Kapitel 6 - Das Date: Katastrophenplan Nr. 2

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Marc und ich unterhalten uns blendend, während wir zum McDonalds fahren, uns zwei Burger mit Pommes, Colas, Salat und Chicken Nuggets bestellen und dieses in Marcs Auto verdrücken. Wir beide geben offen zu, dass der erste Teil des Dates eine Katastrophe war, aber jetzt amüsieren wir uns darüber. Sobald wir beide satt sind, lehnen wir uns im Auto zurück und hören laut Radio. „I got a pocket, got a pocketful of sunshine. I got a love, and I know that it's all mine. Oh, oh whoa”, singen Marc und ich lautstark mit. Carimo singt überraschend gut, wobei meine Stimme umso schräger klingt, aber das scheint ihn nicht zu stören. «Ich übernehme das Schlagzeug!», ruft er in der kleinen Pause zwischen dem Gesang und fängt an wie wild in der Luft herumzufuchteln. Mit viel Fantasie lässt es sich als Schlagzeugspielen entziffern. Ich lache beinahe Tränen, während Carimo mit vor Anstrengung rotem Gesicht in seinem Sitz auf und ab hüpft. Irgendwo setze ich schliesslich wieder ein: «…A sweet escape, a sweet escape, take me away, take me away, take me away, take me away, to better days, to better days, take me away, take me away, A hiding place, a hiding place…”

Als der Song endet, habe ich fast Bauchweh vor Lachen. Auch Marc schüttelt es, so sehr lacht er. Wir brachen fast zwei Minuten, bis wir uns wieder beruhigt haben. «Du singst schrecklich.», verkündet Marc mit einem breiten Grinsen. Ich verdrehe die Augen. «Und du spielst schrecklich Schlagzeug.» Er wirft mir einen spöttisch-amüsierten Blick zu. «Dann sind wir wohl quitt?» Ich grinse nur. «So, du hast vorher gesagt, dass es noch einen zweiten Teil gibt?», sage ich schliesslich, was mehr eine Feststellung als eine Frage ist. «Ja. Bist du bereit?» Er wirft mir einen kurzen und etwas aufgeregten Blick zu. «Ich weiss ja nicht einmal wofür.», antworte ich. Er grinst wieder. «Stimmt. Dann lass dich überraschen.»

Ich verdrehe erneut die Augen, dieses Mal belustigt. «Ich bin gespannt Carimo.» Marc antwortet nicht, sondern startet nur das Auto und biegt in die Strasse vor uns ein. Wir fahren einige Minuten lang, wobei ich mich frage, wie er sich ganz ohne GPS-Gerät oder Karte zurechtfindet. Ich meine, er wohnt seit knapp drei oder maximal vier Monaten hier. Ich lebe hier schon mehrere Jahre. Nach weiteren fünf Minuten ahne ich, wo wir hinfahren. Die Richtung, sowie meine – für den Sommer viel zu dicke – Jacke verrät es mir. Und wirklich, wir halten vor der Dortmunder Eishalle. Ich fühle wie mich Vorfreude erfüllt. Ich war vor Jahren das letzte Mal hier. «Wir gehen Eislaufen?», ich sehe ihn begeistert an. Marc sieht zu mir hinüber, sieht meine Aufregung und beginnt zu lächeln. «Ja. Magst du das…?» Ich unterbreche ihn. «Ich LIEBE es! Ehrlich! Los, lass uns gehen!» Ich springe praktisch aus dem Auto, lasse die Türe hinter mir zufallen und warte ungeduldig auf Carimo, der sich alle Zeit der Welt lässt, um auszusteigen. «Anscheinend habe ich damit ins Schwarze getroffen.», grinst er, offensichtlich belustigt über mich. Ich packe kommentarlos seine Hand und ziehe ihn zum Eingang.

Er bezahlt unsere Eintritte und die Schlittschuhe und wir beeilen uns beide, diese anzuziehen und aufs Eis zu kommen. Es sind recht viele Menschen auf der Eisbahn, was mich etwas verwundert. Normalerweise denkt man im Sommer nicht an sowas. Die Eishalle ist aber so gross, dass es mehr als genügend Platz für alle hat. Marc und ich stellen uns am Anfang ziemlich ungeschickt an, weil er erst zum dritten Mal Schlittschuhlaufen geht (laut ihm) und ich schon ewig nicht mehr war.

«Eigentlich ist es fast wie Inlineskaten», meint Marc, der sich von der Bande gelöst hat und neben mir herfährt. Ich sehe zu ihm. Seine Augen leuchten begeistert und ich kann nicht anders als ebenfalls zu lächeln. Das hier macht Spass. Sehr viel Spass. «…na los, gib mir deine Hand.», fordert Carimo mich auf. Ich gebe ihm meine Hand und er zieht mich vom Rand weg. Wir sind beide langsam und etwas unsicher unterwegs, aber wir halten uns auf den Beinen. «Das ist so cool.», grinse ich, während ich seine Hand fest umklammert halte. Da wir beide keine Handschuhe tragen, sind unsere Hände kalt und rot, aber jede Berührung unserer Haut lassen kleine Feuerwerke auf meiner entstehen. Kleine Feuerwerke – das fühlt sich überraschend gut an.

el cariño [Marc Bartra]Where stories live. Discover now