Superprofis

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Wir trafen uns am Tag der Entscheidung an der alten Wiese am Fluss. Ein letztes Mal trafen wir uns dort, wo wir die letzten Tage trainierten. Bald würden wir wieder im Teufelstopf trainieren, da waren wir uns sicher. Wir zogen uns alle unsere Helme auf und machten uns startklar. "Alles ist gut", sprach Leon den ersten Teil des heiligen Satzes. Und Maxi beendete ihn, nachdem er seine Sonnenbrille aufgezogen hatte:"Solange du wild bist" Es klang immer noch ein bisschen surreal, dass er sprach. "Also. Worauf warten wir noch?", Vanessa klang ebenso siegessicher wie wir. "Na los Joschka sag ihnen das wir kommen!" Fabi grinste beim reden. Joschka wiederum kletterte aus seinem Beiwagen und nahm die Trompete zur Hand. Er blaste zum alles entscheidenden Angriff. Wild fuhren wir durch die Stadt und machten zwischendurch ein paar Schilder dem Erdboden gleich. Auf ihnen stand Fahrräder verboten und der Obsthändler rief uns noch irgendetwas hinterher. Doch es kümmerte uns nicht. Wir wollten nur zum Spiel, das war das einzige was zählte. Im Teufelstopf angekommen standen uns die Unbesiegbaren Sieger gegenüber. Schwarz bemalt und ernst blickten sie zu uns. Als sie anfingen kurz zu brüllen, gingen wir vor Schreck einen schritt zurück. "Was ist? Fangen wir an?" Michi sah uns abwartend und finster zugleich an. "Und ob wir das tun", antwortete Leon giftig,"Los bring eure Räder weg." Wir fuhren zum Rand um uns fertig zu machen. "Ok wir spielen bis 10", erklärte mein Bruder. "Sense!" Michi pfiff einmal und wollte schon zum Angesprochenen spielen, doch Leon protestierte:" Was soll den das? Wir sind noch gar nicht fertig!" "Ach was? Aber wir!", entgegnete ihm Michi und schoss. "Alle auf ihre Posten. Ihr vier auf die Bank." Leon zeigte auf Vanessa, Raban, Joschka und mich und wir taten alle wie er wollte. 

Markus sprintete zum Tor um den ersten Torversuch aufzuhalten. Doch er bekam den Ball nicht. "Das war die eins!", schrie Michi. Und Kong legte noch einen drauf indem er "Uns gehört der Teufelstopf!" rief. Doch das Spiel ging weiter. Maxi wollte gerade den Ball annehmen als er von Kong zur Seite gedrückt wurde. "Foul! Das war ein Foul!", schrie Fabi lauthals doch Michi wollte davon nichts einsehen. "Vergiss es das war Körpereinsatz!", entgegnete er nur und wollte weiter spielen. Juli jedoch sah es anders. Er rannte auf ihn zu und brüllte:"Körpereinsatz? Kannst du haben!" Doch anstatt irgendeinen erwünschten Schaden zu verursachen, rannte er in Michi hinein und wurde von ihm zur Seite geschleudert. Doch viel Zeit um sich darüber aufzuregen gab es nicht. Der Ball wurde nämlich von Kong an Michi gespielt und der schoss direkt vor Markus Füßen ins Tor. Von dem Seitenrand aus schrien Vanessa und ich die Jungs an. Wir schrien uns die Seele aus dem Leib, dass sie schlafen würden und endlich vernünftig spielen sollten. Doch es half nichts. Die Schwabbelbacken hingegen bejubelten sich gegenseitig.

Fragt mich nicht wie das vierte Tor entstand. Sense schaffte es ohne Gegner bis zum Tor zu gelangen, wo er auch mit Leichtigkeit den Ball rein beförderte. "Nein! Nein! Nein! Das halt ich nicht mehr aus!", schrie Raben vor Wut auf. Damit drehte er sich auch um und war schon am verschwinden. Joschka wollte ihn noch aufhalten:"Verflixt was machst du denn da?" "Ich hol Willi. Pechschwäfliges Rübenkraut", antwortete er beim rennen,"Und ich hoffe es ist nicht zu spät!" Willi. Sollt er die Lösung sein? Und selbst wenn, bis der hier auftauchte könnte es schon lange vorbei sein. Michi holte meine Aufmerksamkeit wieder auf Spiel. Er dribbelte gerade ein paar von uns aus, wobei man das eher wegschubsen nennen konnte. Es dauerte auch nicht lange da hatte er das nächste Tor geschossen. Joschka war kurz vor einem kompletten Nervenzusammenbruch. Und wieder bejubelten sich die Unbesiegbaren Sieger und schrien sich die Anzahl ihrer Tore zu. Die darauffolgenden sechsten und siebten Tore waren aber nur halb so schmerzvoll wie das achte Tor. Markus hatte den Ball schon fast abgewehrt. Jedoch knallte der Ball gegen den Pfosten und dann ins Tor. Da hatte er schon fast das Tor verteidigt und es klappte dennoch nicht. 

"Gönnen wir den kleinen ne Pause. Sonst ist es zu schnell vorbei" Mein Bruder lachte höhnisch und mit ihm sein Gefolge. Geknickt ließen wir uns am Rande nieder. Vereinzelnd betrachteten die anderen ihre Wunden und pulten den Dreck heraus. Oder sie saßen einfach nur doof da. So wie ich auch. Die ganze Zeit über stand ich mit Vanessa, Joschka und anfangs Raban an der Seitenlinie und konnte nicht eingreifen. Terrortorischtischer Horrortag. 8 verdammte Tore durfte ich mit zusehen wie wir untergehen. Die Unbesiegbaren Sieger hingegen tranken Apfelschorle aus dem aufgeknackten Kiosk, beschütteten sich damit und riefen sich zu wie toll sie doch waren. All das konnte ich nicht fassen. Obwohl es mir schon irgendwie vor 10 Tagen klar war, dass dieses Match nicht gut ausgehen würde. Aber es nun live mitzuerleben war schlimmer als ich es mir jemals vorstellen konnte. 

"Na ihr Superprofis!", holte mein fetter Bruder meine Aufmerksamkeit auf sich,"Machen wir weiter? Oder gebt ihr vielleicht schon auf?" Aufgeben wollten wir auf gar keinen Fall, doch so weiter machen konnten wir auch nicht. Unsere Motivation war einfach im Keller. Aber viel darüber nachdenken konnten wir nicht, da Raban für uns antwortete:"Wir denken gar nicht daran. Darf ich euch Willi vorstellen er ist der beste Trainer der Welt" Raban saß vorne auf dem alten Motorroller von Willi. Die beiden kamen den Hügel hinunter gefahren und blieben vor uns stehen. Ein Grinsen schlich sich auf unsere Gesichter. Auch wenn Willi uns belogen hatte, er war unsere letzte Hoffnung. Wir hatten eh schon so gut wie verloren und schlimmer konnte es nicht mehr werden. Aber irgendwie bekamen wir durch ihn neue Hoffnung, dass wir es doch noch schaffen könnten. Ich konnte selbst nicht erklären warum dies so war. Michi und seine seltsame Gruppe von Dicken lachte nur blöd. In ihren Augen war Willi ein Nichtsnutz der es für uns nur noch peinlicher werden lassen würde. Doch diese Meinung war uns egal. 

Willi hockte sich auf den Boden und rief uns zu sich. Ohne Widerworte machten wir es ihm gleich. Im Kreis saßen oder hockten wir nun und lauschten seinen Worten. "Guckt mich an! Ir glaubt jetzt wieder an euch, ist das klar?" Stillschweigend nickten wir nur. "Ok. Denkt an die Wiese, denkt an die Kieselsteine im Fluss. Tanzt diese Mistkerle aus. Fabi hör zu, du gehst auf Rechtsaußen bis zur Ecke hin. Du flankst im Rücken der Abwehr. Da steht Leon. Leon nimmt den Ball, zieht die Leute auf sich, täuscht nen Schuss an und gibt im letzten Moment in die Mitte. Und da kommt Maxi mit dem härtesten Schuss auf der Welt und versenkt die Pille im Tor. Und du gibst ab Leon. Sonst fliegst du vom Platz. Ist das klar?" Unsere Blicke lagen nun auf Leon gerichtet. Wir wussten alle, dass es für ihn schwer war abzugeben. Er wiederum blickte steif auf Willi und sagte oder machte nichts. Innerlich hatte er es kapiert, dass sah man ihm an. "Kommt! Kreis bilden", forderte Willi uns auf. Schulter an Schulter standen wir nun da und gaben uns Kraft. Wir gaben uns Kraft indem wir das einzig richtige machten. Wir schrien unsere Macht aus. Langsam fing Leon an:"Alles ist gut!" "Solange du wild bist!" "1! 2! 3!" "Raaaaaaah!" Mit neu gewonnener Energie rannten wir auf unsere Plätzte. "Und mit dieser Kugel hier, schießt ihr sie auf den Mond. Ist das klar?" Willi brachte den, nein unseren, pechschwarzen Ball ist Spiel und ließ damit das Spiel beginnen. Vanessa, Raban, Joschka und Ich waren nach wie vor auf der Bank. Doch wir wussten das wir bald reinkommen würden. Wir wollten als erstes Willis Spielzug sehen und unser erstes Tor. 

Ella-Ein Sturm zieht auf (DWK-FF)Where stories live. Discover now