Kapitel 17

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Als ich von meinem Wecker geweckt wurde, war es draußen so dunkel, wie es eben mit den vielen Straßenlaternen und anderen Lichtquellen nachts in L.A. sein konnte, und ich brauchte nur eine Sekunde, um die Müdigkeit von mir abzuschütteln. Eigentlich eine Weltsensation, aber in diesem Zusammenhang fast schon zu einfach. 

Grund für meine nicht vorhandene Müdigkeit war meine Schadenfreude, die meine Mundwinkel nach oben in ein selbstzufriedenes Grinsen hob, während ich den Wecker so schnell wie möglich wieder ausschaltete. Ich wollte ja keines meiner Familienmitglieder wecken und sie dadurch von meiner geheimen Mission erfahren lassen, die weniger geheim als gemein war. Mein Opfer hatte es sich aber redlich verdient. Mich in all diese Fallen hineinlaufen zu lassen... Unverzeihlich! 

Umgehend schritt ich zur Tat und schaltete mein Handy ein, um meine Kontakte durchzuscrollen und schließlich unter dem Buchstaben Y fündig zu werden. Das Handy wählte laut und während ich es mir ans Ohr hielt, und meinen Traumfänger über mir beobachtete, wie er, wie von Geisterhand bewegt, sacht schaukelte, blieb mein Grinsen noch immer prominent und unübersehbar auf meinem Gesicht sitzen. 

Es dauerte nicht lang, da wurde auch schon abgehoben. 

„Warum rufst du mich mitten in der Nacht an?", fragte eine raue Stimme am anderen Ende der Leitung. Sie spülte vor Müdigkeit die Konsonanten rund, was mich noch breiter grinsen ließ. Perfekt. Die besten Voraussetzungen, damit das hier wirklich klappte. 

„Yessi, du hast einiges an Erklärungsarbeit zu leisten", sagte ich schlicht und setzte mich in meinem Bett auf, rutschte nach hinten und lehnte meinen Rücken gegen das Kopfende meines Bettes. Nicht unbedingt bequem, aber so fühlte ich mich wohler als im Liegen. Als hätte ich mehr Kontrolle über die Situation. 

„Ich hab was?", fragte sie und klang ein kleines bisschen wacher. Zumindest so lange, bis ich sie gähnen hörte. 

Nicht gut, zu gähnen war wirklich ansteckend! Schnell deckte ich das Mikrofon meines Handys zu und gähnte ebenfalls. Mein Kiefer knackte und ich zog die Nase kraus, wie ich es immer machte, wenn ich meinen Mund gerade weit aufgerissen hatte. Mein Ohr juckte und war warm, weil ich auf der Seite gelegen hatte. Das Handy wechselte kurzerhand an mein rechtes Ohr, während ich an dem anderen herumkratzte. "Ich sagte, du hast einiges an Erklärungsarbeit zu leisten. Ich weiß, dass du Informationen über mich an Dylan weitergibst und uns beide immer wieder zusammen bringst. Das erste Mal im Krankenhaus war total offensichtlich. Ich mein, du hast die anderen zur Tür hinausgescheucht! Und dann, als Dylan einfach an meiner Schule auftaucht? Das kannst doch nur du gewesen sein. Ich hab ihm nie erzählt, wo ich zur Schule gehe." Das Jucken hörte auf. Stattdessen drückten mir jetzt die Metallstreben meines Bettes unangenehm durch das Kissen in den Rücken. Konnte ein Mädchen nicht einmal bequem sitzen, während sie Antworten auf wichtige Fragen von ihrer Freundin erwartete? 

Die Leitung blieb für ein paar Sekunden still und ich befürchtete bereits, dass Yessi einfach wieder eingeschlafen sei – zutrauen würde ich es ihr. Dem war aber nicht so. „Ist das alles?", fragte sie und im Hintergrund raschelte etwas leise. Vielleicht stand sie gerade auf. Sie klang schon viel wacher, was mir in dem Moment aber nicht viel half. Schließlich hatte sie alle meine Vermutungen gerade bestätigt, aber auf so unspektakuläre Art und Weise, dass es absolut keinen Spaß gemacht hatte. Ich hoffte auf noch irgendwelche Ausbrüche darüber, dass ich sie wegen solchen Nebensächlichkeiten so spät angerufen hatte, aber sie blieb einfach weiterhin still. 

In einem Anflug von Ärger und Peinlichkeit über den kindlichen Trotz, der hinter dieser ganzen Aktion steckte, schlug ich meine Bettdecke zurück und stand ebenfalls auf. Der Boden war kühl unter meinen aufgeheizten Fußsohlen. Mit schnellen Schritten stellte ich mich an mein Fenster und sah auf die erleuchtete Straße hinaus. Mein Knie wippte nervös. Schnell verschränkte ich meine Arme, um mir selbst Halt zu geben. „Ähm, ja", sagte ich leise. 

Ein Autogramm (Dylan O'Brien FF)Where stories live. Discover now