Kapitel 11

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Ich höre das rascheln von irgendwas und dann seine Stimme direkt an der Tür. "Muss das sein?" fragt er und ich verdrehe die Augen. "Ja es muss! Ich habe noch nie ein Kleid getragen und werde damit jetzt auch nicht anfangen!" Ich kann ein seufzen hören und kann mir vorstellen, dass er gerade etwas genervt den Kopf schüttelt! "Ich habe aber nur Kleider in deiner ungefähren größe! Ich hatte bis her eben nur frauen, die Kleider trugen!" erwiedert er und ich zucke mit den schultern. "Ist mir doch egal! Du meintest, dass ich so nicht schlafen kann und hast mich wieder Marionette spielen lassen! Also lass dir auch hierfür was einfallen!" brumme ich und es herrscht kurz stille. Dann ein stöhnen. "Ich kann dir ein paar meiner sachen geben. Aber sie werden dir um einiges zu groß sein!" meint er schließlich und ich grinse zufrieden. "Dann gib schon her!"

Gesagt, getan. Er reicht mir durch einen spalt der Tür ein paar Klamotten und ich gebe das Kleid zurück. Die Türe schließe ich wieder und ziehe mir die sachen an. Es ist ein wirklich viel zu großes graues shirt und eine schwarze kurze Hose, die sonst wohl eher als unterhose getragen wird. Mit geht sie auf jedenfall bis über die Knie und lugt nur ganz knapp unter dem Shirt hervor. Einigermaßen zufrieden gehe ich aus dem Bad, nachdem ich das Medallion wieder umgelegt habe und erblicke einen halbnackten Doflamingo, der schon im Bett liegend wartet. Natürlich ist das Bett eine sonderanfertigung und ich habe das gefühl, dass mindestens 15 Personen reinpassen würden. 15 normal große versteht sich! "Hm... sieht besser aus als gedacht!" meint er und klopft neben sich auf das Bett. "Komm her!"

Ich werde tunlichst vermeiden, auch nur in die NÄHE zu kommen, wenn ich auf dem Bett liege! Also mache ich einen Bogen, gehe um das Bett herum und setzte mich auf die äußerste Kante des ekelhaften Pinken Bettes. Wer es bis hier hin immer noch nicht gecheckt hat: Ich HASSE pink, rosa und lila über ALLES! "Dann eben so." brummt der blondhaarige und legt die Decke über sich. "Gute Nacht Kätzchen! Ich freue mich schon auf meinen gewinn!" Aus dem Augenwinkel beobachte ich ihn eine weile bevor ich sicher bin, dass er schläft. Seine große Brust hebt und senkt sich regelmäßig und in tiefen langen Atemzügen. Ich hingegen stehe langsam wieder vom Bett auf und gehe auf eines der Bullaugen zu, die als Fenster nach draussen dienen. Mein Blick schweift über das ruhige nächtliche Meer. In der Oberfläche spiegelt sich der halbmond und lässt die ungefähre strömung erkennen.

Ich stehe einige stunden so da. Versuche, den heutigen Tag zu verarbeiten! Die verschiedensten Gefühle tauchen auf und gehen wieder. Immer wieder greife ich an das silberne Schmuckstück und streiche gedankenverloren darüber. Ich muss hier weg. Ich muss hier so schnell wie möglich verschwinden! Das sind meine gedanken und mir kommt eine Idee. Warum denn unbedingt die Tür? Wenn doch auch das Fenster geht!

Ein kurzes lächeln huscht über mein Gesicht und ich sehe unauffällig zu Doflamingo, der tief und fest mit seiner Sonnenbrille schläft. Kurz beisse ich mir noch auf die Lippen und drehe mich dann zu dem Bullauge um. Schnell habe ich es auf und blicke ein letztes mal zu dem blondhaarigen. "Tut mir leid blondy... Aber ich muss meine Insel schützen." flüstere ich fast lautlos und quetsche mich aus der kleinen öffnung hinaus. Ich bekomme den unteren Rand des Geländers von oben zu fassen und halte mich dort fest, während ich meine Beine aus dem Bullauge ziehe und mich vorsichtig umsehe. Schnell klettere ich hinauf, was mich ein wenig an das klettern an der Klippe erinnert und stehe in der nächtlichen Kälte auf einem mir unbekanntem Schiff, dessen Aufbau ich so ganz und gar nicht kenne! Doch nach kurzem überblicken der Lage, weiß ich, wo ich hin muss! Lautlos schleiche ich barfuß über das Holzdeck und entdecke die Planke, die mich in die Freiheit führt! Blitzschnell laufe ich darauf zu und sprinte die Planke hinunter! Meine Füße betreten den steinernen Hafen und ich laufe ohne groß nachzudenken in richtung Marktplatz und in richtung der Bar, die hoffentlich immer noch offen hat!

Und zu meinem glück sehe ich noch Licht durch die Fenster scheinen! Ich bleibe davor stehen und mache die Tür auf. Warme luft kommt mir entgegen und ich sehe mich kurz um. Es sind zwar noch ein paar da, aber die bekommen nicht viel mit. Die sind so blau, dass man neben ihnen nackt einen Polka tanzen könnte und sie würden es nicht mitbekommen! Entweder sitzen sie an den Tischen und haben ihre Köpfe auf den Tisch gelegt oder sie liegen am Boden. "Sera! Wie siehst du denn aus?" fragt mich eine weibliche stimme und ich drehe mich in richtung Bar. "Hey Lissi! Lange geschichte und nein... ich bin mit niemanden in's Bett gesprungen wenn du das meinst! Hast du ein paar ersatzklamotten da?" frage ich und sehe sie an. Ihre blaue Augen mustern mich kurz. "So viel hast du noch nie geredet. Alles in ordnung?" Ich nicke und gehe zu ihr an die Bar. "Ich fürchte, dass der heutige... Vorfall... meine Zunge gelockert hat." brumme ich und sie nickt verständnissvoll. "Alles klar. Ich hole sachen von mir und du bedienst dich beim Bier! Ausserdem kannst du oben in einem der Gästezimmer schlafen! Ich wollte es dir anbieten, aber du warst so schnell weg...!" meint sie und ich lächle sie an. "Danke Lissi...!"

Während sie also in den privaten Teil des Gebäudes geht, gehe ich hinter die Bar und nehme einen der großen Krüge in die Hand. Ich zapfe mir ein volles Glas und lehne mich an die Theke. Mein Blick schweift über die Alkoholleichen und immer wieder genehmige ich mir einen schluck des frischgezapften Bieres. Schluck für schluck trinke ich das herbe getränk und wünsche mir, dass es den heutigen Tag nie gegeben hätte. Dass ich nie erfahren hätte wie es ist, einen seiner Elternteile zu verlieren und dabei etwas zu fühlen! Meine richtigen habe ich schließlich nie kennengelernt! Das stechende gefühl bei jeder bekannten aktivität, die man auch nur ansatzweise mit der Person gemacht hat, sofort wieder an sie erinnert zu werden! Das gefühl zu haben, nie wieder lachen zu können! Alles verloren zu haben, obwohl man eigentlich nichts hätte!

In den Ruinen meines HerzensWhere stories live. Discover now