15- "Wir werden hier raus kommen."

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„[...] Wenn sie nicht in der Lage ist ihre Aufgabe zu erfüllen, haben wir auch keine weitere Verwendung für sie."
„[...] im Falle eines Lichtmangels, wenden Sie sich an Ihren Kammerdiener/ Ihre Kammerzofe. Unter dem Schloss befinden sich Gewölbe, eigenes für die Haltung von Irrlichtern angelegt. Ihre Bediensteten sollten in kürzester Zeit ihre Räumlichkeiten zur Genüge ausleuchten [...]"

(Befehlsschreiben unter einem Pamphlet für die Hausgäste)

✥✥✥

          Schritt eins war das dämliche Kleid loszuwerden. Ich konnte nicht in einem dieser aufgebauschten Zelte rennen, geschweige denn fliehen. Sie verknoteten sich um meine Knöchel oder blieben an irgendwelchen Gegenständen hängen. Es war eine Katastrophe und es musste weg.

Da ich allerdings genauso wenig in meinen langen weißen Unterhosen durchs Land reiten wollte und das auch auffällig wäre, bat ich Theenan um ein Paar seiner Leinenhosen.
Ich krempelte sie zwar mehrfach an den Füßen um und funktionierte ein dünnes Seil als Gürtel um, doch die neu gewonnene Freiheit war mir jeden modischen Fehltritt wert.

Ein energisches Klopfen unterbrach meine eingehende Musterung im Spiegel, doch noch ehe ich fragte, wer mich direkt nach dem Frühstück störte, hatte sich Theenan bereits durch die Tür gezwängt.
Sein Blick glitt über meine Erscheinung und ein unechtes Lächeln zuckte über seinen Mund, während er vorsichtig ein in Tuch geschlagenes Bündel auf dem Bett ablegte.
„Steht dir besser als mir."

Aufregung ließ mich an seine Seite springen. Selbst gestern hatten wir noch gemeinsam an den Feinheiten unseres Plans gearbeitet. Jede freie Sekunde hatten wir uns in die Ausarbeitung der Flucht gestürzt und ich hatte ganz nebenbei sichergestellt, dass er keine Dummheiten machte. Jetzt zu sehen wie das letzte Puzzlestück an seinen Ort rückte, gab mir das Nervenkostüm einer Sonnenfee.
„Ist das mein Schwert?"

Theenan nickte ernst und tat einen Schritt zur Seite, damit ich es auspackte. Sein Ausdruck blieb frei von jeder Emotion, als meine Finger ungeduldig das Tuch wegschlugen und sich um den Griff der Waffe schlossen. Kein schönes Exemplar, aber dadurch nicht weniger tödlich.

„Ich habe sie aus der Waffenkammer unseres Trainers gestohlen. Mit dem Ding haben irgendwann mal Ravn und Rake kämpfen gelernt, als sie kleine Jungen waren. Es sollte also leicht genug sein."

Dankbar und vollkommen überwältigt von dem Gefühl, endlich ein Stück der Machtlosigkeit zu verlieren, schenkte ich ihm mein breitestes Grinsen. Es fühlte sich wie eine Ewigkeit an, seitdem ich das letzte Mal ein Schwert geführt hatte und alles in mir verlangte danach, es durch die Luft zu wirbeln.
Nur, dass mein Raum dafür zu winzig war, wenn ich Theenan nicht unabsichtlich verstümmeln wollte.
„Ich ignoriere einfach mal, dass du mir ernsthaft ein Kinderschwert besorgt hast und sage artig danke." Sorgsam steckte ich es in meine Hose. Die weiten Hosenbeine ließen es vollkommen verschwinden und mein Gürtel hielt es dort, wo es sein sollte. Als Kinderschwert ging es mir glücklicherweise gerade einmal bis zum Knie.

Jagd der Verfluchten Kinder- Das Elfenkind IIIWhere stories live. Discover now