wutentbrannt auf ihre Tochter und erschlagen vom Alkohol vor meinen Füßen. Sie lag regungslos da, und ich hatte noch nicht mal mehr gemerkt wie sie vor mir zusammen gefallen war. Ich machte einen Schritt auf sie zu und kniete mich neben ihren mageren Körper.

"Mum?" Mit leiser, fast flüsternder Stimme redete ich auf sie ein, bis ich mir ein Herz fasste und meine zittrige Hand suchend über ihren freigelegten Hals gleiten ließ. Der Puls schlug regelmäßig unter ihrer kalten und zähen Haut.

Ich wollte sie nicht alleine lassen, aber ich konnte nicht länger hier bleiben. Alles erinnerte mich zu sehr an die Zeit, als wir noch eine kleine glückliche Familie waren. Ich hatte die Harmonie und unser sorgloses Zusammenleben zerstört.

Wegen mir lebte mein Bruder nicht mehr. Wegen mir hatte sich mein Vater das Leben genommen. Wegen mir hatte meine Mutter wieder mit dem Trinken angefangen.

All I Want  | Cameron Dallas *slow updates*Where stories live. Discover now