8| Dark eyes

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Als Saya mit dem Hauptgericht, Sfafid allusch das Esszimmer betrat, war von ihrem Herrn keine Spur

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Als Saya mit dem Hauptgericht, Sfafid allusch das Esszimmer betrat, war von ihrem Herrn keine Spur. Verunsichert schritt sie auf den Tisch zu und stellte die Platte mit den Lammspießchen darauf ab, ohne ihren Blick zu heben. Dann wollte sie schnell wieder aus dem Raum huschen, bevor ihr Herr zurückkommen und sie anschnauzen würde.

Ein leichter Griff um ihren Arm hielt sie davon ab und sie drehte sich erschrocken zu dem Fremden um. Er war es tatsächlich. Seine dunkelbraunen, beinahe schwarz erscheinenden Augen fraßen sich in ihre, musterte ihr Gesicht, dann hob er seine Hand. Saya kniff die Augen zusammen und wappnete sich innerlich gegen den Schlag, der unweigerlich folgen würde. Doch er kam nicht.

Stattdessen fuhr der schöne Fremde hauchzart über den Schnitt an ihrer Wange und murmelte: „Madha faeal lak?" Saya hatte keine Ahnung, was der Mann gesagt hatte, doch er schien auch keine Antwort zu erwarten. Ohne weitere Worte ließ er ihren Arm los und sie floh.

Die Nachspeise trug sie schließlich rasch und mit zittrigen und schweißnassen Händen auf. Dabei rutschte der Henkel einer Tasse von ihrem Finger und das Porzellan ging mit einem unheilvollen Klirren zu Bruch. Tausende kleine Scherben verteilten sich rund um Saya, welche angstvoll zusammenzuckte, als sich ihr Herr laut auf arabisch fluchend erhob und auf sie zutrat. Der Fremde sagte nichts, sondern sah nur stumm zu, als ihr Herr seinen Gehstock auf ihren geschundenen Rücken niederfahren ließ, immer und immer wieder, bis Saya keuchend zusammenbrach und sich die scharfkantigen Scherben tief in ihre Haut am Knie und Unterschenkel bohrten.

Das Mädchen biss die Zähne zusammen, um nicht vor Schmerz laut aufzuschreien und erhob sich schwankend, ehe sie sich daran machte, die Scherben aufzuheben und sich dabei ein zweites Mal an diesem Tag die Finger aufschnitt. Hinter sich hörte sie ihren Herrn stark husten und beobachtete, wie er sich über den Mund wischte, aus welchem wenige Tropfen Blut rannen. Schmerzlich wurde sie an ihre Freundin Lynn erinnert, der es ebenso ergangen war. Und Saya konnte nur hoffen, dass diese Tortur vorbei war, sobald ihr Herr seiner Krankheit erlag.

Saya ballte wütend die Hände zu Fäusten, nachdem sie alle Scherben aufgelesen hatte und verschwand nach einem unterwürfigen Kopfneigen aus dem Raum. Der Fremde aß kommentarlos und ungerührt seinen Lammspieß weiter und trank von dem Wasser.

Die ganze Nacht über verfolgte sie der Mann mit dem blauen Turban, den markanten Gesichtszügen und den schönen, dunklen Augen

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Die ganze Nacht über verfolgte sie der Mann mit dem blauen Turban, den markanten Gesichtszügen und den schönen, dunklen Augen. Egal was sie versuchte, um sich abzulenken; es funktionierte nicht. Lediglich seine egoistische Seite verpasste seiner Schönheit einen kleinen Dämpfer. Es schien ihm vollkommen egal gewesen zu sein, dass ihr Herr sie so misshandelt hatte. Saya wusste, sie war nur eine Sklavin und der Umgang mit Menschen wie ihr war längst Normalität in vielen Familien, doch auch der starke Hustenanfall seines Onkels hatte ihn nicht gekümmert. Er schien völlig gefühlslos - und Saya bewunderte diese Eigenschaft.

Frustriert setzte sich Saya schließlich auf und lehnte sich an die Wand. Tayo schlief im Gegensatz zu ihr tief und fest, weshalb sie ihn nicht wecken wollte. Vergangene Nacht hatte er durcharbeiten müssen, seine Erschöpfung musste sehr hoch sein. Saya zog die Knie an ihren Oberkörper und schlang ihre Arme vorsichtig darum, um die noch frisch verkrusteten Schnitte nicht erneut aufzureißen.

Gedankenverloren spürte sie der Leere in sich nach, die ihr Begleiter war, seitdem sie auf sudanischem Boden angekommen war, tausende Kilometer von ihrer Heimat entfernt. Ihre Arme und Beine waren von zahlreichen Blessuren bedeckt, manche verblassten bereits. Selbst wenn sie irgendwann aus dieser Hölle entfliehen konnte, die Narben, die ihren Körper schmückten, würden nie mehr verschwinden. Zu tief waren die Wunden auf ihrem Körper und ihrer Seele.

Ihr einziger Hoffnungsschimmer war die Krankheit ihres Herrn. Von Tag zu Tag schien es ihm schlechter zu gehen, er würde sicher nicht mehr lange leben. Die Frage Und dann? hielt sich jedoch hartnäckig in ihrem Kopf. Was war dann? Würde sie frei sein? Gehen können? Oder würde sie wieder verkauft werden, ein erneutes Dasein als Sklavin fristen, all ihrer Rechte beraubt?

Tief durchatmend legte sich Saya wieder hin und versuchte, eine Position zu finden, bei der keine ihrer Verletzungen stark schmerzte. Zumindest ein paar Stunden Schlaf würde sie benötigen, um den morgigen Tag halbwegs zu überstehen. Im diffusen Licht des Mondes, welcher schwach durch die geschlossenen Vorhänge leuchtete, strich sie kurz über die Tätowierung an ihrem Handgelenk. Die Nummer würde sie ihr ganzes Leben lang begleiten und als minderwertiger Mensch kennzeichnen.

Ausgerechnet eine sieben war in dieser Nummer enthalten. Es war ironisch, dass ausgerechnet die Glückszahl ihren Platz auf dem Handgelenk eines Mädchens fand, und dieses auf ewig als Sklavin kennzeichnete. Es war eine seltsame Art von Humor, die das Leben hatte. Saya schloss die Augen und driftete für die wenigen, verbleibenden Stunden in einen tiefen, traumlosen Schlaf ab, nichts ahnend, wie bald schon sich ihr Leben erneut komplett auf den Kopf stellen würde.

RainWhere stories live. Discover now