Als ich sein Büro verlasse, kommt mir Agent Sharon Carter, auch bekannt als Agent 13, entgegen. Sie hat eine Zahl, da sie eher eine Personenschutz Agentin ist und keine, die für Missionen gedacht ist. Ich weiß nicht, ob sie mich überhaupt mag, aber sie starrt mich immer so seltsam und mit den Augen zusammen an, dass es mich immer wieder wütend macht. Sie hält Akten in ihrer Hand und ich halte ihr noch die Tür höflich offen, damit sie weiß, dass ich wenigstens versuche ihrem Blick zu entgehen, aber aus irgendeinem Grund klappt es nicht.

Wieder im Aufzug angekommen, gesellen sich einige S.T.R.I.K.E Agenten zu mir. Sie sind die Soldaten von S.H.I.E.L.D, die für die schwereren Missionen ausgebildet sind. Deswegen bestehen sie alle auch aus protzigen Männern. Ihr Anführer ist Brock Rumlow. Er ist für mich zwar gutaussehend, aber auch nach seinen Falten zuteile, ist er Mitte vierzig oder sogar bereits fünfzig.

„Agent Sherman.", sagt er, als er mich erblickt und stellt sich neben mich, genauso wie die anderen rund um mich herum.

„Rumlow."

Es wird still und in diesem Augenblick hätte ich mir einen Kugel einfangen können, denn ich beginne ein Thema, um dieser Stille zu entgehen.

„Glauben Sie er wird zurückkehren?"

Rumlow starrt mich fragend an. „Wer?"

Ich schaue ihn verwundert an. „Der Winter Soldier. Ich meine, er lebt sicher noch. Wer sagt, dass er nicht wiederkommt?"

Rumlow zuckt mit den Schultern und ich mustere sein Gesicht deutlicher. Was soll dieser Blick sagen? Er weiß es vielleicht, oder auch nicht? Aber wenn er es wüsste, wäre das ja totaler Quatsch. Dann hätte er schon längst diese Informationen an Nick Fury weitergegeben, welcher das dann durchs ganze S.H.I.E.L.D-Gebäude geplaudert hätte. Ach, ich mach mir immer wieder zu viele Gedanken über das Ganze.

Aber bei einem Gedanke bin ich mir sicher: der Winter Soldier lebt noch. ich bin mir sicher, dass der Winter Soldier noch lebt.

Als ich in der Lobby angekommen bin, gehe ich einfach voran und spüre die Blicke von Rumlow und den anderen auf mir. Womöglich liegt es daran, dass ich erst zwanzig Jahre alt bin und in einem hautengen Outfit von S.H.I.E.L.D herumlaufe.

Ich entdecke Clint an der Lobby.

„Hallo, Vogel."

Das war schon seit Jahren mein Spitzname für ihn und ich wäre es immer dabei belassen.

„Na, was hat Fury gesagt?"

„Ach, das Übliche." Ich und starre auf seinen Köcher mit Pfeilen am Rücken. „Hast du 'ne Mission?"

„Nein, aber angeblich wird bald eine in Afghanistan sein."

Nickend gehe ich an ihm vorbei, als er mir noch etwas hinterherruft. „Wir sehen uns!"

Ich schaue nicht zurück, sondern zeige ihm bloß den Daumen nach oben, während ich die Treppe zur Garage des Gebäudes nehme und in meinen schwarzen Audi R8 steige. Ich fahre bis zum Ausgang, wo man dann die Ausweiskarte von S.H.I.E.L.D in die Kamera zeigen muss, bis man wegfahren darf.

Diese Sicherheitsmaßnahmen gehen einem nach einer Zeit auf den Wecker, denn sie nehmen kostbare Zeit weg, aber ich versuche immer cool in die Kamera zu schauen, denn wenn man sich noch anders verhält, kann es sein, dass man befragt wird.

Ich nahm meine Sonnenbrille aus dem Handschuhfach. In Washington ist es wie immer ein schönes Wetter und ich liebe es hier Auto zu fahren. Vor allem, wenn man so viel PS draufhat, aber schon vier Mal musste ich wegen zu schnellem Fahren Geld dreschen. Ich lerne es wohl nie.

Nachdem ich mir etwas bei McDonalds zum Mitnehmen genommen habe und einen Eistee bei Starbucks mitnahm, fuhr ich in meine Wohnung. Leider ist diese nicht so modern, wie mein Auto. Ich wohne in einem Apartment mit einem anderen Agent zusammen. Denn eine weitere Sicherheitsmaßnahme ist, dass man immer in der Nähe eines anderen Agenten leben muss.

Diese Vorschrift finde ich totalen Unsinn. Wenn man etwas falsch gemacht hat, läuft das wie Feuer durch das Gebäude, dann weiß es Nick Fury und man bekommt Ärger, aber es kommt drauf an, was man getan hat. Naja, ich hab mal mit der Pistole unterm Kissen geschlafen und habe vergessen sie zu sichern. Und als ich meinen Kopf gedreht habe, schoss es wie aus dem Nichts unter meinem Kissen ab und hatte ein Loch in der Wand. Ich hatte Glück, dass es mich nicht getroffen hatte, aber nein, der Agent, der nebenan wohnt dachte, es sei etwas passiert und brach meine Tür auf und kam bewaffnet ins Schlafzimmer. Am nächsten Tag bekam ich Ärger von Fury, aber die anderen Agenten fanden es lustig. Es war der Lacher in der Basis für etwa eine Woche. Vor allem Rumlow, welcher mir das jeden Tag unter die Nase rieb, tut es jetzt noch immer und es ist jetzt immerhin zwei Jahre her.

Ich schlendere müde ins Gebäude und treffe im Treppenhaus auf Agent Jeremy Meyer, auch bekannt als Agent 8. Jap, ich hatte einen Personenschutz-Agenten bei mir wohnen und das macht mich immer wütender, wenn ich daran denke, dass ich seit meinem dreizehnten Lebensjahr gut alleine klarkomme.

„Skye, wie geht's dir heute so?"

Jeremy hat kurze schwarze Haare, an den Seiten rasiert. Man sieht schon vom Aussehen her, dass er eine arabische Abstammung hat. Ich nicke und suche meinen Schlüssel in meiner Hosentasche.

„Und bei dir?"

„Ach, alles beim Alten. Nur, dass meine Waschmaschine im Eimer ist und die im Keller benutzen muss." So ein Jammer.

Ich drücke meine Lippen zusammen und verforme mein Gesicht. Als ich meine Tür öffne, sagt er noch schnell: „Wir sehen uns morgen."

Ich bin von ihm gelangweilt und, dass er mit mir ausgehen will, weiß ich auch schon eine ganze Weile. Zwar ist er sieben Jahre älter als ich und eigentlich wirklich nett, aber nein – einfach nein.

Nachdem ich die Tür hinter mich schließe und den Schlüssel auf den kleinen Tisch neben der Tür lege, ziehe ich meine Lederjacke aus, hänge sie an den Kleiderständer und freue mich schon auf mein Bett. Die Dämmerung hat schon längst begonnen und es wird draußen auch immer dunkler, aber ich esse noch schnell meinen Burger und trinke mein Eistee leer, bis ich mich hinlege.

Alle Räume wie Küche, Wohnzimmer, Badezimmer und Schlafzimmer sind auf einer Ebene, was ich gut finde. Treppen mag ich nicht so gerne, also ist die Wohnung doch zum guten Zweck übrig.

Als ich ins Schlafzimmer schreite, meine Schuhe ausziehe und gerade meine Hose öffnen will, hörte ich ein Klappern aus der Küche, als hätte jemand die Holz- und Teiglöffel genommen. Ich halte meine Hose an, mache das Licht in meinem Zimmer aus und schleiche mich langsam vom Flur in die Küche. Zu meinen Gunsten erblicke ich nichts. Die weiße, moderne Küche ist dunkel und ich kann nichts Ungewöhnliches am Tisch und im Wohnzimmer erblicken. Ich gehe langsam um die Kücheninsel herum und streiche mit meiner linken Hand über durch die Holz- und Teiglöffel. Das gleiche Geräusch höre ich und ich frage mich, ob ich vielleicht nur verrückt werde oder es jetzt wirklich wahr ist. Kein Fenster ist offen, also kann es nicht der Wind sein, der hineinweht, aber blöd bin ich auch nicht. Das Geräusch war eindeutig und mir wird klar, dass hier etwas faul ist. Plötzlich höre ich einen Schritt hinter mir und sofort drehe ich mich um. Dann schlägt mir der Winter Soldier mit seinem Metallarm auf den Kopf und ich werde bewusstlos.

The Assassin: OblivionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt