17.1- A night to remember

1.6K 70 7
                                    

Die folgende Woche zog filmartig an Caro vorbei und ihr innerer Gefühlszustand vermochte in seiner Bitterkeit nicht nachzulassen. Nichts ließ sie verblassen, nichts konnte die immense Lücke füllen, die Isabelle hinterlassen hatte. Trotz ihrer sonst stets vorhandenen Disziplin betrat sie die Schule nur in den seltensten Fällen und nur dann, wenn sie sich sicher sein konnte, dass sie ihr Antlitz nicht zu Gesicht bekam. Das hätte sie nicht ausgehalten. Ihr Lachen zu sehen, dass einem anderen Menschen geschuldet war, hätte ihr Herz wohl endgültig entzwei geteilt. Doch ihr schulisches Fehlen blieb natürlich weder familiär, noch in ihrem Freundeskreis unbemerkt und so musste sie sich einigen Nachfragen stellen, weswegen sie sich diversen ausgeklügelten Taktiken bediente. Von vermeintlichen Menstruationsschmerzen bis hin zu einem vorgetäuschten Magen-Darm-Infekt umfasste ihre Kreativität alles, doch es war kein Leichtes, ihre Mutter von körperlichen Beschwerden ihrerseits zu überzeugen. Zumindest nicht in dem Maße, als dass sie es für nötig gehalten hätte, ihre Tochter den gesamten Tag im Bett verbringen zu lassen. So stürzte Caro in regelmäßigen Abständen zur Toilettenschüssel und gab ihren gesamten Besitz an Schauspielfähigkeiten zum Besten. Doch je mehr Zeit verstrich, desto näher rückte der sagenumwobene Winterball, weswegen sich der Lockenkopf gegen Ende der Woche mit weiteren vorgetäuschten Übelkeitsanfällen zurückhielt, um kein Misstrauen zu erzeugen, wenn sie die Veranstaltung am Samstag trotz angeblicher Leiden besuchte. Es gab jedoch noch jemanden, dem Caros schulische Abwesenheit ungelegen kam. Maya. Sie forderte ununterbrochen gesundheitliche Updates von ihrer Freundin und ließ diese auch mit Krankenbesuchen nicht verschont. Im Normalfall hätte sich die Brünette über solch eine Fürsorge überaus gefreut, doch in ihrem Zustand wurde ihr Schauspieltalent bloß in einer überstrapazierenden Weise auf die Probe gestellt. Doch im Endeffekt war es ja genau das, was eine Freundschaft ausmachte und Caro ärgerte sich gehörig, dass sie Maya nicht einfach die Wahrheit über ihr Befinden mitteilen konnte und ihr etwas vormachen musste. Das stellte nicht die feine Art dar. Außergewöhnliche Situationen erforderten jedoch außergewöhnliche Maßnahmen, und dessen gab sich die Schülerin vollends hin. Als Caro eines Morgens mit einem ausgiebigen Gähner und weit von sich gestreckten Armen aufstand, wagte sie einen Blick auf ihren Kalender. Er zeigte einen Freitag an, und ein solcher war mit einem besonderen Ereignis verbunden - ihr Englischunterricht. Doch auch an diesem Tag würde sie ihn nicht besuchen, dazu besaß sie lediglich nicht die genügende Kraft. Innerhalb der letzten Woche war nicht eine Nachricht seitens Isabelle eingetroffen. Nicht eine besorgte Nachfrage bezüglich ihres Fehlens, nicht ein entschuldigendes Wort bezüglich ihrer verletzenden Aussagen. Sie hatte es nicht einmal als nötig erachtet, sich zu erkundigen, ob Caro an dem Abend heile zuhause angekommen war. Und auf so etwas konnte die Schülerin verzichten. So sehr sie noch von tiefsitzender Trauer begleitet wurde, so sehr verwandelte sich diese allmählich in brodelnde Wut. Die Brünette stellte kein Spielzeug dar, was man nach Belieben benutzen konnte, bis man das Interesse daran verlor. Sie war ein vollwertiger, wichtiger und mit Respekt zu behandelnder Mensch, den es in seiner Unterlegenheit nicht auszunutzen galt. Ja, das war sie, deutlich unterlegen. In ihrem Alter, ihrer "beruflichen" Stellung, ihrer Lebenserfahrung. Und doch war niemand befugt, sich dessen einfach willkürlich zu bedienen und sich selbst zunutze zu machen. Das war ein deutliches Zeichen von Schwäche, welches einen von Isabelles Makeln hervorstechen ließ. Auch wenn Caro bis vor Kurzem noch von deren Non-Existenz überzeugt gewesen war. So konnte man sich täuschen.
Auch dieser Tag verging wie im Flug, trotz, dass sie ihn die meiste Zeit bloß im liegenden Zustand verbracht hatte. Doch das Ende des Freitags bedeutete, dass in der darauffolgenden Woche das große Event ihrer Stadt stattfinden würde. Und so war es. Schon im Morgengrauen erreichten Caro unzählige Nachrichten, und da sie durch ihre trauerbedingte Müdigkeit noch vor Stummschalten ihres Telefons eingeschlafen war, wurde sie unsanft von ihrem dauerklingelnden Handy geweckt.

Maya: "Guten Mooorgen! Ich hoffe, du fühlst dich fit genug um in ein paar Stunden den Abend deines Lebens mit mir zu verbringen. Denk einfach an dein umwerfendes Kleid, dann wird dir deine Übelkeit schon noch vollständig vergehen."

Try not to fall (TeacherxStudent)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt