Kapitel 19

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Zuerst ein verdutzter Blick. Dann erleichtertes Auflachen von Doflamingo. "Wie es sich mein Kätzchen wünscht!" sagt er und ich atme durch. "Und wenn du das mit dem 'Kätzchen' einstellen könntest, wäre ich dir ebenfalls sehr dankbar...!" füge ich hinzu und er beugt sich lächelnd zu mir hinunter. Seine Hand legt sich unter mein Kinn und es wird leicht hochgehoben. "Das werde ich niemals! Ich darf dich nicht kleine nennen... Und Kätzchen passt doch so viel besser zu dir!" Ich verdrehe die Augen und verschränke die Arme. "Nanana? Wer wird denn gleich?" fragt er amüsiert und beugt sich noch weiter zu mir hinunter. Sein Mund ist ganz nah an meinem Ohr und sein warmer Atem lässt mich erschauern! "Du bist übrigens die einzige, die ich so nenne und nennen werde..." haucht er und erstarre! Mein Herz beginnt zu rasen und meine kleinen Nackenhärchen stellen sich auf!

"GEHST DU WEG VON IHR DU MIESES SCHWEIN!" brüllt plötzlich eine stinksaure Stimme und abrupt richtet sich Doflamingo auf! Wir sehen in die Richtung und erkennen eine sehr wütende und sehr bis an die Zähne bewaffnete Baby 5, die mit einer Kanone auf den blondhaarigen zielt! Doch anstatt das irgendwie als bedrohung aufzufassen, schnalzt er genervt mit der Zunge! Ähm hallo...?! Also so rein theoretisch ist ein gesamtes Waffenarsenal auf dich gerichtet?! Da ich nicht wirklich will, dass irgendwas passiert, stelle ich mich zwischen ihn und Baby 5, die so wütend ist, dass ihre Hände zittern! "Alles in ordnung Baby 5! Wir haben das geklärt okay? Du musst ihn nicht umbringen!" rufe ich und hebe beruhigend die Hände. Doch sie zielt weiterhin auf den gelangweilten Riesen hinter mir. "Komm bitte wieder runter! Ich hab gesagt, ich werde das klären und das habe ich! Und jetzt leg die verdammten Waffen weg! Ich habe keine lust, den Trümmerteilen der Werkstatt zu entkommen, von Blondy gerettet zu werden und das zweimal...! Nur um dann im nachhinein von dir über den Haufen geschossen zu werden!" Ich verschränke die Arme und deute mit dem Daumen hinter mich. "Da hätte er mich ja gleich im Hafenbecken ersaufen lassen können!"

Stille. Es dauert eine weile, bis eine Reaktion kommt! Doch diese ist gewaltig! Baby 5 bricht zusammen, die Waffen auf dem Boden liegend und fängt an zu weinen! Mit leicht wütendem Blick sehe ich zu Doflamingo, der sich die ganze Aktion interessiert betrachtet hat. "Du MUSSTEST ja unbedingt ihre Verlobten umbringen!" zische ich ihm zu und gehe dann auf die weinende schwarzhaarige zu. Ich habe zwar keine Ahnung, wie man das eigentlich macht, also jemand trösten. Aber ich habe es oft genug bei Hank oder jemand anderem gesehen! Also mache ich es einfach nach. Ich knie mich vor sie hin und nehme sie in den Arm. Sofort schlingt sie ihre Arme um mich und vergräbt ihr weinendes Gesicht in meiner Halsbeuge. Die Tränen jucken ein bischen, wenn sie auf meine Haut fallen, aber ich lasse den juckreiz juckreiz sein. Stattdessen lege ich eine Hand auf ihren Rücken und streiche langsam hoch und runter. Ihr schluchzen wird zu einem ruhigen wimmern und hört schließlich ganz auf.

Sie lehnt sich nach hinten und wischt sich lächelnd die restlichen Tränen aus dem Gesicht. "Danke Sera... Das hab ich gebraucht!" Ich nicke ebenfalls lächelnd und helfe ihr beim aufstehen. "Ich bin wieder in meinem Zimmer. Etwas... ausruhen..." meint sie und ich nicke. Dann geht sie, ohne Doflamingo auch nur eines einzigen Blickes zu würdigen, wieder unter Deck. Seufzend gehe ich zu ihm an die Reling. "Das nächste mal beruhigst DU sie... Ist das klar?" brumme ich und lehne mich neben ihn an das weiße Geländer. Sein Blick ist amüsiert auf mich gerichtet. "Mein Kätzchen als einfühlsame Frau... Interessante seite!" gibt er zu und ich nicke. "Allerdings... Es war das erste mal, dass ich jemanden getröstet habe." Ich sehe zu ihm hoch und lächle schief. "Dafür ist es ja nicht mal SO schlimm geworden oder?"

Er wuschelt mir grinsend durch die Haare und sieht dann auf das Meer. "Dafür war es echt nicht schlecht...!" Ich drehe mich ebenfalls zum Wasser und sehe auf die untergehende Sonne. Es ist eine angenehme stille zwischen uns und ich lächle leicht. Es ist, als wäre Hank nah bei mir und meine Hand wandert zu dem Medallion an meinem Hals. Vorsichtig streiche ich über das glatte silber und halte es in meiner Hand. "Du vermisst ihn oder...?" fragt Doflamingo und ich nicke. "Wer würde seinen Vater nicht vermissen, wenn er so aus der Welt scheidet?" frage ich und beobachte die Wellen, auf denen Spitzen sich weiße Gischt bildet und dann wieder in sich zusammenfällt. "Es ist, als ob er gerade da wäre. Es ist ein verdammt komisches Gefühl..." sage ich und drehe meinen Kopf mit Tränen in den Augen zu ihm. Ein schon fast gezwungenes Lächeln erscheint auf meinem Gesicht. "Wird das jemals weggehen?"

Doflamingo sieht mich eine weile an, bevor er sich seufzend zu mir hinunter kniet und eine Hand an meine Wange legt. "Es wird nie aufhören Kätzchen..." meint er und wischt mir sanft eine Träne weg, die irgendwie ihren Weg hinaus gefunden hat. "Aber es wird leichter. Du wirst am anfang bei jeder Bewegung das Gefühl haben, dass die Person da ist. Dass du dich nur umdrehen brauchst und schon steht sie lebendig wieder vor dir..." flüstert er und ich nicke. "Aber auch das vergeht nach einiger Zeit..." fügt er ebenso leise hinzu und ich schlucke, mit den Tränen kämpfend. Ich schlinge meine Arme um seinen Hals und vergrabe meinen Kopf an seiner Brust. "Es soll einfach aufhören!" sage ich in seinen Federmantel hinein und spüre, wie er erst zusammenzuckt, sich dann aber entspannt und mir eine Hand auf den Hinterkopf und die andere auf den Rücken legt. "Es tut weh... Es tut einfach so weh!" flüstere ich mit heiserer stimme. Seinen Kopf legt er auf meine Schulter. "Ich weiß Kätzchen... Und es wird noch einige Zeit wehtun. Aber ich kann leider nichts dagegen machen..." erwiedert er genau so leise und drückt mich sanft noch ein wenig näher an ihn. "Ich kann nur da sein, wenn du eine kleine Auszeit brauchst... mehr kann ich nicht tun..." flüstert er und ich nicke. Dann schniefe ich und lege meinen Kopf an seinen Hals. Es ist warm und sicher. Beruhigt mich ein wenig und ich atme durch.

In den Ruinen meines HerzensWhere stories live. Discover now