8- "Nicht schon wieder."

3.1K 451 110
                                    

✥✥✥

          „Ich hasse Bäume."

„Und ich habe das Gefühl in den letzten zwei Tagen kein einziges anderes Wort aus deinem Mund gehört zu haben", erwiderte Tyana giftig, ihre Augen zu Schlitzen zusammengekniffen, die lebensgefährliche Blicke abfeuerten.

Lewi seufzte innerlich. Tyana war anstrengend und chronisch schlecht gelaunt, doch sie hatte in diesem Fall recht. Mit Balthar durch einen Wald zu reiten, war eine ganz besondere Foltermethode, die er den Überlebenden aus Tenur eigentlich ersparen wollte.

Es waren insgesamt 28 Männer und Frauen gewesen, die sie aus dem Berg befreit hatten. Neun davon waren sofort ihrer eigenen Wege gegangen, mit Familien, zu denen sie zurückkehrten und Häusern, die noch nicht vom König markiert worden waren.

Doch die Restlichen bildeten mit ihren zwei Planwagen einen aufmerksamkeitserregenden Tross, den Lewi zwischen den alten Bäumen des Bural Waldes verbarg.
Sehr zum Leidwesen des Suchers, der sie alle momentan wie ein Kompass zurück zu den Rebellen führte. Ein laut quengelnder Kompass.

Unruhig warf Lewi einen Blick über die Schulter. Im ersten Gespann, gleich neben dem Fahrer, saß Evangheline und starrte ins Leere. Lewi glaubte jeden zweiten Herzschlag zu ihr hinüber zu schauen und sicher war es bereits den restlichen Gruppenmitgliedern aufgefallen, doch er konnte sich nicht entspannen oder sie vergessen.
Er hatte sich noch nicht entschieden, ob er sich Sorgen machte, dass sie sich doch aus Camaneros Fesseln befreien, oder ob sie eingehen würde, allein und abgegrenzt von den anderen Überlebenden, die ihr ebenfalls nervöse Blicke zuwarfen.

„Weil wir durch einen verfluchten Wald reiten." Balthars nicht weniger angriffslustige Stimme holte Lewi zu seiner Trossspitze zurück.
Der Grauhaarige wirkte nicht gerade konzentriert auf die Aufgabe und die letzten Tage hatten sich außerdem als schwierig erwiesen ihn auch aufmerksam zu halten. Lustlos kickte er kleine Steine in Richtung der Bäume, zog fortlaufend Luft durch seine zusammen gepressten Lippen und traf am Ende Tyana mit dem Geschoss am Knöcheln.

Noch ein mörderischer Blick, der von Funken zwischen ihren Fingern begleitet wurde.
„Keine Sorge, wenn der Große Rat erst einmal von unserem gigantischen Versagen erfährt, werden wir in hundert Jahren keine Außen-Aufträge mehr bekommen. Du kannst dein Leben in einem Erdloch fristen."

„Wir haben das größte Gefängnis im Land gesprengt. Wie kannst du das als Versagen einstufen?"

„Und wir haben unseren Gruppenleiter verloren. Wer wird uns jetzt noch nehmen?", Tyana sah tatsächlich aus, als wollte sie sich vor Verzweiflung die Haut vom Gesicht kratzen, „Ich hatte Pläne! Niemand kommt so in den kleinen Rat! Nicht mit so einem Schandfleck auf deinem Lebenslauf!"

Balthar schnalzte abfällig mit der Zunge. „Wir haben ohnehin alle keine Zukunft mehr, wenn wir den Weg nicht aus diesem verfluchten Wald herausfinden."

„Wir sind auch an einem breiten Fluss vorbeigekommen und hast du mich über Meerjungfrauen jammern gehört?", gab die Feuerbändigerin scharf zurück.

Balthar schnipste abwertend. „Es gibt keine Meerjungfrauen!"

„Gibt es wohl! Meine Großmutter hat eine gesehen!"

„Deine Großmutter war genauso verrückt wie du."

„Meine Großmutter war die einzige Normale in meiner Familie! Wo ist Kimia, ich muss mich dringend mit jemandem unterhalten, der seine Auffassungsgabe nicht mit den letzten Pilzen mitverdaut hat!" Aufgebracht sah sie zurück, als verstecke sich ihre Freundin mit Absicht.

Lewi hätte das verstanden.
Resigniert seufzte er leise. Es hatte anscheinend seine Gründe, warum Oidlem keinem von ihnen die Führung überlassen hatte. Ständig verloren sie über ihre kleinen Streitigkeiten das große Ganze aus den Augen. Von Einigung kaum eine Spur. Lya war leichter umzustimmen, wenn sie sich in den Kopf gesetzt hatte wütend zu werden.
„Sie ist bei Joell im zweiten Planwagen. Ich glaube, sie wollte ihm was zu trinken anbieten", antwortete er schlussendlich, als sich das Schweigen lange genug gedauert hatte.

Jagd der Verfluchten Kinder- Das Elfenkind IIIМесто, где живут истории. Откройте их для себя