In 10 Tagen seid ihr Tod

1.8K 45 4
                                    

"Oh Backe Leon ! Das war echt wild!" Die Jungs waren gerade damit beschäftigt, Leons Aktion zu feiern. Er hatte IHN herausgefordert. Wie könnte er nur? Wir reden hier von IHM! Aber es schien keinen zu kümmern. Nur ich wollte es nicht wahr haben. Und im nächsten Moment sollten meine Befürchtungen noch mehr zur Realität werden. Denn der dicke Michi schoss auf die Latte des Tores, die augenblicklich zerbrach. Wir zuckten zusammen und das "Bis in 10 Tagen. Ich freu mich schon" von ihm mit ein hässlicheren Grinsen als sonst, machten es nicht besser.

Wir fanden uns auf Camelot wieder. Dort saßen wir am Rande und ließen unsere Füße in die Tiefe baumeln. Wir wussten nicht weiter und die anderen brachten unsere Lage ziemlich auf den Punkt. Wir hatten keine Wiese zum trainieren, bräuchten einen Trainer und Marlon brachte alles am besten raus. "Wir haben Angst" "Sag das nochmal!", giftete Leon ihn darauf an. "Wir machen uns vor Angst in die Hosen"  "Dein Bruder ist wirklich die Pest", mischte nun auch Fabi mit.

Aber Bein heiligen Mondgeheule! Marlon hatte Recht. Nur hätte ich das niemals zugeben können. Dann wäre ich wieder nur das gewesen, was ich auch bin. Ein Mädchen. Was war daran so falsch? Ich war ein Mädchen ja! Aber ich war auch ein Teil der Mannschaft.

Bevor ich ganz in Gedanken verschwinden konnte, tauchte Willi auf. Bei sich seine berühmte Apfelschorle. "Wow! So müssen Sieger aussehen, hat meine Oma immer gesagt. Was ist den los Leute? Probleme? Ah große Probleme", er blickte zu uns herauf bevor er hoch kam und sich zu uns setzte. "Willi? Du bist doch mal  Fußballprofi gewesen?", fing Fabi an als wir alle unsere Apfelschorle tranken. "Ich? Hab ich das gesagt?", sprach Willi erstaunt. "Hast du!", Leons Antwort hat nicht lange auf sich warten lassen. "Kann ich mich gar nicht mehr dran erinnern. Seit ihr euch da sicher?", Willi klang noch erstaunter als zuvor. Ja leider waren wir uns das. "Totsicher", behauptete nun auch Marlon. "Und da hab ich nichts getrunken?", man merkte Willi seine Unsicherheit an. "Ne überhaupt nichts", Juli schüttelte beim sprechen seinen Kopf. "Höchstens eins", scherzte Marlon. "Oder zwei", versuchte diesmal Raban mitreden zu können. Doch für diesen schlechten Versuch kassierte er einen Schienbeintritt von Leon.  "Naja, wenn ich das gesagt habe. Und jetzt sucht ihr zufällig einen Fußballtrainer. Habt ihr schon einen gefunden?" Bevor irgendwer Willi antworten konnte, ging ein Zettel von Maxi rum. "Dich!", las Willi laut vor. "Warum? Weil ich der richtige bin? Oder weil ihr keinen besseren gefunden habt?" Wir blickten alle nur still zum Boden hinunter. "Leon du hast vorhin auf dem Bolzplatz eine ganz dicke Lippe riskiert" "Na und?", Leon klang nicht gerade interessiert an der Rede. "Zu dick wenn du mich fragst. Dafür werdet ihr euch in zwei Wochen alle ein blaues Auge holen. Gegen die unbesiegbaren Sieger habt ihr nicht den Hauch einer Chance. Die sind zwei Nummern zu groß für euch" Das war eine tolle Rede wirklich. "Ich dachte du wärst unser Trainer?", sprach Leon nun und wirkte leicht verärgert. Verdammt er war zu diesem Zeitpunkt gar nichts. Er war nur ein Kioskbesitzer, mehr nicht. Und da stimmte er meinen Gedanken auch unbewusst zu. "Das bin ich nicht. Ich bin nur ehrlich." "Auf die Ehrlichkeit kann ich pfeifen." Leon hatte schon immer dieses Anführer-Gen in sich drin. Etwas, was ihn anderen gegenüber, überheblich machte. Und zickig.  Aber das war halt auch irgendwo. "Ach ja? Denkt ihr alle genauso wie Leon?" Wir antworteten nicht, jedoch ist bekanntlich keine Antwort auch eine Antwort.  "Na gut wenn das so ist Leute. Dann kann ich nichts für euch tun. Und ich dachte ihr wollt diese Mistkerle schlagen." Nun verstanden wir gar nichts mehr. Er sprach im ersten Moment dies und im nächster das. Es war leicht verwirrend. "Aber du hast doch gerade gesagt wir hätten überhaupt keine Chance!", sprach Marlon die Gedanken aller aus. "Nichts ist unmöglich aber ihr müsst dafür aufrichtig sein. Denkt mal drüber nach. Und wenn ihr es glaubt, dann treffen wir uns morgen um 10 an der Wiese am Fluss. Ok?" Damit war er weg. "Verflixt Leon! Weißt du was das heißt?" Marlons Frage war so überflüssig wie wenn jemand geantwortet hätte.

Wir fuhren alle nach Hause um dem Hausarrest entgegen zu wirken. Zumindest die anderen. Ich verabschiedete mich und fuhr ich Richtung Wald. Ich fuhr um genau zu sein durch ihn hindurch. Denn hinter im lag meine Wahrheit. Mein Zuhause. Die Graffitiburgen. Meinem Vater gehörte der Laden, wodurch ich dort machen konnte was immer ich wollte. Am Vortag, während die anderen ihre Häuser zerschossen, schoss ich in einer Lagerhalle gegen den Regen an. Wir hatten mehrere solcher und keiner benutzte sie. Also war ich ungestört und bekam auch keinen Ärger. 

Aber nun lief ich zu unserer Wohnung und trat ein. "Ella, jetzt schon da? Du bist doch normal bei deinen Freunden." Mein Vater blickte von einem Haufen Blätter auf. Wahrscheinlich war er wieder die Miete am kontrollieren oder ähnliches. "Ja treffen uns morgen aber wieder", antwortete ich nebenbei während ich mir etwas zu Trinken einschüttete. "Dann hast du heute ja Zeit um in der Wäschekammer zu helfen. Die müsste mal wieder gesäubert werden", er hatte seinen Kopf schon längst wieder über die Blätter gebeugt und sprach mehr mit sich als mit mir. "Papa! Ich hab das die letzten Wochen schon gemacht. Kannst du nicht Personal dafür beauftragen?" "Die Leute kommen zu uns, weil sie sich nichts besseres leisten können. Dementsprechend sieht auch unsere Geldlage aus. "Und wieso muss ich das immer machen? Kann das nicht auch mal Michi machen?", mittlerweile klang ich genervt. "Wenn er es macht sieht es danach schlimmer aus als vorher. Er darf nachher den Hof vor den Türen aufräumen. Da liegt wieder mal alles rum. Also gehst du nun bitte?", er blickte mich nun eher streng an. "Ist ja gut, bin schon weg!" Also lief ich die Treppe runter und holte die Putzsachen aus dem Schrank.

Wenn die Kerle hiervon erfahren würden, würden sie mich auslachen. Sie wussten nichts von meiner Herkunft. Das wäre das letzte was sie akzeptieren würden. Ich habe es geschafft als Mädchen mitspielen zu dürfen. Als Schwester des Darth Vader persönlich, würden sie mich rausschmeißen. Ja ich war SEINE Schwester. Vom dicken Michi persönlich. Ich putze weiter und dachte dabei nach. Willi war nun unser Trainer und er war angeblich ein Fußballprofi. Das hatte er zumindest mal erwähnt. Keine Ahnung warum. Ich hatte damals nicht groß drauf geachtet und ignorierte es. Doch nun könnte es uns in Schwierigkeiten bringen. Mein Vater hatte Michi und mir nicht nur einmal die Geschichte erzählt, wie er dafür sorgte das es niemals dazu kam. Er hatte Willi bei einem entschiedenen Spiel gefoult. Willi humpelte seitdem und spielte nie wieder. Und dieser würde nun uns als ehemaliger Profi trainieren? Er war gar nichts. Doch erzählen konnte ich es auch nicht. Damit würde ich mich verraten und aus dem Team fliegen. Und gleichzeitig würde ich auch die einzige Hoffnung zerstören.

Ich war mittlerweile fertig geworden und es dämmerte schon leicht. Als ich unsere Wohnung betrat sah mich Michi erstaunt an. "In 10 Tagen seid ihr Tod!", flüsterte er bevor er laut weiter sprach, "Ich muss noch los. Bis nachher dann!" Und damit verschwand er durch die Tür. "Hier du hast doch Hunger, dass sehe ich dir an!" Mein Vater stellte einen Teller mit Essen auf den Tisch und sah mich an. "Danke!" Damit fing ich an zu essen. Nach dem Essen verschwand ich auf mein Zimmer und wollte nur schlafen. Am nächsten Tag wollte ich nicht zu spät beim ersten Training sein. 

Ella-Ein Sturm zieht auf (DWK-FF)Where stories live. Discover now