Teil 15

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“Willkommen im Team”, spricht Mattis laut, sodass wir es deutlich hören können.

“Heißt das, ich bin jetzt offiziell ein Teil eurer Gruppe?”, erkundigt sich Liam.

“Ja!”, schreit Leni und winkt ihn zu uns.

Vorsichtig kommt er auf uns zu und wird direkt in die Gruppenumarmung eingeschlossen.

“Okay das reicht dann auch wieder”, jammert Jan und lässt alle los.

Ein paar Stunden später wache ich alleine in meinem Bett auf, eigentlich müsste Liam
neben mir liegen, aber er ist verschwunden, kurz warte ich, vielleicht ist er ja nur zur Toilette
gegangen, aber nach zehn Minuten stehe ich auf und suche ihn. Meine Vermutung führt mich zur Krankenstation.

“Liam?!”, rufe ich leise nach ihm.

“Ja?”, meldet er sich hinter mir.

Erschrocken drehe ich mich um. Ohne ein weiteres Wort greift er nach meinem Handgelenk und führt mich hinaus bis zu den Sanitärräumen. Sobald wir den leeren Raum betreten,
atme ich tief durch, mein Herz schlägt mir bis zum Hals und jagt Adrenalin durch meinen Körper. Er wird es wirklich tun und mir den Vampir zeigen.

“Beruhig dich bitte, ich kann mich nicht konzentrieren, wenn dein Herz so aufgeregt schlägt”, fleht Liam plötzlich.

Als ich ihn ansehe flackern seine Augen bei jedem Blinzeln von weiß zu schwarz.

“Vielleicht ist es doch besser, wenn du jetzt gehst, ich will dich nicht unabsichtlich verletzen, wenn ich in den Blutrausch verfalle”

Ich zögere, aber er hat wahrscheinlich recht, es ist besser wenn ich gehe, aber ich will es sehen.

“Wenn die Packung leer ist rennst du weg, verstanden?!”, sagt er und setzt sich auf den Toilettendeckel in einer der Kabinen.

Ich nicke und lehne mich an ein Waschbecken. Liam nimmt den Beutel in die Hand und sieht mich kurz fragend an. Wieder nicke ich.

“Ich bin bereit”, murmle ich, bin mir aber dabei nicht ganz so sicher.

Unbewusst kralle ich mich am Waschbeckenrand fest, während Liam mit seinen Zähnen in den Beutel beißt. Aus den Löchern fließt das Blut nun über seine Hände und tropft auf den Boden. Ganz leise höre ich ihn unregelmäßig atmen, als wäre es eine riesige Anstrengung für ihn. So als würde er in seinem Inneren mit sich selbst kämpfen. Eigentlich habe ich erwartet er würde den Inhalt in wenigen Zügen nahezu verschlingen, aber wie es aussieht genießt er sein Abendmahl. Nach dem letzten Schluck lässt er das Stück Plastik fallen und starrt auf den Boden vor sich. In Zeitlupe hebt er den Kopf und funkelt mich mit blutrot unterlaufenen Augen an. Angestrengt keucht er und wischt sich mit dem Handrücken die Reste aus den Mundwinkeln. Ich bin hin und hergerissen, ich will weglaufen vor dieser Kreatur, aber etwas in mir sagt mir ich soll bleiben, immerhin hat er mir das Leben gerettet. Erschöpft lehnt er sich zurück und schließt seine Augen. Rund um ihn sieht es aus als hätte er tatsächlich jemanden umgebracht.

“Alicia?”, haucht er mit kratziger Stimme, “ich sagte doch du sollst gehen”

Langsam aber sicher spüre ich die Schmerzen in meinen Fingern, die sich immer noch krampfhaft am Porzellan festhalten.

“Ich konnte nicht”, nuschle ich, bewege mich aber keinen Zentimeter.

“Ich hasse das”, säuselt er.

“Was meinst du? Das trinken?”

“Ja, und danach alles sauber zu machen”

BlutvirusWo Geschichten leben. Entdecke jetzt