Kapitel 26

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Seine Hand zuckt zurück als er mir meine Schmerzen ansieht und er kniet sich hin. "Was hast du gemacht Kätzchen...?" fragt er sanft und ich hebe vorsichtig und schief lächelnd den Kopf. "Würdest du mir glauben, dass ich bei dem Anblick einer Leiche gegen den Bettpfosten gelaufen bin, als ich mich ruckartig umgedreht habe?" Doch das schütteln seines Kopfes ist mir antwort genug. "Bring mich nich um okay...?" murmle ich leise und sanft lächelnd hebt er mich hoch! Überrascht kralle ich mich an seinem Arm fest und sehe zu ihm hoch! "Blondy?! Was soll das?" frage ich und er setzt sich auf das Bett. Wortlos werde ich auf seine Brust gedrückt und er legt sich in die mitte des pinken albtraums. Er rückt noch ein bischen herum, legt die linke Hand unter seinen Kopf, während seine linke auf meinem Rücken verweilt. "JETZT kannst du erzählen!"

Ich atme tief ein und sehe ihn dann zuerst genervt und dann entschlossen an. "Aber ich will am leben bleiben! Und meine freiheiten behalten!" antworte ich und er nickt. Dann lege ich mich gemütlich auf ihn. Heißt, dass ich mein Kinn auf seiner Brust abstütze und meine Arme an seinen hinunterhängen lasse. "Ich... war im Ausguck..." murmle ich und er legt den Kopf schief. Dann nimmt er seine Brille hinunter und sieht mich an. "Das war sicherlich nicht alles Kätzchen!" brummt er und ich sehe auf die Seite. "Ich habe einen schrei gehört, der sich nach dir angehört hat. Dann habe ich mich auf den Weg nach draussen gemacht. Baby 5 hat mich beschützt und ich habe sie überreden können, mir eine waffe zu geben. Ein scharfschützengewehr..." Während ich rede, verkrampft er sich immer mehr und seine blauen Augen durchdringen mich fast! "Bin dann hoch und hab von oben ein kleines bischen... aufgeräumt und Marinesoldaten beseitigt."

Stille. Unangenehme Stille in der ich nicht weiß, ob ich jetzt gleich an die nächste wand geworfen werde oder weniger glück habe und getötet werde. "Und... wie bist du ungesehen hier rein gekommen?" fragt er und ich bin überrascht! "Baby 5 hat laut genug gerufen, dass ihr unter Deck seid. Also bin ich dann schnell vom Ausguck runter und über's Bullauge rein. Dann schnell in's Bad und... ja. Den rest kennst du..." sage ich und er fängt an, mit seiner Hand langsam meinen Rücken auf und ab zu fahren. Schon fast genießerisch schließe ich die Augen und lege meinen Kopf seitlich, sodass ich mich komplett entspannen kann. "Du hast heute zum ersten mal Menschen getötet und du bist so ruhig?" fragt er und ich bewege mich keinen millimeter. "Nicht das erste mal..." antworte ich brummend und er stockt, bevor er mit seiner Hand weitermacht.

"Wie meinst du das...?" Ich reisse mich zusammen und seufze. Dann setze ich mich auf. Meine Beine gehen links und rechts von seinem Bauch hinunter und ich sehe auf ihn hinab. "Weißt du... Du bist komisch..." murmle ich und er legt die Stirn in falten. "Wieso das auf einmal?" Ich lege den Kopf schief. "Ich kann dir einfach so sagen, was ich gemacht habe. Ohne angst zu haben, dass du mich deswegen verurteilst." Er fängt an zu lächeln und streckt seine Arme aus. Seine Hände legen sich an meinen Kopf und ziehen mich wieder langsam hinunter. Ich lasse es zu und liege wieder auf ihm. Diesmal ein wenig weiter oben, sodass mein Kopf an seiner Halsbeuge liegt. "Das nennt sich richtiges Vertrauen. Ausserdem habe ich ja gesagt, dass ich schlimmeres getan habe, als du dir jemals hättest vorstellen können." flüstert er und ich nicke leicht.

"Ich habe heute nicht zum ersten mal getötet, weil ich vorher schon ein paar Menschenleben ausgelöscht habe." sage ich und er legt sein Kind auf meine Haare. "Das ist doch nicht schlimm. Du hattest sicher einen grund..." murmelt er und ich schüttle leicht den Kopf. "Einfach nur, weil's mir spaß gemacht hat und weil wir informationen brauchten..." antworte ich und kurz erstarrt er, bevor er mir wieder über den Rücken streicht. "Aber dann hatte es ja doch irgendwie einen Sinn oder?" Wieder schüttle ich den Kopf. "Ich wurde damals in eine Bande aufgenommen. Ich war fünf oder sechs. Es war eine Bande, die mit schwerstkriminellen zusammenarbeitete und immer wieder neue Informationen brauchten. Ich habe mich, wie du von Lissi weißt, im Waisenhaus gern geprügelt. Von dort haben sie mich auch. Ich wurde bei ihnen aufgenommen, um potenzielle Informanten anzulocken. Mir war das damals egal. Ich hatte leute, die mich so aufgenommen haben wie ich war und nicht an mir rumgemeckert haben!"

Doflamingos Hand wandert von meinem Rücken zu meinem Gesicht und streicht mir vorsichtig eine strähne aus meinem Sichtfeld. Diese berührung entspannt mich sofort wieder und ich schließe kurz die Augen. Er sagt nichts, sondern lässt alles von mir aus kommen. Nicht so, wie letztes mal. "Ich habe unschuldige Leute angelockt und sie den anderen übergeben. Das foltern und das spaß daran haben, habe ich erst später gelernt. Es war befriedigend, den Menschen dabei zuzusehen, wie sie schmerzen haben! Wie sie das aushalten mussten, was ich erleiden musste!" Als er merkt, dass ich mich langsam reinsteigere, legt er nun beide Hände an meine Wangen und streicht mit den Daumen darüber. Ich seufze und lehne mich ein wenig nach rechts in die hand rein.

"Mein erster Mord war mit 13. Und ja, ich habe damals schon mit Hank zusammengewohnt. Er wusste nichts von meinen Aktivitäten und ich bin erst ein paar Jahre später ausgestiegen. Als ich gelernt habe, dass nicht alle Menschen böse sind und es wenigstens einen gibt, dem ich vertrauen kann. Und der MIR vertraut! Aber es war einfach so wunderbar, wie ihnen langsam bewusst wird, dass sie nicht mehr lange haben und dann flehen. Ihre bittenden Augen. Die versprechen, die sie eh nie einhalten werden. Und die erkenntniss, dass sie nichts machen können. Nach der verzweiflung kommt die Wut. Sie denken, dass man dann respekt vor ihnen hat, denn sie bäumen sich ja trotz den fesseln gegen ihre Peiniger auf! Und dann kommt die resignation. Das wissen, dass sie sich nicht mehr retten können. Das aufgeben." Doflamingo hat mich losgelassen und ich richte mich auf. Beschämt sehe ich auf die Seite. "Tja... Jetzt kennst du das ich, dass ich seit jahren zu unterdrücken und verstecken versuche. Und ich glaube, dass ich mich jetzt bereit für ein donnerwetter und anschließender Seebestattung machen sollte..." murmle ich und mache anstalten aufzustehen!

In den Ruinen meines HerzensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt