Chapter Twenty

1.1K 59 15
                                    

Cameron's PoV

Die Erinnerungen an die gestrige Nacht schlugen bei mir wie Platzregen ein, als ich Haylee schlafend an meinem Arm erblickte.
Ihre braunen Haare waren ein einziges Durcheinander und das Shirt was ich ihr gegeben hatte, war ziemlich weit hochgerutscht. Sie sah so unschuldig aus während sie schlief, dass ich sogar fast ein schlechtes Gewissen bekam ihren entblößten Körper zu mustern. Ich zog den dunklen Stoff ein wenig herunter, als mir ein kleiner Fleck auf ihrem oberen Rippenbogen auffiel.
Es war ein kleiner schwarzer Vogel unter dem noch ein Buchstabe stand. Mit dem Finger fuhr ich über die winzige Tattoowierung und musterte die Initialie. Ein N. Weiter nichts. Wieder einmal wurde mir bewusst, wie wenig eigentlich über das Mädchen neben mir wusste. Aber ich war mir sicher, dass sie versuchte irgendwas zu verbergen, denn ihre Beziehung zu Cory war so innig und dieser Albtraum, den sie in Charly's Zimmer hatte sicher auf Grund dafür.

Haylee murmelte was, drückte sich mit zusammengekniffenen Augen gegen mich und tastete hektisch mit ihrer Hand nach etwas.
Unwillkürlich griff ich nach ihr und drückte sie zaghaft. Es war fast zum verrückt werden, wie sehr ich im Grunde dagegen ankämpfte mich zu ihr hingezogen zu fühlen.

Bevor noch mehr solcher Gedanken mich überkamen, stand ich schnell auf und ging duschen.
Es war punkt neun und sobald sie aufwachte, konnte ich mir ein Predigt anhören, dass sie zur Arbeit müsste und warum ich sie nicht geweckt hätte.
Zu ihrem Glück und meiner guten Verbindung zu Cory, hatte ich sie einfach krankgemeldet.

Haylee's PoV

"Fuck." Der kurze Seitenblick hatte genügt und ich saß kerzengrade im Bett. Ich hätte schon vor über einer Stunde an meinem Schreibtisch sitzen müssen. Panisch sah ich mich im Zimmer um und suchte nach meinem Handy. "Verdammt." Mit so viel Gefluche am Morgen hätte mich sicher jeder Pastor in den Beichtstuhl zitiert. Und ich war mir sicher, dass ich gestern mehr als nur eine Sünde, illegaler Alkoholkonsum zum Beispiel, begangen hatte.

"Hey." Vor Schreck wäre ich beinahe  aus dem Bett gefallen, doch so weit war es erst, als ich Cameron nur in einem Handtuch bekleidet im Türrahmen lehnend erblickte.
"Scheiße!" Aufgebracht versuchte ich meine Haare zu richten und zog an dem T-Shirt, was definitiv nicht mir gehörte.
"Du solltest wirklich auf deinen Sprachgebrauch achten." Er ging zum Kleiderschrank und zog eine Jeans, Boxershorts und ein Shirt heraus. Benommen beobachtete ich seinen Rücken, der von Muskeln gezeichnet war. Ich schluckte.

"Wieso hast du mich nicht geweckt?"
"Mach dir keinen Stress. Ich hab dich krankgemeldet.", antwortet er, als wäre es das normalste der Welt.
"Willst du mich verarschen?"
"Ich dachte, darüber wären wir hinweg?" Er drehte sich zu mir und sein Blick verriet, dass dies eine Anspielung auf etwas war, das ich offensichtlich vergessen hatte. Plötzlich schossen mir sämtliche Dinge in den Kopf und Fragen, ob das gestern wirklich alles passiert war.
Einen Kater hatte ich nicht, doch kleine Filmrisse die ausreichten, um mich zu verunsichern.
Beer Pong. Tanzfläche. Der Kuss in der Küche. Lucky. Eis im Bett.
"Falls du dich fragst, ob wir Sex hatten - Nein."
Hitze stieg mir ins Gesicht und ich wandte mich schnell von ihm ab. Wir hatten zwar nicht miteinander geschlafen, dennoch war gestern etwas passiert, was ich nicht vergessen hatte, gar nicht vergessen konnte.

Mir wurde bei dem Gedanken an gestern Nacht ganz flau im Magen. Unser Kuss. Was hatte ich mir bloß dabei gedacht?
Cameron war mit seinen Anziehsachen im Bad verschwunden. Dieses Chance nutzte ich und sammelt mein Kleid und Schuhe zusammen. Ich hatte zehn verpasste Anrufe von Jenny und zwei von meiner Tante. Nicht zu vergessen die zwanzig Nachrichten.
Gerade als ich mich zum Gehen wenden wollte, kam Cameron aus dem Badezimmer und blickte mich überrascht an. Es tat mir beinahe schon leid, flüchten zu wollen, aber in mir herrschte ein Chao, dass ich nicht alleine beseitigen konnte.
"Danke... fürs übernachten. Wir sehen uns." Damit lief ich zur Wohnungstür, hastete die Treppe hinunter und schloss mein Apartment auf.

Meinen freien Tag vebrachte ich mit putzen, um mich abzulenken und außerdem fand ich Hausarbeit auf eine gewisse Art und Weise entspannend.
Wie konnte ich das bloß alles zu gelassen haben? Der Alkohol wahr wohl nicht ganz unschuldig, doch das war nicht alles. Ich spürte es auch jetzt. Dieses Gefühl im Bauch und das Kribbeln, wenn ich mit den Gedanken zu Cameron abschweifte. Das konnte doch nicht wahr sein.
Die nächsten Stunden müllte sich mein Kopf immer mehr mit Erinnerungen an gestern zu und ich konnte dieser Seifenblase aus Bildern einfach nicht entfliehen.
Während ich mein Bett frisch bezog, glitt mein Blick immer wieder zu dem dunkelblauen T-Shirt. Es hing über der Stuhllehne an dem Schreibtisch und bettelte darum von mir angezogen zu werden. "Nein! Nein, nein!"
Ich ließ die Tagesdecke fallen, griff nach dem Stoff und warf es auf die Couch im Wohnzimmer. Als läge nun eine Last weniger auf meinen Schultern, seufzte ich erleichtert aus und begann Wäsche zusammen zu suchen, um die Waschmaschine anmachen zu können.

*

Am nächsten Morgen beeilte ich mich damit, die erste im Büro zu sein. Dies klappte überraschender Weise auch, obwohl ich sogar noch Kaffee und Donuts besorgt hatte. Wenn ich Glück hatte, würde Cameron seinen Weg heute nicht hierher finden.
Ich verteilte die Becher an den Arbeitsplätzen, sei es Schminktisch oder Schreibtisch, und servierte Cory ihren Lieblingsdonut auf einem Teller. Ihr Blick sprach für sich. Die Wiedergutmachung war also nicht ganz aufgegangen.
"Dieser Donut ändert nichts daran, dass Cameron dich gestern krank gemeldet hat." Ich versuchte in der kurzen Zeit eine plausible Erklärung zu finden, was sich als gar nicht mal  so einfach erwies. Da Schweigen aber auch nicht die beste Lösung war, fasste ich meine nächst besten Gedanken in einem Satz zusammen.
"Er hat mich kotzen gehört." Wirklich sehr einfallsreich.
"Und für dich dann natürlich abgesagt."
"Ja. So ein Magen-Darm-Infekt kann schon... heftig sein.", sagte ich und verzog das Gesicht. Meine Tante schüttelte nur mit dem Kopf und drückte mir einen Stapel mit Akten und Papieren in die Arme.

Ich konnte ungefähr zwei Stunden ungestört arbeiten, bevor eine ganz entrüstete Jenny vor meinem Schreibtisch stand.
"Guten Morgen.", begrüßte ich sie mit einem Lächeln und tippte nebenbei auf der Tastatur weiter.
"Du hast mit ihm geschlafen!" Ihre Begrüßungen wurden immer charmanter. Aber Jenny war nun mal jemand, der sagte was er gerade dachte.
"Geht's vielleicht noch lauter? Ist ja nicht so, dass meine Tante nebenan sitzt." Sie rollte bloß mit den Augen, als wäre das keine große Sache. "Also?"
"Nein, habe ich nicht." Sofort wurde ich unruhig und vertippte mich mehrmals hintereinander. "Nicht? Jetzt bin ich enttäuscht." Sie kam um den Schreibtisch herum und setzte sich auf den freien Teil der Arbeitsplatte.
"Wir haben uns geküsst, aber ansonsten ist nichts passiert." Ihr habt Händchen gehalten, gemeinsam in seinem Bett Eis gegessen. Aber weiter war nichts.
Am liebsten hätte ich Jenn sofort gestanden, dass ich möglicherweise etwas für diesen super arroganten Arsch empfand. Andererseits hielt ich es noch für etwas verfrüht mit solchen Vermutungen anzurücken.

"Wo?", fragte sie und stieß neugierig mit ihren High Heels gegen meinen Stuhl.
ich räusperte mich. "Auf einer Party, in einer Küche." Ich schloss ein paar Dateien und schaltete dann den Bildschirm aus. "Aha." Sie schien über irgendwas nachzudenken. Doch bevor sie noch mehr dazu sagen konnte, wechselte ich schnell das Thema.
"Ich wollte später zum Friseur, willst du mit?" Ihre Augen verengten sich. "Du weißt, was man über Frauen sagt, die sich die Haare schneiden wollen?", fragte sie.
"Dass ihre Haarspitzen kaputt sind?"
"Nein." Ihr entfloh ein theatralisches Seufzen. "Coco Chanel hat gesagt, dass Frauen mit einem neuen Haarschnitt ihr Leben verändern wollen."
"Was Coco so alles sagt.", murmelte ich und bereute sofort, ihr von meiner Idee erzählt zu haben.
"Lass mich deine Haare in etwas umwerfendes verwandeln, dafür gehen wir Freitag aus. Zusammen mit Cameron und Lasse."
Ich konnte Jenny ihren Einfall nicht mehr aus dem Kopf schlagen. Sie würde als morgen meine Haare zuhause schneiden, dafür ginge ich mit ihr aus. Cameron und Lasse nicht zu vergessen.

Im Verlauf des Tages schaute Cory ein paar Mal bei mir rein, um Sicher zu gehen, dass ich mich nicht übergab oder auch in dem Berg an Arbeit ertrank. Außerdem fragte sie, ob ich schon Cameron von ihrer wundervollen Idee erzählt hätte. Als ich die Frage unbeantwortet in der Luft hängen ließ, meinte sie, dass das Hotel in Toronto schon gebucht und bezahlt worden sei. Ihr Bestechungsmanöver brachte mich zum Nachdenken und dem Entschluss mit Cameron zu reden.
Aber erst mit einer neuen Frisur.

________

Etwas kürzer als das Letzte und auch eher ein Lückenfüller, würde mich dennoch sehr über eine Rückmeldung freuen! :)

All I Want  | Cameron Dallas *slow updates*Where stories live. Discover now