Epilog

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Trockene Klimaanlagen-Luft schlägt mir entgegen, als ich die Tür zur Bar aufstoße, um möglichst schnell dem grässlich weißen Flur zu entkommen. 

Die schwarzen Metalltische sind nur spärlich besetzt. Kein Wunder: Draußen ist wunderschönes Wetter und L.A. zeigt sich von seiner besten Seite. Wer sich bei dem strahlenden Himmel und den wunderbar sommerlichen Temperaturen nicht an den Strand legen oder im Meer sein will, der muss entweder wirklich wasserscheu sein oder einen wichtigen Termin haben. So wie ich. Und dieser wichtige Termin lächelt mich unschuldig aus der hintersten Ecke, von dem Tisch, an dem wir schon so oft gesessen haben, an. 

Ich verdrehe die Augen. Als ob er mir etwas vorspielen könnte. Seine Schauspieltalente sind zwar gut, aber nichts gegen meine weibliche Intuition. Und die schlägt schon den ganzen Weg hierher Alarm. 

Bob nickt mir zu, als ich vorbei gehe, und ich lächle zurück. Inzwischen weiß ich, dass Bob einer der lustigsten Menschen ist, die ich je kennengelernt habe und nicht der herzlose Fiesling für den ich ihn beim ersten Treffen hielt. Auch wenn viele seiner Witze auf meine Kosten gehen. Na ja, mindestens genauso viele zielen auf alle anderen Stammkunden ab, mehr sogar auf Dylan. Bob weiß eben, bei wem er es sich erlauben kann. 

Dylans Lächeln wird breiter, je näher ich ihm komme. Als ich vor ihm stehe, grinst er mich spitzbübisch an. „Und? Wie war die Abschlussfeier?" Er schiebt mir ein hochgeschossenes, schmales Cocktailglas zu, aus dem mir eine quietschblaue Flüssigkeit entgegenleuchtet. Ein Stück Ananas steckt am Rand und eine perfekt runde, rote Cocktailkirsche schwimmt obenauf. 

Ich setze mich und ziehe das Glas zu mir. Vorsichtshalber rieche ich nochmal daran. Nicht dass Dylan mir ausgerechnet dieses Mal Alkohol unterjubeln wollte. Das war eine Bedingung meiner Mutter, als ich die beiden miteinander so halboffiziell miteinander bekannt machte: Keine Drogen, kein Alkohol, genug Schlaf. Keine aus Versehen gesendeten Sexgeschichten, wobei ich nicht weiß, wo sie die absurde Idee her haben sollte. Die wirklich wichtigen Details erzähle ich Yessi immer nur Auge in Auge. 

Dylan zieht die Nase kraus und runzelt die Stirn, als ich am Cocktail rieche. „Ich werd' dich schon nicht vergiften." 

Ich blinzele ein paar Male aufreizend. „Weil du mich so liebst?" Einen Schluck und für den dramatischen Effekt über den Glasrand in seine Augen schauen. Das ist echt schwierig. Vor allem, wenn man keine Flecken auf dem schönen Oberteil will. 

Skepsis tritt in Dylans Blick und er gibt mir ein Once-Over, bevor er mit den Schultern zuckt, desinteressiert seinen eigenen Drink aufnimmt und hineinstarrt. „Vielleicht." 

Ich verschlucke mich ein bisschen, setze schnell das Glas ab und finde wieder in die Rolle. „Aww, du musst doch nicht so schüchtern sein! Ich beiße nur, wenn es die Situation erfordert." Und dann zwinkere ich, etwas was ich mich vor noch drei Monaten im Leben nicht getraut hätte. Meine Flirtkünste machen auf jeden Fall Fortschritte. Ich lächele süß. 

„Mmhmm", macht Dylan und es klingt ein bisschen zu sexy. Er stellt sein Glas zurück auf den Tisch und lehnt sich zu mir nach vorne, sodass seine Oberarme gut zur Geltung kommen. Dabei betrachtet er mich mit diesem Besserwisserblick, der mich in den Wahnsinn treibt. „Da erzählt meine Erfahrung aber eine ganz andere Geschichte." 

Ich zucke unschuldig mit den Schultern. „Deine Erfahrung lügt dir ganz dreist ins Gesicht." 

Dylan lacht laut und nimmt meine Hand, die noch immer mein Glas festhält, über den Tisch in seine. 

Was in der Bar passiert, bleibt in der Bar. Auch unsere halboffizielle Beziehung. 

„Nein, aber ehrlich. Wie war deine Abschlussfeier?", fragt er nochmal nach, jetzt wieder ernster. 

Ein Autogramm (Dylan O'Brien FF)Where stories live. Discover now