Teil 16

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Ein müdes Lächeln macht sich auf seinen blutverschmierten Lippen breit. Langsam öffnet er die Augen und sieht sich das Schlachtfeld rund um ihn an.

“Ich kann dir dabei helfen”, stammle ich nervös.

“Nein, das musst du nicht”, lehnt er ab und seine wunderschönen dunklen Augen sind zurück.

“Kann ich dich was fragen?”, beginne ich und gehe ganz langsam auf ihn zu.

“Klar, schieß los”

“Wie ist das, wenn du ein Vampir wirst? Bekommst du davon was mit?”

“Naja ich kann meinen Verstand ja nicht abschalten, also bekomme ich alles mit was ich tue, aber es fühlt sich eher so an als wäre ich stockbetrunken, danach bleiben auch nur noch ein paar schemenhafte Erinnerungen übrig”

Er beobachtet mich wie ich mich vor die Blutlache knie und beginne mit Papiertüchern die Pfütze aufzuwischen.

“Kann ich dir auch eine Frage stellen?”

Ich nicke und sehe zu ihm auf.

“Warum? Ich verstehe das nicht! Wieso bist du nicht weggerannt? Ich bin ein … Monster”

“Ich sagte doch, du bist einfach anders. Ich hab schon viele Infizierte gesehen und das sind richtige Monster, aber du bist eben noch menschlich”

“Aber ich könnte dich trotzdem beißen und womöglich töten, wenn ich die Kontrolle verliere”

“Naja dann hoffe ich, dass es wenigstens schnell geht” antworte ich und lächle schüchtern.

Ungläubig sieht er mich an und beugt sich zu mir vor.

“Du hättest dich vorhin wirklich von mir aussaugen lassen, stimmt’s?”

“Wenn nicht von dir von wem denn dann?”

“Dir ist es allen ernstes egal, wenn ich dich töten würde?”

“Als ob es mir egal wäre”, lache ich auf, “Ich weiß, dass du es nicht absichtlich tun würdest, wofür würdest du dir denn sonst diesen Aufwand hier machen? Du magst mich schließlich, oder?”

“Ja”, flüstert er und fokussiert meine Lippen.

“Siehst du? Und deswegen habe ich keine Angst vor dir”

Vorsichtig greife ich nach seiner Wange, überrascht sieht er mir tief in die Augen.

“Ich mag dich übrigens auch, und nein, ich werde dich jetzt nicht küssen, du hast da überall Blut im Gesicht”, erkläre ich und er grinst mich an.

“Schon klar”, lacht er, “Den perfekten Moment hab ich ohnehin schon versäumt”

Wir wischen das Blut auf. Gerade als wir fertig sind, läuft Liam schnurstracks auf eine der Toiletten zu und übergibt sich.

“Das ist noch viel schlimmer als es zu trinken”, stöhnt er und lehnt sich gegen die Wand.

Danach gehen wir wieder ins Bett und ich kuschle mich an die Brust meines dämonischen Lebensretters.

Müde packen wir am nächsten Morgen unsere Sachen und ziehen weiter zur nächsten Station.

“Leute seht mal da vorne steht ein Auto, wenn wir Glück haben ist der Tank noch voll”, ruft
Jan aufgeregt.

Alle laufen zu dem Fahrzeug, doch wie schon so oft haben wir das Pech, dass der Tank leer ist. Die Überlebenden die, die Chance dazu hatten sind natürlich mit Autos geflohen und wenn der Tank leer war wurden sie einfach am Straßenrand stehen gelassen. Die umliegenden Tankstellen sind auch alle bereits leer gepumpt, da keiner freiwillig in der Zone bleiben will, um Tankstellen aufzufüllen. Niedergeschlagen gehen wir weiter.

“Ihr glaubt nicht wie froh ich bin, wenn ich aus der scheiß Zone raus bin”, brummt Leni.

BlutvirusWo Geschichten leben. Entdecke jetzt