Teil 13

242 16 0
                                    

“Ich konnte es einfach nicht riskieren dich zu beißen”

Erst jetzt realisiere ich, dass ich einem Monster so nahe war, er hat eine Frau getötet und
ich bin nur wenige Minuten danach dazugestoßen. Liam hat mit mir gesprochen als wäre nichts gewesen.

“Warum?”

“Was warum?”

“Warum diese Frau und nicht mich? Du kennst mich doch gar nicht, du hättest mich am Lager schon beißen können, es hätte niemand mitbekommen”

“Du weißt nicht wie das ist wenn du den Herzschlag von jemanden hören kannst, es ist wie Musik, jeder Mensch hat seine individuelle Melodie. Und dein Herzschlag hat mich an ein Lied erinnert, das ich schon Jahre nicht mehr gehört habe, aber immer zu meinen Lieblingsliedern zählte. Deshalb war ich dir am Lager so nahe, ich wollte nur dein Herz schlagen hören, es hat mich beruhigt. Das Herz dieser Frau jedoch hörte sich wie Straßenlärm an, weil es so schnell und unregelmäßig schlug, ich wollte es zum Schweigen bringen. Ich hatte den Vampir nicht mehr unter Kontrolle. Du hast nicht die geringste Ahnung, wie es ist stundenlang das Blut zu riechen, es ist schon hart genug Taras Menstruation wahrzunehmen”

Wortlos sitze ich neben ihm und sehe ihn an, den Menschen der zur Hälfte ein Vampir ist.

“Liam es tut mir leid, aber ich muss dich melden! An deiner Stelle würde ich zusehen, dass ich so schnell wie möglich von hier verschwinde, es sei denn du willst, dass sie dich töten”

“Dann wäre es wenigstens für immer vorbei”, murmelt er.

Während ich hinein gehe schleicht sich Liam aus der Basis, um nicht gefangen und bei lebendigem Leibe verbrannt zu werden. Da um diese Uhrzeit niemand mehr wach ist, dem ich das melden könnte, beschließe ich es auf morgen zu verschieben und Liam die Chance zu geben soweit wie möglich zu fliehen. Etwas in mir sorgt sich dennoch um ihn, denn er hat alles dafür getan, um niemanden zu Schaden. Die Mutter des Mädchens wäre ohnehin gestorben, er hat ihr nur die Qualen erspart und ihr Blut hat ihn davor bewahrt mich oder die Gruppe zu verletzen.

Tags darauf marschiere ich mit der Gruppe weiter ohne Liam gemeldet zu haben. Der Gruppe habe ich erzählt, dass Liam sich entschieden hat uns zu verlassen, weil er dauernd Mist gebaut hat. Komischerweise freut das aber niemanden aus der Gruppe.

“Laut der Karte sind es fünf Kilometer bis zur nächsten Basisstation, wenn wir uns beeilen könnten wir es schaffen”, meint Jan und hält uns das Tablet hin.

“Aber es fängt schon an zu dämmern und in einer Stunde ist es bestimmt dunkel”, sorgt sich Tara.

“Wir müssen es riskieren, entweder wir gehen durch die Finsternis oder wir übernachten im ungeschützten Gebiet”, redet Mattis auf sie ein.

“Also gut gehen wir”

Tatsächlich wird es viel zu schnell dunkel und die Infizierten kriechen langsam aus ihren Verstecken. Leni klammert sich ängstlich an Mattis, Mia hat sich ebenfalls bei Jan eingehakt und Tara bleibt dicht an Toms Seite. Nur ich bilde das einsame Schlusslicht, wie gerne hätte ich jetzt Liam hier, um auch einen starken Kerl an meiner Seite zu haben.

“Seht mal da vorne, das Licht, es kommt von der Station”, freut sich Leni und deutet auf das Gebäude, das einige hundert Meter entfernt ist.

“Wir haben es tatsächlich geschafft”, jubelt Tara.

“Verschrei es nicht, noch sind wir nicht da”, bremst Mattis die Euphorie der beiden.

BlutvirusWhere stories live. Discover now