27 minuten

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ich nehme mit meiner rechten hand seine linke hand und versuche unbemerkt sein handy in meiner hosentasche verschwinden zu lassen, ohne, dass er es bemerkt, was mir zu meinem glück auch gelingt.
zufrieden lächelt er mich an und drückt mir dann noch einen kuss auf meinen hals.

als wir eine gefühlte halbe ewigkeit später wieder zurück beim backstage-bereich ankommen, schauen uns die anderen erst einmal richtig blöd an. immerhin ist der alarm nicht mehr an.
"hast du dafür eine erklärung?" fragt psaiko carlo während er seine augen verdreht. carlo kratzt sich fragend am hinterkopf und wechselt sekündlich seinen blick zwischen boden und psaiko.
"du weißt doch, wie es ist...feuermelder, carlo, rauchen...?"
die anderen, inklusive psaiko, verdrehen alle ihre augen und lachen danach los.
"du hast nicht schon wieder unter einem scheiß feue- boah, carlo, du bist so ein mongo!!"
nun lachen carlo und ich richtig laut los und schauen uns tief in die augen.
"hääää?" schaut markus uns verwirrt an. "was soll das denn jetzt? so lustig war das nicht."
"doooch, psaiko, wenn du wüsstest!"
die anderen schauen uns ebenfalls verwirrt an, nehmen es dann aber einfach hin und erklären uns, dass es höchste zeit zum proben wird.

"vi, wo willst du solange hin? du kannst im bus bleiben, mit zur bühne oder dich im backstage umschauen...oder du gehst in die stadt? dich erkennt ja zum glück sowieso niemand."
kurz überlege ich und entscheide mich dann für vorschlag nummer 1 - im tourbus bleiben.
ich verabschiede mich mit einem langen kuss von carlo und laufe den kurzen weg zum tourbus, während ich der band zuschaue, wie sie weglaufen.
immer wieder dreht carlo sich um, um zu schauen, ob es mir so ganz alleine im bus auch gut geht. bei jedem blick von ihm, der mich trifft, könnte ich eskalieren. ich bin verrückt nach ihm. meine droge carlo.

im bus setze ich mich in die 'lounge' mit fernseher und schaue zum fenster hinaus. zum glück sieht mich von außen niemand.
ich überlege ein wenig und denke vor allem über die zeit mit carlo und die zeit auf der tour nach.
langsam bemerke ich, wie sich wasser in meinen augen fühlt und mir langsam riesige krokodilstränen die wangen herunterkullern.
ich ziehe meinen ärmel über meine hand und wische mir damit die tränen aus dem gesicht.

während meines gedankengangs fällt mir ein, dass ich noch carlo's handy in meiner hosentasche habe. zweifelnd überlege ich mir, ob es richtig wäre, es jetzt zu nehmen und ein bisschen darin herunzustöbern.
mir fällt das 'spontansein' wieder ein und daraufhin zücke ich das handy, gebe den code - unser datum - ein und entsperre es.
genau in dem moment kommt plötzlich eine whatsapp-nachricht an - seine mum schreibt ihm etwas.
natürlich schaue ich nicht nach, was sie schreibt.

ich wische viel lieber durch seine apps und entdecke zu meiner freude eine notiz-app, extra für all seine reime.
meine augen beginnen zu funkeln, als ich die ersten zeilen lese.

"und immer wenn du einsam bist,
komm' ich rum - du musst nie wieder alleine sein,
denn immer wenn ich dich seh',
macht es in mir tick tick boom -
so wie dynamite.
aha - und alle ander'n girls wären gern wie du.
aha - denn du bist wunderschön und gefährlich klug."

wieder beginne ich fast zu weinen, kann mich dann aber noch fassen und stöbere weiter.
ich finde so unendlich schöne songtexte und frage mich, ob die an mich gerichtet sind oder wenn nicht, an wen sonst.

während ich ein paar wenige reime gelesen habe, fällt mir auf, dass es ja dann gar keine überraschung mehr wird, wenn er die songs mit den texten herausbringt - also höre ich auf mit dem herumstöbern.

gerade, als ich sein handy wieder sperre, werfe ich moch ein blick auf die uhr und bemerke dann erschrocken, wie spät es ist: 15:24.
hektisch renne ich durch den tourbus, suche neue kleidug zusammen, ziehe mich um und renne zu carlo und den anderen.
während ich unterwegs zu ihnen bin, überlege ich, was genau nochmal um 15 uhr war.
aber mir fällt es nicht ein. ich weiß nur noch, dass carlo etwas vorhatte.

ich richte meinen blick nach vorne und sehe, wie etwas hinter einer fassade, weit von mir entfernt, vor mir verschwindet. hä? das habe ich mir bestimmt nur eingebildet.

als ich fast an der fassade ankomme, umschlingen mich plötzlich zwei arme von rechts und ziehen mich zu sich - carlo!
ich kreische kurz los, bis seine hand sich auf meinen mund legt und er mir andeutet, dass ich still sein soll.
"pssshhht!" flüstert carlo mir zu.
verwundert schaue ich ihn an, bis leise eine erklärung folgt.
"du erinnerst dich doch noch daran, dass wir etwas um drei zusammen machen wollten? wir sollten eigentlich noch weiter proben, offiziell bin ich also gerade auf dem klo! seit...ähhm...ja, 27 minuten. ich warte hier seit drei auf dich!"
lachend und gleichzeitig mich anschnauzend schaut carlo mich an.
"sorrrräääääyyyy...!!" antworte ich ihm und schaue ihn mit meinem hunde-blick an.
"ist schon gut, schatz."
ich beginne zu grinsen.
er beginnt zu grinsen.

"aber jetzt komm' mit!"
carlo nimmt mich an der hand und wir schleichen leise zum tourbus.
"ich muss noch kurz was holen. warte hier, okay?"
ich nicke ihm zu, lasse seine hand langsam los und warte am tourbus.

was hat er nur vor?
hoffentlich will er nicht sein handy holen.

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