Wie nett!

897 33 2
                                    

Am Tag darauf saß ich spät Abends wach in meinem Zimmer und konnte nicht schlafen. Morgen würde das Match sein und wie es aussah würde keiner von uns kommen. Wir würden alle unsere eigenen Wege gehen und den Teufelstopf kampflos überlassen. Doch meine Gedanken wurden von einem wilden Klopfen an der Tür unterbrochen. Beschwerend lief mein Vater zur Türe um sie zu öffnen. Doch anstatt eine Predigt zu halten, was dem Störer wohl einfalle, fing eben dieser an zu sprechen. Oder eher sie alle. "Wohnt hier Ella?", hörte ich Leons grimmige Stimme heraus. "Wir wollen zu ihr!" Ich meine das dies Marlon gewesen ist. "Sie ist nicht hier für euch Zwerge", diesmal war es Michi. Woher auch immer der gekommen war. "Sei freundlicher Michi! Was wollt ihr von Elena?", die angesäuerte Stimme meines Vaters drang bis tief in meine Ohren. "Das geht nur Ella was an!" Ich sah innerlich Joschka wie er sich vor die anderen drängte, mit trotzigem Gesicht sprach und gleichzeitig vor Stolz platzte etwas sagen zu können. "Tja aber ihr kommt nicht einfach so zu ihr" Nun reichte es mir. Michi mischte sich in Sachen ein die ihn nichts angingen. Bevor auch nur einer noch etwas sagen konnte, trat ich aus meinem Zimmer raus und sah alle eindringlich an. "Michi halt die Klappe. Du hast gar nichts zu sagen" Mit verschränkten Armen stand ich da und blickte ihn an. "Was wollt ihr?", nun erhob ich meine Stimme zu den Kerlen. "Das du mitkommst. Den Den da", Vanessa zeigte verachtend auf meinen Bruder, “geht es nämlich nen Dreck an." Ohne auch nur etwas zu erwidern lief ich zu den Kerlen und hinaus in den Flur. "Komm später wieder Papa", rief ich noch hinter mir als ich die Tür endgültig schloss. Mit Eile ging ich die Treppen hinunter und im Hof angekommen blickte ich die Kerle an. 

"Also? Ich bin nur mitgekommen weil ich keine Lust auf meinen Bruder hab", verachtend schaute ich in die Richtung von den anderen. Doch die traten mit ihren Füßen doof auf der Stelle rum und betrachteten den Boden. "Nun ja... Also... Ähm...", fing nun Leon an. "Also Vanessa meinte... Nun ja... Du müsstest mitkommen", sprach Fabi mit gedrückter Stimme. "Wohin", fragte ich jedoch nur bissig. "So genau wissen wir das auch noch nicht!", antwortete Juli. "Ich dachte ihr wollt mich nie wieder sehen!" "Bedank dich bei denen. Meiner Meinung nach bis du es auch nicht wert!", Leon blickte mich kühl an. "Wie nett!", lächelte ich wiederum sarkastisch. "Nimm ihn nicht erst. Kommst du jetzt oder willst du zurück zur Schwabbelbacke?", sprach Marlon eher beiläufig. Ohne auch nur etwas zu sagen lief ich auf eine Abstellhalle zu und holte mein Rad hinaus. "Was ist? Kommt ihr?", fragte ich während ich über meine Schulter blickte. Die Kerle fingen an zu lachen und liefen los. Doch wohin fuhren wir? Vanessa fuhr vor uns, aber wir hatten keinen Plan was sie vor hatte. Endlich blieb sie stehen. Uns allen war klar das wir an der Monsterhöllenklippe standen, aber warum?

"Was willst du denn hier?", fing Leon meine Gedanken auf. Vanessa wiederum blickte einmal zu ihm, drehte sich dann aber wieder um und ließ ihr Rad im Graß liegen. Sie musste aber auch nicht antworten, das tat Marlon nämlich für sie:"Das siehst du doch. Sie will springen" Wo er es aussprach wurde es auch mir klar. Ich hatte es gefühlt das sie es wollte, doch hab ich es lieber unterdrückt und gehofft sie hätte es nicht vor. "Hat die ne Meise?", stieß Juli erschrocken aus. Doch sie blieb gelassen. "Nein. Und ich spring ganz bestimmt nicht allein" "Und ob du das wirst!" "Das werde ich nicht" Zwischen Leon und Vanessa wurden finstere Blicke ausgetauscht, bis Fabi diese unterbrach. "Genau, denn ich spring mit ihr" Schnell schmiss er sein Rad auf den Boden und stellte sich neben sie. "Ihr habt ja nen Knall" "Und ihr seit absolut feige!" Damit drehte sie sich um und trat an den Abgrund. Leon blickte ihr und Fabi hinterher. Wir alle taten das. Von der Neugierde getrieben liefen wir hinter den beiden her, blieben aber mit Abstand zu ihnen stehen. "Was hast du gesagt? Wie hoch ist das hier?", Fabis Stimme zitterte leicht. Doch auch Vanessa schien nicht mehr ganz so mutig. "Über zehn Meter." "Wie viel über zehn Meter?" "Hundert? Oder Tausend? Woher soll ich denn das wissen?",entgegnete sie schultern zuckend. "Dann ist es ja halb so schlimm", diesmal klang Fabi fast schon erleichtert," Und wenn du stirbst, werde ich allen erzählen wie mutig du warst. Und wie feige die andren." Beim heiligen Wolfsgeheule, Fabi war sowas von verknallt. "Halt wartet!" Wir schreckten zur Seite. Maxi hatte tatsächlich gesprochen. MAXI! "Kacke Verdammte Maxi. Das werde ich dir nie verzeihen. Warum musst du ausgerechnet jetzt mit dem Reden anfangen?", Leon wirkte leicht aufgebracht, stimmte Maxi aber dann doch relativ schnell zu ,"Verflixt Maxi hat Recht.Oder wollt ihr ab jetzt als Feiglinge dastehen?" Wir zogen unsere Jacken aus und stellen uns in einer Reihe zu den anderen. Langsam nahmen wir die Hände von denen die neben uns standen. In meinem Fall stand ich ganz am Rand, so das ich nur links von mir Markus hatte. Und ich könnte schwören er zittert~e. "Dafür bringe ich dich um ", sprach Leon eher zu sich als zu Vanessa. Doch sie antwortete dennoch:"Das kannst du auch. Wenn du danach noch lebst" Die beiden blickten sich kurz an. Dann fing sie an zu zählen. Bei drei sprangen wir alle fluchend in die Tiefe. Jubelt tauchten wir wieder auf und konnten es nicht glauben. Wir hatten überlebt. 

Siegessicher machten wir es uns auf dem Rasen gemütlich, ließen uns vom Mod bescheinen und vom frischen Wind trocknen. In Decken eingewickelt sahen wir zum Mond herauf. Abwechselnd tranken wir von dem Tee, den Vanessas Oma gemacht hatte. "Und willst du sie immer noch umbringen?", wandte sich Fabi an Leon während er ihm den Tee hin hielt. Doch Leon blickte nur abwesend zu Vanessa und zum Mond. "Leon? Ich frag dich was", versuchte es Fabi weiter, doch ohne Erfolg. Nun mischte sich auch Marlon ein. Mit seiner Hand vor Leons Gesicht wedelnd machte er auf sich aufmerksam. "Hu hu? Hallo? Fabi hat dich was gefragt. Er will wissen ob das ansteckend ist." "Pass auf was du sagst", fauchte dieser jedoch seinen Bruder an,"Ihr könnt alle aufpassen. Hört ihr?" Ich grinste leicht. "Grins nicht so Ella!" Abwertend hob ich meine Hände und blickte Leon nur an. Er nahm jedoch nur einen schluck von dem Tee und blickte wieder von mir weg. 

Nach einer Weile fing Markus schließlich an:"Kann ich dich mal was fragen?" Er blickte in meine Richtung und sah mich erwartungsvoll an. "Was denn?", antwortete ich darauf leicht verwirrt. "Warum bist du nicht so wie dein Bruder?" Nun blickten auch die anderen, nur überraschter aufgrund der Frage. Ich ebenso. Noch nie hatte ich darüber nachgedacht, eher hatte ich es einfach so hingenommen. "Darum", kam es unschlüssig von mir,"Für ihn zählt nur die Stärke, bei allem. Darauf hatte ich halt keine Lust. Das bin ich halt nicht" "Und wie ist es bei ihm?", fragte mich diesmal Juli. Den Kerlen sah man die Neugierde und zugleich etwas Angst an. Noch nie zuvor sprach ich über meine Herkunft. Immer wenn das Thema fiel wurde ich wütender und aggressiv. Doch nun? Was war nun? "Ich sehe ihn nicht oft. Wenn ich abends nach Hause komme ist er noch weg. Meist sitzt er in mit seinen Idiotenfreunden in einer alten Lagerhalle bei einem Feuer und sie erzählen sich, wie toll sie doch sind. Und wenn wir gleichzeitig Zuhause sind, lässt er übergebliebene Wut an mir aus", sprach ich leise und dennoch verständlich. Meinen Kopf hatte ich wieder Richtung Mond gedreht. Die Kerle machten es mir gleich und blieben stumm. Vermutlich um mich nicht zu reizen. Wir saßen eine ganze Weile so da, dis wir wieder trocken waren und noch länger. Irgendwann fuhren wir nach Hause. Mit einem Gefühl im Bauch, gewinnen zu können.

Ella-Ein Sturm zieht auf (DWK-FF)Opowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz