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Die Tür ging auf.

Eilig und mit großen Schritten, aber sehr bestimmt, betrat ein Mann das Büro. Er lief geradewegs zu seinem Schreibtisch, legte ein paar  Unterlagen ab und als er sich dann zu mir umdrehte, hatte ich das Gefühl, dass mein Herz für einen kurzen Augenblick still stand.

Sein Anblick raubte mir den Atem. Er war ohne Frage der gutaussehendeste Mann, den ich je in meinem Leben gesehen habe. Ja, ich war mir da ziemlich sicher. Er war groß, schlank aber dennoch muskulös. Aufgrund des eng geschnittenen schwarzen Anzuges konnte man auch seine Körperkonturen gut erahnen. Er war defintiv sportlich - so viel steht fest.

Sein Haar war tiefschwarz, gewellt und etwas vom Wind zersaust, doch dies machte ihn nur umso attraktiver.
Trotz all seiner scheinbaren Perfektion, gab es aber eine Sache, die mir besonders an ihm auffiel und das waren seine Augen - eisblau, kalt und von einer unbeschreiblichen Intensität, dass man nicht wusste, ob es unmöglich oder unausweichlich war, den Blick zu erwidern. Sie waren von einer unbeschreiblichen Schönheit und doch so furchteinflößend. Ich war mir sehr sicher, dass ich diese Augen nie mehr in meinem Leben vergessen könnte.

Seine eisigen Augen waren nun auf mich gerichtet und ich konnte nicht anders, als verlegen nach unten zu schauen. Ich spürte, wie ich langsam rot anlief.
"Guten Tag, mein Name ist Herr Morningstar."
Ich schaute auf und sah, dass er mir seine Hand reichte. Sein zuvor kühler Blick war nun etwas weicher, aber keineswegs weniger intensiv.
Seine Stimme verpasste mir eine Gänsehaut und als sein Blick im selben Moment auf meinen Arm fiel, fragte ich mich kurz, ob man es mir ansah.

"Hallo," erwiderte ich und reichte ihm ebenfallsmeine Hand. "Alba Lovett."
Als sich unsere Hände berührten, durchfuhr mich ein kleiner Stromschlag.
"Bitte verzeihen Sie meine Verspätung, Frau Lovett. Ich hoffe Sie mussten nicht allzu lange warten." Die Art wie er meinen Namen aussprach, trieb mir erneut die Röte ins Gesicht.
"Ganz und gar nicht." sagte ich ein wenig zu schnell. "Um ehrlich zu sein, war auch ich ein wenig zu spät." Gott, warum erzählte ich ihm das überhaupt? Ich bereute es sofort.

"Ach wirklich?" Sein Blick bohrte sich nun regelrecht in meinen und ich konnte nicht mehr wegschauen.
"Ja, eigentlich bin ich sehr pünktlich und absolut zuverlässig, aber... ähm.. ich wurde beinahe überfahren. Wahrscheinlich muss ich mich erst noch an das Großstadtleben gewöhnen." stammelte ich nervös.
"Ach." Sagte er nur.

Während er seine Unterlagen sortierte, verging eine gefühlte Ewigkeit, ehe er dann endlich weitersprach.
"Ich glaube Ihnen. Es freut mich, dass dies noch so glücklich ausgegangen ist."
"Ja, Gott sei Dank." Ich lächelte zaghaft.
Er schaute kurz zu mir auf, um dann genauso schnell wieder auf die vor ihm liegenden Unterlagen zu sehen. Erst jetzt erkannte ich meine Bewerbungsmappe wieder, welche vor ihm lag.

"Erzählen Sie mir doch etwas über sich, Frau Lovett." fragte er und so begann ich zu erzählen.
Ich erzählte ihm von meinen Umzug von meinem Heimatdorf in die Großstadt, über meine vorherige Stelle und über mich. Während ich sprach, ruhte sein Blick die ganze Zeit auf mir. Mit der Zeit wurde ich immer nervöser. Unruhig rutschte ich auf meinem Stuhl hin und her.

"Nun gut, Frau Lovett." erlöste er mich schließlich. "Wir melden uns bei Ihnen."
Er stand auf und reichte mir zum Abschied erneut seine Hand. Ich nahm seine Hand und genau wie beim erstenmal hatte ich das Gefühl, dass mir seine Berührung einen zarten Stromschlag verpasste. Augenblicklich zuckte ich leicht zurück.
Das konnte es doch noch nicht gewesen sein? Das Gespräch hatte keine 20 Minuten gedauert.
Er begleitete mich zur Tür. Es wirkte ganz so, als ob er mit seinen Gedanken bereits woanders war und so sagte keiner von uns ein Wort.

Ich war mir ziemlich sicher, dass ich nie wieder von ihm hören werde.
Doch als ich dann den Gang entlang lief, verspürte ich urplötzlich den starken Drang, mich noch einmaal umzudrehen.
Mit großer Verwunderung stellte ich fest, dass Herr Morningstar mir nachsah und um ehrlich zu sein: das gefiel mir. Ich weiß nicht warum oder woher ich aufeinmal diesen Mut nahm, aber ich lächelte ihn einfach an. Und genau so drehte ich mich wieder um und lief in Richtung Ausgang - immernoch mit einem Lächeln auf meinem Gesicht.

Ich hatte keine vier Schritte nach draußen gemacht, als mein Telefon klingelte.
"Ja?"
"Hallo Frau Lovett, hier ist Kim von Morningstar Enterprises Holdings. Sollten sie Interesse an den Job haben, dann seien sie doch Montag pünktlich um 8 Uhr im Büro."
Ich sagte Kim augenblicklich zu und legte auf. Mein Grinsen war nun breiter als jemals zu vor.

Lucifer Where stories live. Discover now