↠Kapitel 28↞

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"Ich bin 17. Das nimmt uns doch kein Mensch ab", stöhnte ich auf und Kyla bewunderte einfach nur weiter mein
Spiegelbild.

"Du bist 17 aber siehst aus wie mindestens zwanzig, wenn ich dich in diesem Kleid sehe- Alter!", hauchte sie imposiert und musterte mich weiter. Das schlichte, schwarze Kleid schmiegte sich eng an meinen Körper, bis hinunter zu der Mitte meines Oberschenkels. Wieso tat ich das hier nur?

Auf Kylas Kommentar sagte ich nichts mehr. Dass zwischen uns nicht alles im Reinen war, konnte sie sich auch selber denken und in erster Linie tat ich mir den Abend nur an, weil ich wusste, in welcher scheiß Situation sie sich befand. Auch wenn dieses ganze Drama um seinen Bruder noch lange zwischen uns stehen würde, war sie immernoch meine Freundin, oder ist es mal gewesen. Ich weiß es nicht.

Kyla schien mein Zögern zu bemerken und ihr Blick wanderte zu Boden. "Ich weiß, dass das nicht leicht für dich ist, Eliza. Ich will nur dass du weißt, dass ich und Jake dir wirklich dankbar sind und mächtig in deiner Schuld stehen, auch wenn Jake das noch nicht allzu bewusst ist", sprach sie leise und ich nickte nur steif. Dieser Psycho war mir dankbar, wer's glaubt wird seelig!

"Ich will nicht, dass er mich in irgendeiner Weise berührt", sprach ich kalt und mahlte mit dem Kiefer. Dieser Typ machte mir Angst und umso mehr Abstand ich wischen ihn und mich bringen würde, desto besser lagen meine Chancen, lebend aus der Sache rauszukommen.

Kyla schluckte. "Du spielst seine Verlobte, die ein oder andere Berührung lässt sich da nicht vermeiden", erwiederte sie zögernd und ich wandte mein Blick von meinem Spiegelbild ab, um die Bründette anzusehen.

"Er wollte mich umbringen. Keine Berührungen, oder ich bin raus!", fauchte ich und Kyla nickte schnell. "Ich werd's ihm sagen", nuschelte sie leise, griff nach ihrer viel zu teuren Tasche und folgte mir aus meinem sicheren Habitat.

Die Autofahrt verlief relativ ruhig und ich bereitete mich emotional darauf vor, was jetzt kommen würde. Jake und ich hatten kein bisschen was einstudiert und wir würden komplett aneinander vorbeireden, wenn der Herr oder die Dame vom Jugendamt etwas über unsere Beziehung in Erfahrung bringen wollte. Wie auf Stichwort begann Kyla mich aufzuklären.

"Der Mann heißt Nicklas Ademés und arbeitet noch nicht lange am Amt. Unsere Chancen stehen also gut", sagte sie relativ trocken und ich musste ein Schnauben unterdrücken. Unsere Chancen.

Die Brünette parkte in der Einfahrt und ich senkte den Blick auf meine schwarzen High Heels, um bloß nicht das Haus angucken zu müssen, denn dann würden wieder Erinnerungen aufkommen, auf die ich gerade echt keinen Nerv habe.

"Hereinspaziert. Holst du Jake eben runter, er macht sich noch fertig", bat sie mich fröhlich und stolzierte dan summend in die Küche. Was verstand dieses Mädchen unter 'keinen Kontakt mit ihrem Bruder' nicht?

Zügig lief ich die Treppe hoch und überflog dabei die weiße Wand, die ich mit Jake zusammen gestrichen habe. Es ist wirklich gut geworden. Von irgendeinem Verbrechen war nichts mehr zu sehen. Ich schluckte und richtete meinen Blick dann auf die Türen vor mir.

Wage erinnerte ich mich, in Jakes Zimmer aufgewacht zu sein und klopfte kurz routinemäßig an seine Tür, bevor ich sie leise öffnete und in das Zimmer schlüpfte.

Meine Augen wurden groß, als ich Jake sah. Irgendwie war ich nicht auf ein Treffen mit ihm vorbereitet. Das würde ich wahrscheinlich nie sein. Gedankenverloren starrte ich seinen Rücken an, der überspannt war von einem glatten, weißen Hemd.

Leise räusperte ich mich und wie vom Blitz getroffen drehte er sich um und funkelte mich mit seinen grauen Augen an. Kurz wanderte sein Blick über mein knappes Kleid und meine nackten Beine, bevor er sich kurz auf die Lippe biss und mir wieder ins Gesicht schaute. Wieder räusperte ich mich, dieses Mal eher peinlich berührt.

Psycho's smileWo Geschichten leben. Entdecke jetzt