Kapitel 20

157 10 0
                                    

>>Komm mit.<< sagte Adrian und zog mich hinter ihm her in sein Zimmer. Er öffnete seinen Kleiderschrank und sagte mir, dass ich mir was aussuchen konnte. Seine Sachen waren größtenteils von Hollister und Abercrombie, ansonsten konnte ich noch diverse weitere Marken erkennen. Ich suchte mir eine graue Jogginghose und ein rot-blau kariertes Hemd aus, was ich über meinem Bauchnabel zusammen knotete. Ihr fragt euch jetzt bestimmt, warum ich mir nicht wie es eigentlich üblich wäre, mir einen von seinen hunderten Pullis geschnappt habe. Nun ja, es sind immer noch 32°C draußen, das erklärt glaube ich alles.

Als Adrian aus dem Bad kam, zog ich meine Schuhe wieder an. >>Also eins muss man dir lassen, Style hast du ja.<< stellte er grinsend fest. >>Kann ich nur zurück geben.<< erwiderte ich, nachdem ich meinen Blick über seinen Körper hab schweifen lassen. Er trug ebenfalls eine Jogginghose und ein normales Shirt mit V-Ausschnitt, was seine Muskeln betonte. 

>>Dann lass uns mal gehen.<<

Zu viert schlenderten wir zum Speisesaal, der schon prall gefüllt war. Als wir durch die Tür traten, wichen alle Schüler den Jungs aus, was zur Folge hatte, dass wir ungestört durch die Menschenmasse kamen. 

Irgendwie war es ein merkwürdiges aber gleichzeitig gutes Gefühl, hier mit Adrian und den anderen Beiden anzukommen. Auf das Angestarre hätte ich zwar verzichten können, aber zumindest musste ich mir keinen Weg zum Buffet bahnen. Wir setzten uns an einen Tisch in der Mitte des Raums, wo bereits zwei Andere saßen. Ich hatte während des Mittagessens oft genug zu ihm geschaut, um zu wissen, dass die Drei immer mit den Beiden zusammen aßen. Warum auch immer. 

>>Was macht die denn hier?<< fragte ein Blonder. 

>>Geht dich nichts an.<< gab Adrian knapp zurück. 

Daraufhin schwieg er. 

Adrian drehte sich zu mir herum. >>Hunger?<< 

>>Bisschen.<< antwortete ich lachend. 

>>Na dann gehen wir mal.<<

Ich fragte mich, warum die ganzen Schüler solchen Respekt vor den Dreien hatten, schließlich waren sie auch nichts weiter als ganz normale Menschen. 

20 Minuten und gefühlte 1000 böse Blicke von Niklas, Jacob, Alex und David später, verließen wir den Speisesaal und machten uns auf den Weg zu den Unterkünften. 

>>Ich muss dann mal wieder.<< sagte ich zu Adrian, als wir vor seinem Haus standen.

>>Okay. Falls du dann noch Lust hast, kannst du immer vorbei kommen.<< Er lächelte mich an. 

>>Ich überlegs mir.<< Er zog mich in eine Umarmung, lächelte Chris an, warf Nick einen ausdruckslosen Blick zu und machte mich auf den Weg in mein Zimmer. Ich wusste selbst noch nicht, warum ich Nick noch nicht längst eine reingehauen hatte, in der Zeit, die wir zu viert verbracht hatten, nachdem er die Nummer abgezogen hatte. Aber ich war noch nie sonderlich nachtragend, was mir wohl irgendwann zum Verhängnis werden würde.

♪♫•*¨*•.¸¸❤¸¸.•*¨*•♫♪

Heute ist Freitag. Heute werden uns 60% unserer Jahrgangsstufe verlassen, vielleicht auch ich. Wenn ich ehrlich sein soll, hab ich echt riesen Schiss. 

Ich stehe gerade hinter der Bühne, wo ich in wenigen Augenblicken hinaus muss. Mein Beine zittern wie Espenlaub. Der Gedanke, hier womöglich weg zu müssen, ist mir unerträglich. Deswegen werde ich jetzt mein Bestes geben. Ich habe mich dafür entschieden, Hip Hop zu tanzen. Ich weiß nicht genau warum, aber ich denke es war die richtige Entscheidung. Als mein Name aufgerufen wird, versuche ich so selbstbewusst wie möglich auf die Bühne zu treten. Nun war ich froh, eine Jogginghose angezogen zu haben, da sie meine sich ständig zitternden Beine vertuschte. An einem Pult vor der Bühne saßen Madame Leclerc, Mr Hardin, noch zwei weitere Tanzlehrer, die mir jedoch unbekannt waren, und natürlich unser Direktor. Ich schritt in einen grellen Lichtpunkt mitten auf der Bühne und wartete darauf, dass die Musik einsetzte. Wir mussten Freestylen, damit man die Musik nicht jedes Mal anpassen musste, was mir ganz recht war. 

Die Musik setzte ein und mein Körper bewegte sich perfekt im Rhythmus. Ich konnte spüren, wie die Energie durch meinen Körper strömte und vergaß alles um mich herum, die Lehrer, die Scheinwerfer und den Druck, der auf mir lastete wie ein riesiger Fels, der mich zu erschlagen drohte. Ich ließ alles raus, was sich in den letzten Wochen angestaut hatte. Die Probleme, der Stress, einfach alles. Meine Körperteile bewegten sich wie von alleine, ich dachte nicht nach, sondern tanzte einfach, wie ich es früher immer in meinem Zimmer getan hatte, als mir niemand zugeschaut hatte. Mein Kopf war in dem Moment eine einzig leere Hülle, die nur aus Gefühlen und Leidenschaft bestand. Die Musik floss durch meinen Körper, durch mein Blut, und brachte meine Arme und Beine in die richtigen Positionen. 

Kaum merklich wurde die Musik leiser, bis sie schließlich komplett verstummte. Die Lehrer nickten sich zu und schickten mich von der Bühne. Meine Chancen waren schlecht einzuschätzen, keiner hatte etwas zu mir gesagt, ich musste mich also überraschen lassen. Die in einer Schlange stehenden Schüler traten beiseite, um mich durchzulassen. Ich verließ das Hauptgebäude und machte mich auf den Weg zum Strand, um mich ein wenig zu entspannen. Unsere Koffer mussten wir abgeben, doch diejenigen, die weiter hier unterrichtet werden würden, bekamen sie direkt nach der Bekanntgabe zurück. 

Ich ließ mich in den von der Sonne angestrahlten, heißen Sand sinken. Man sollte die letzten Stunden hier noch genießen, für den Fall, dass man Santa Monica verlassen musste. Das kalte Wasser umspielte meine Füße. Meine Schuhe hatte ich neben mir abgestellt. Da ich nicht wusste, wann die bleibenden Schüler bekannt gemacht wurden, machte ich mich zehn Minuten später schon wieder auf den Rückweg. Auf dem Schulgelände angekommen lief ich schnellen Schrittes durch die Eingangshalle der Academy auf eine riesige Masse an Schülern zu, manche jubelnd, manche am Boden zerstört, deren Augen an der Tafel klebten, wo normalerweise der Tagesplan hing. Als ich näher kam, konnte ich erkennen, dass auf jeweils einem Zettel pro Jahrgang Namen standen. Ich drang nach vorne, murmelte immer ein flüchtiges >>Entschuldigung<<, wenn ich jemanden  anrempelte oder versehentlich auf den Fuß trat. An den Klemmbrettern angekommen, ging ich die Namen in meinem Jahrgang durch, Kurs 11. 

Da stand mein Name. 

An fünfter Stelle. 

Ich schlug mir die Hand vor dem Mund, um meinen Freudenschrei zu dämpfen. Doch diese währte nicht lange, als ich bemerkte, welche Namen fehlten.

So meine Lieben, erst einmal ein riesiges Sorry! Es tut mir wahnsinnig Leid, dass ihr so lange warten musstet. Ich hoffe euch gefällt das Kapitel trotzdem, ihr könnt mir gerne Kritik, Verbesserungsvorschläge und Ideen in die Kommentare schreiben. 

Big Love - Sara 

Lights Where stories live. Discover now