56. Kapitel - Eine lange Nacht ...

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Es war fast eine Stunde nach der schrecklichen Nachricht von dem getöteten drei Jahre alten Mädchen. Es waren noch alle da...außer Yosano und Atsushi...
Es war schon spät in der Nacht.
Wir saßen alle an einem Tisch und unterhielten uns leise.
Ich hatte wieder eine Tasse mit heißem Tee in der Hand... Die anderen hatten auch alle irgendwelche Getränke vor sich stehen.
Eine Frage beschäftigt mich schon seit ein paar Stunden und ließ mich einfach nicht los.
_Wieso hatten Atsushi und Ranpo uns vorhin, auf dem Fest, verfolgt?_
Die Frage würde noch ewig an mir nagen bis sie mir endlich beantworten wurde...
»Hey Ranpo.«, ich schaute zu ihm »Warum warst du eigentlich vorhin auf dem Fest bei dem Tanizaki und ich waren?«
Die anderen blickten uns an. Ranpo warf einen Blick zu Dazai...
Zögernd sagte Dazai »Ich wollte nicht das du unbeaufsichtigt herumläufst...da deine Schwester da draußen noch frei herumläuft.«
»Also hast du Ranpo beauftragt mich zu beobachten?  Tanizaki war doch bei mir«
_Mir kann bei ihm nichts passieren. Außerdem will Tawada doch noch warten..._
Naomi warf mir einen wütenden Blick zu und rückte näher zu ihrem Bruder.
»Also eigentlich war ich nicht der einzige der dich beobachten sollte. Den ganzen Tag über waren entweder ich oder Atchi in der Nähe.«
»Gesundheit“, sagten fast alle gleichzeitig.
»Nein nein. Das hatte ich auch am Anfang gedacht aber das ist Atsushis Spitzname.«
»Wer nennt ihn den so?«, fragte Naomi leicht herablassend.
_Also das ist wirklich ein bescheuerter Spitzname...der arme Atsushi..._
»Sein Date«, Ranpo.
»Date?«, Dazai.
»Seid wann hat er denn eine Freundin? «, fragte Kenji.
Jeder schwieg.
»Wart ihr denn wirklich den ganzen Tag hinter mir?«
»Oh ja. Sonst wüsste ich wohl kaum das du in dem alten Haus deiner Eltern warst. Übrigens: Das Haus deiner Eltern ist wirklich schön. Am besten fande ich die Bilder in eurem Wohnzimmer, auf denen du und deine Schwester zu sehen wart«
»Weißt du das du einem echt Angst machen kannst. Wirklich seltsam das uns gar nicht aufgefallen ist, dass ihr in der Nähe wart...also du bist wirklich ein Meisterdetektiv«
Etwas hochnäsig sagte er » Erzähl mir mal was neues«
»Warum bist du in das Haus deiner Eltern gegangen? «, Dazai.
»Ähm...also...«, stotterte ich.
_Ich wollte doch einfach nur dort hin...ohne bestimmten Grund..._
Ich blickte hinter mir zur Uhr. Es war schon ziemlich spät.
»Wann wollen wir eigentlich endlich gehen? Oder wollt ihr die ganze Nacht bleiben?«
»Nicht alle aber du«, Kunikida.
Ich blickte alle nur verwirrt an.
»Nur noch ein Mord dann bist du dran... Es ist zu gefährlich außerhalb des Büros. Also haben wir beschlossen das du nachts immer hier bleibst und Tagsüber nur in Begleitung von mindestens zwei Detektiven unterwegs bist.«
_Wann wurde den das beschlossen... Und warum ohne mich?_
»Also ich habe schon den ganzen Tag auf dich aufgepasst, deshalb gehe ich jetzt nach Hause«, hatte Ranpo beschlossen »Naja also es wäre vielleicht gut wenn irgendjemand ein Stück mitkommen würde...«
»Was?«
»Er kann nicht wirklich mit dem Zug fahren...«, flüsterte Dazai mir zu.
»Also ich kann mitkommen «, sagte Kenji und stand auf.
»Gut dann bis morgen «,sagte Ranpo noch schnell und verschwand aus der Tür. Kenji rief auch noch eine Verabschiedung und ging mit ihm.
» Also das heißt ich muss hier schlafen... «, ich blickte mich im Büro um »Dann gehört das Sofa dort mir«, ich zeigte auf ein Sofa...
Ich stand auf und ging zu ihm.
»Wer bleibt von euch noch hier?«, fragte Dazai in die kleine Runde. Keiner sagte was.
»Ach dann bleib ich eben hier...«, nuschelte Kunikida.
»Gut dann können wir ja gehen!«, Naomi.
»Aber...«, setzte Tanizaki an.
»Wir gehen. Komm«
»Es wäre aber besser wenn wir zur Sicherheit auch bleiben. Bitte Naomi.«
_Der Arme..._
»Ach geht ruhig. Es ist doch nur für ein paar Stunden...dann ist doch schon wieder morgen «, warf ich ein.
»Aber-«
»Hast du sie nicht gehört?  Gehen wir!«, sie griff genervt seinen Arm und zerrte ihn zur Tür. Er konnte noch schnell »Bis morgen« rufen, dann waren sie schon weg.
_So schlimm war ich doch nie bei Chuya...oder?..._
Ich legte mich auf das Sofa und blickte zu einem Fenster das direkt darüber war.
»Gute Nacht «, sagte Dazai und schaltete das Licht aus. Kunikida hatte sich auch auf ein anderes Sofa gelegt und Dazai stolperte zu einem Sessel.
»Dir auch«, sagten Kunikida und ich gleichzeitig...
_Und morgen ist wahrscheinlich das nächste Baby tot..._
Das Licht des Mondes schien direkt auf mein Sofa...
Ich hatte ein perfekten Platz um von hier nach draußen zu sehen.
[…]
Es war etwas nach drei Uhr und ich konnte nicht schlafen...
Ich fühlte mich mies.
_12 Morde waren wegen mir passiert und ich konnte nichts dagegen unternehmen. Eigentlich hatte ich selbst nur wenig Angst vor dem Tod... Aber das so viele andere sterben mussten, das war das eigentlich Schlimme. Wenn man weiß das unschuldige Menschen sterben und man nichts dagegen machen kann... Machtlos, das war ich..._
Ich drehte mich zur Seite.
_Für was habe ich meine Fähigkeit wenn ich anderen nicht helfen kann?... Ich bin nutzlos... Noch nie war ich irgendjemand von Nutzen. Nicht in der Mafia und hier auch nicht. Also weshalb lebe ich?_
Mein Blick huschte zu Dazai und Kunikida die beide Seelenruhig schliefen.
[…]
Fast vier Uhr und immernoch konnte ich keinen Schlaf finden...
_Das Baby könnte in diesem Augenblick  getötet werden_
Ich drehte mich schon die ganze Nacht schlaflos umher.
_Früher war ich dann immer zu meinem Chuya gegangen...er war oft nachts noch wach und wenn nicht dann hatte ich mich einfach neben ihn gelegt... Oder ihn geweckt. Aber hier hatte ich niemanden zu dem ich jetzt könnte..._
_Chuya..._
Ich blickte wieder hoch zu den Sternen.
_ Damals war ich allein. Meine Eltern waren Tod. Meine Schwester hatte sich verändert. Wir kamen zur Mafia...ich war ganz allein und erst 10, aber du warst für mich da... Egal wie hier alles enden mag, du wirst immer in meinem Herzen sein...Für immer_

*3 Jahre zuvor*
Ich wachte heftig atmend auf...
_Es war nur ein Traum..._
Wieder einmal hatte ich einen Alptraum...
_Aber der jetzt war der schlimmste von allen..._
Mir schwirrte der Kopf.
_13 Morde..._
_Für jedes meiner Leben..._
_Tod..._
_Mord..._
Durch das kleine Fenster in unserem Zimmer konnte ich den leisen Regen prasseln hören.
Ich stand auf und schlich mich aus unserem Zimmer.
_Ich will einfach nur zu ihm...zu MEINEM Chuya..._
Also ging ich zu seinem Zimmer.
Er lag schon schlafend im Bett also legte ich mich neben ihn.
»Ogawa?«, nuschelte er und schaute mich müde an.
Ich kuschelte mich an ihn und er deckte mich zu.
»Kannst du nicht schalfen?«
»Ich hatte wieder einen Alptraum...«
Er strich mir über meine Wange...
»Willst du davon erzählen?«
»Der Traum war irgendwie verwirrend. Es war wieder viel mit Mord, und es ging darum das 13 Menschen gestorben sind...jeder Tote stand für ein Jahr meines Lebens...«
Ich kuschelte mich noch enger an ihn.
»Ich musste sehen wie 13 Meschen auf bestialischster Weise getötet wurden. Diese schrecklichen Bilder werde ich nie vergessen...das war mit Abstand mein schlimmster Alptraum.«
Er strich mir eine Haarsträhne aus meinem Gesicht.
»Chuya ich habe Angst...und ich würde am liebsten einfach sterben. Dann muss ich so etwas nie wieder sehen.«
»Das wird schon wieder...«
»Aber wie soll ich den die Bilder von Menschen vergessen die so grausam zugerichtet wurden das sie am Ende kein bisschen mehr menschlich waren...nur noch Fleischfetzten. Rosa Fleischfetzten die überall verteilt waren...oder am Ende sogar komplett verschwunden waren oder gegessen wurden...Eine der Opfer warst sogar du...«, mir traten Tränen in die Augen auch wenn ich das nicht wollte. Doch ich konnte sie nicht unterdrücken. 
»Ich hatte so Angst das ich dich verloren hätte...«
»Ich werde immer bei dir bleiben, versprochen«
Ich legte mein Kopf auf seine Brust.
_Sein rhythmisch schlagendes Herz beruhigte mich ein  wenig...aber trotzdem konnte ich nichts anderes mehr sehen als Leichen..._
»Egal ob ich meine Augen auf oder zu habe, ich sehe nur noch Leichen, Gedärme und Blut vor mir.«
Er strich mir sachte durch mein Haar.
»Chuya, ich weiß nicht was ich machen soll... Sonst habe ich mich immer sicher gefühlt wenn ich zu dir gegangen bin aber noch nicht mal das hilft«
Ich hob meinen Kopf um ihm in die Augen zu schauen.
_Aber noch nicht mal das beruhigt mich_
»Wenn es dir hilft können wir hier in der Mafia zu dem Arzt gehen. Vielleicht geht es dir dann besser«
»Aber wie soll er mir den helfen?«
»Ich hatte mal davon gehört das er jemanden hypnotisiert hat, und dem ging es danach auch besser...«
»Tut das weh?«
Er legte einen Arm um mich » Würde ich je zulassen das dir jemand wehtut?«

- Eschenstern

Bungo Stray Dogs- Twin Painters  ( FF ) Where stories live. Discover now