Da kam uns Liam entgegen, er winkte mir zu und ich zurück. Ich fand es ziemlich schade, dass er keine magischen Fähigkeiten hatte, es hätte bestimmt Spaß gemacht zusammen zu trainieren. Sue war wohl zu dem Ergebnis gekommen, dass es in Ordnung war sich zu treffen, denn sie fuhr begeistert fort: "Ach, Summer, deine Schwestern sind ja so begabt!" "Tatsächlich?" Sie nickte und wollte noch etwas sagen, aber da waren wir da.

Sie machte ein Klopfzeichen an der Tür und von innen schloß jemand auf und ließ uns hinein. Sunshine, Spring, John, das fliegende Mädchen namens Lynn und andere Ältere waren da. Die Tür geöffnet hatte uns Travis - ich grinste, klar, dass Spring sich einen magischen Jungen geangelt hatte, das passte zu ihr. Meine Schwestern winkten mir und mir fiel wieder ein, dass ich etwas beleidigt war, weil sie mir nichts davon erzählt hatten. Ich baute mich vor den beiden auf. "Warum habt ihr mir nicht gesagt, dass es hier Unterricht für Magie gibt?" "Das hättest du uns sowieso nicht abgekauft", meinte Spring und Sunshine ergänzte: "War es denn so schlimm? Als Überraschung war es doch noch viel toller zu erfahren!" "Ja, ok", gab ich mich geschlagen und ging zurück zu Kiera, die sich auf einen Tisch gesetzt hatte. Nach zwei Minuten trudelte noch Christopher ein und Travis stellte sich vorne hin und sagte mit erhobener Stimme: "Leute, wir wollen anfangen! Schiebt die Tische zur Seite und bildet einen Stuhlkreis!"

Wir übten bis kurz vor dem Abendessen. Spring und Sunshine konnten beide ihr Aussehen in jeglicher Weise verändern, Größe, Dicke, Gesicht und sogar die Stimme. Besoders lustig war es, wenn sie die Gestalt von jemandem von uns annahmen und man sich nicht mehr sicher war, ob man noch man selbst war. Travis hatte die Fähigkeit die Farbe von Gegenständen zu ändern oder sie völlig unsichtbar zu machen. Er färbte Springs Haare blau, aber die schlug ihm nur spielerisch gegen die Schulter und änderte die Farbe einfach wieder zurück. Alles in allem machte es sehr viel Spaß. Und beim Abendessen war Lend überrascht, wie gut gelaunt wir waren.

Kiera:


Am nächsten morgen, während dem gesamten Frühstück über, schwärmte Lend von Francesco, was Summer und mich nicht sonderlich störte, da wir nur die Hälfte davon mitbekamen und ich wieder telepathisch mit ihr Kontakt aufnahm. Die Übungsstunde gestern hatte sich als sehr lehrreich herausgestellt, da wir nun unsere wahren Kräfte kannten und mit der Zeit würden wir auch lernen sie richtig einzusetzen. Heute würden wir in dem Kurs, der zusammen mit den Oberstufenschülern stattfand, teilnehmen. Da wir es kaum erwarten konnten unsere Kräfte wieder einzusetzen, kamen wir als erste im Klassenzimmer an, in welchem Mr. McEvans uns schon erwartete. Nach und nach trudelten auch die anderen Schüler ein - Sue schenkte uns ein kurzes Lächeln - und wir suchten uns einen Platz in dem Stuhlkreis aus. Sunshine setzte sich neben Summer und Spring saß neben ihrem Travis. John setzte sich zu meiner linken, Summer zu meiner rechten Seite. ,,Buh!", übermittelte ich John, um seinen Gesichtsausdruck zu sehen. Er schaute kurz überrascht und musste daraufhin lachen. ,,Lass das! Ich hab mich immer noch nicht damit abgefunden, dass du einfach in meinen Geist eindringen kannst!", rief er und ich stimmte in sein Lachen ein. Gerade als Mr. McEvans die Unterrichtsstunde beginnen wollte, riss jemand energisch die Tür auf und steuerte hektisch auf einen freien Stuhl zu. ,,Oh mein Gott! Das ist Nathan!", hörte ich Summer neben mir, während sie erschrocken einatmete. Ich konnte förmlich eine dunkle Aura spüren die ihn umgab, aber vielleicht bildete ich mir das auch nur ein. ,,Nathan, schön, dass du uns auch mal wieder mit deiner Anwesenheit beglückst!", sagte unser Lehrer mit einem hörbaren sarkastischen Unterton, aber dieser ignorierte diese Bemerkung gekonnt. Er schien alle neuen Gesichter zu mustern, als sein Blick von Summer zu mir schwenkte, starrte er mich verwundert an. Zu gerne wollte ich wissen, was seine besondere Gabe war und Summer schien genauso zu denken, denn sie starrte grimmig zurück, doch er schien sich davon nicht beeindrucken zu lassen. Während die älteren Schüler nacheinander ihre Gaben vorführten, waren Summer und ich wie gebannt. Schließlich waren Spring und Sunshine an der Reihe und nach ihnen führte Travis seine Kraft vor, indem er Nathans schwarze Kaputzenjacke orange färbte. Alle fingen an zu lachen und auch Nathan zog einen Mundwinkel nach oben als er sagte:,, Netter Trick, Travis. Aber jetzt mach mal Platz für den Meister!" Mit diesen Worten stellte er sich in die Mitte unseres Kreises und wartete ab, bis Travis seinen gewohnten Platz neben Spring wieder eingenommen hatte. ,,Übertreib es nicht, Nathan!", warnte ihn Mr. McEvans, der anscheinend die Ausmaße seiner Fähigkeiten allzu gut kannte. Als Nathan anfing, bildete sich eine Art schwarzer Dunst um ihn herum und er hielt eine schwarze Kugel zwischen seinen Händen. Mit der rechten Hand warf er sie in Richtung Fenster, wo sie sich in der Luft verformte und sich als eine schwarze, druchsichtige Schicht vor die Fenster legte. Er hatte die Fenster und auch einen Teil der Fensterbänke eingefroren. Aber wieso war das Eis schwarz? Das ergab keinen Sinn. ,,Das war noch lange nicht alles...", flüsterte mir John zu, der nun einen etwas besorgten Blick aufsetzte. Nathan drehte sich mehrmals um die eigene Achse und erzeugte so einen dunklen Wirbelsturm, den er nun auf die Fenster zuschoss, die alle gleichzeitig mit einem lauten Klirren zerbrachen. Erschrocken hielt sich Summer die Ohren zu und auch ich erschrak fürchterlich bei dem Geräusch von tausenden Scherben, die auf dem Boden landeten. Nathan lächelte nun selbstzufrieden, wogegen unser Lehrer kopfschüttelnd auf ihn zutrat und ihm eine Hand auf die Schulter legte. ,,Nathan...wo soll ich nur anfangen?" ,,Am besten gar nicht", unterbrach Nathan ihn ,,Meine Eltern kommen schon für die Kosten auf", sagte er mit einem wissenden Grinsen. ,,Das ist nicht der Punkt! Die Sache ist die: In dir steckt so viel mehr als das! Du musst lernen deine gute Magie zu entfalten, sonst wirst du nichts als Zerstörung bewirken. Denk drüber nach", sagte er und wendete sich nun wieder an die ganze Klasse. ,,Nun, wer möchte als nächstes seine Kräfte vorführen?" Ein großer, schlanker Junge mit braunen Haaren trat hervor und Mr. McEvans stellte ihn uns als David vor. David erzeugte einen Luftstrom, der aus beiden seinen Händen kam und balancierte langsam einen Tisch auf einer unsichtbaren Luftschicht, den er in die Höhe fliegen ließ. Ein paar Schüler fingen an zu jubeln, als er auch noch einen Stuhl in die Luft hob. Als er beides wieder absetzte, zog er eine Augenbraue auffordernd hoch und fragte:,, Na, wer von euch Ladies möchte gern meine freiwillige sein?" Stille. Keiner hob die Hand hoch, weil sich anscheinend alle, wie auch ich, fürchteten, dass er jemanden fallen lassen würde. ,,Wie wär's mit dir?", er trat auf mich zu und ich schaute Summer mit einem um Hilfe flehenden Gesichtsausdruck an, doch sie konnte sich nur ein Lachen darüber, dass es mich getroffen hat, kaum verkneifen. Ehe ich mich versah, zog er mich von meinem Stuhl auf meine Beine und alles, was aus meinem Mund heraus kam, war ein erstickendes:,,Nein...", dem jedoch keiner Beachtung schenkte. Ich spürte, wie sich warme Luft unter mir breit machte und mit einem großen Luftstoß wurde ich in die Höhe geschleudert, wo ich, wie auf einer Luftmatratze, schwebte. Die Klasse jubelte und ich erwartete wieder auf den Boden gelassen zu werden, was aber nicht der Fall war. Stattdessen begann er mich in der Luft schneller und immer schneller zu drehen, bis ich die Augen schloss, was im Nachhinein keine gute Idee war, da mir so nur noch mehr schwindelig wurde. ,,Summer! Hilf mir!" rief ich ihr in Gedanken zu, worauf sie sofort reagierte. ,,Lass sie wieder runter!", rief sie ihm zu, doch er ignorierte ihre Worte und begann mich nun in die andere Richtung zu drehen, wobei ich fürchtete mein Frühstück bald wiederzusehen. Mr. McEvans zuckte nur mit den Schultern und wandte sich Summer zu: ,,Er weiß, was er tut." Also drehte er mich weiter und schien nicht zu bemerkten wie mir immer übler wurde. Als er mich endlich wieder herunter ließ, stolperte ich ziellos durch die Gegend und fiel letztendlich auf den harten Boden, wobei ich mir den Kopf an einer Tischkante unschön anschlug. John und Summer stellten sich neben mich und fragten wie aus einem Munde:,, Alles okay?" Ich sah tausende Sternchen und wollte gar nicht mehr vom Boden aufstehen. Unfähig zu sprechen ließ ich Summer telepathisch eine Nachricht zukommen:,,Ich hoffe ich muss mich nicht vor allen übergeben!" Jetzt nahm ich Davids Stimme war: ,,Geht's dir gut? Tut mir echt leid, ich hätte aufhörn sollen, als Summer es gesagt hat..." Noch immer auf dem Boden liegend und unfähig aufzustehen, nahm ich immer wieder Gedankenfetzen auf. Da war Sue, die sich, genauso wie Summer und David Sorgen machte, Mr. McEvans, der drauf und dran war mich zur Krankenschwester zu schicken und John, der neben mir kniete, um meinen Zustand zu checken. ,,Kannst du aufstehen?", fragte er mich, was ich mit einem gedanklichen:,,Nein!" beantwortete. ,,Okay, ich denke die Frage, ob du laufen kannst erübrigt sich so..." War das etwa ein Scherz? Mir war so übel, dass ich nicht darüber lachen konnte. ,,Sie sagt, sie kann nicht aufstehen, geschweige denn laufen...", sagte John an Mr. McEvans gewandt. ,,Sie hat doch gar nichts gesagt!", mischte sich Nathan ein. ,,Nicht mit ihrem Mund", gab Mr. McEvans zurück. ,,Nathan, da du ja heute schon so viel angerichtet hast, kannst du dich mal als nützlich erweisen und sie zur Krankenschwester bringen." Ich wollte mit meiner letzten Kraft etwas sagen, um das zu verhindern, aber da hörte ich Nathans Stimme klar antworten:,, Wenn's sein muss..." ,,Summer! Mach irgendwas, damit ER mich nicht zur Krankenschwester bringt! Bitte!", flehte ich sie telepathisch an. ,,Mr. McEvans, warum kann John das nicht übernehmen?? Ich meine, er scheint viel verantwortungsbewusster und - " ehe sie ihren Satz beenden konnte, wurde sie von Nathan zischend unterbrochen:,, Nichts da! Ich bin wohl genauso verantwortungsbewusst!" ,,Das haben wir ja heute gesehen...", hörte ich Summers Gedanken und gab ein unwillkürliches Lachen von mir. Auf einmal spürte ich, wie mich zwei starke Arme vorsichtig hochhoben. Schließlich trug er mich zur Tür hinaus und den langen Gang entlang. Ich wusste nicht genau, wo sich das Krankenzimmer befand, aber ich erinnerte mich dunkel, dass es im Erdgeschoss, also zwei Etagen unter uns, war. Als er mich die ganzen Treppen bis ins Erdgeschoss trug ohne auch nur ein einziges Wort zu sagen, nahm ich immer wieder ein paar Gedankenfetzen von ihm war. ,,Warum musste David sie auswählen? Scheiß Angeber...! Ich hoffe um seinen Willen, dass es nichts ernstes ist..." Konnte es sein, dass sich Nathan ernsthafte Sorgen um mich machte? Niemals! Ich musste so hart auf den Kopf gefallen sein, dass ich schon halluzinierte. Als wir endlich - es kam mir wie Stunden vor, obwohl es bestimmt nur einige Minuten waren - das Krankenzimmer erreichten, machte er sich nicht mal die Mühe zu klopfen, sondern öffnete einfach die Tür und legte mich sanft auf eine graue Liege, die an einem kleinen Fenster stand, ab. Eine junge Frau mit roten Haaren, die sich um ihr rundes Gesicht lockten, brauchte nur wenige Sekunden, um zu mir zu eilen, während Nathan ihr die gesamte Situation schilderte. Sie leuchtete mir mit einer kleinen Taschenlampe in die Augen, um festzustellen, ob ich eine Gehirnerschütterung hatte und stellte mir Fragen wie zum Beispiel:,,Wie heißt du? Wie alt bist du? Um wie viel Uhr beginnt morgens der Unterricht?" Da ich auf alle Fragen die Antwort wusste und sie auch sonst nur eine kleine Prellung am Hinterkopf feststellte, verordnete sie mir viel Ruhe und ich sollte zu einer Nachuntersuchung am nächsten Tag noch einmal vorbeischauen, da würde ich aber Summer mitnehmen. Nathan, der während der gesamten Befragung an der Wand lehnte und mich mit einem Gesichtsausdruck, den ich nicht deuten konnte, beobachtete, wollte mich gerade wieder hochheben, doch ich hielt ihn davon ab. ,,Ich denke es geht wieder...einigermaßen...", was bei meinem ersten Schritt aber nicht so aussah, da ich taumelte. Nathan legte mir eine stützende Hand um die Schulter und führte mich langsam zurück zu meinem Zimmer. Er wartete noch solange, bis ich mich ins Bett gelegt hatte und drehte mir dann den Rücken zu. ,,Also...dann gute Besserung...schätze ich...", sagte er, ehe er sich der Tür näherte. ,,Nathan..?", fragte ich ihn, wodurch er sich nochmals umdrehte und mich anschaute. ,,Danke...", sagte ich knapp, weil ich mich schuldig gefühlt hätte, wenn ich mich nicht bedankt hätte. ,,Keine Ursache", erwiderte er mit einem Grinsen und schloss die Tür hinter sich. Kurz bevor ich einschlief, fragte ich mich noch, wo Summer bloß stecken mochte, aber da war ich auch schon im Land der Träume versunken.

Midnight Academy - Spiel mit dem SchicksalWhere stories live. Discover now