» Jungkook! « eine gedämpfte Stimme ist zu hören, ich spüre wie jemand etwas fallen lässt. Ich traue mich garnicht meine Augen wieder zu öffnen, denn ich habe Angst. Furchtbare Angst.

Ich zucke merklich zusammen, als ich eine mir bekannte Wärme um mich spüre und zwei Arme die mich zu sich ziehen. Für einen Moment beruhige ich mich wieder als ich den sanften Geruch von Taehyung wahrnehme und lege meine zittrigen Arme um ihn.

» Es tut mir leid... « flüstert mir Taehyung schuldig zu und drückt mich näher zu sich. Langsam öffne ich meine Augen um sicher zu gehen das er tatsächlich hier ist und klammere mich fester an ihn. » Ich hätte dich nicht ohne was zu sagen alleine lassen sollen. « gibt er sich die Schuld.

» B-Bist du real? « schluchze ich. Er streichelt mir durch die Haare und drückt meinen Kopf an seine Brust. » Hörst du meinen Herzschlag? « ich lausche den gleichmäßigen Herzschlag von Tae und bleibe eine Weile still. Das Geräusch beruhigt mich und auch der sanfte Eigengeruch der ihn umgibt, lässt mich ruhiger werden. Ich nicke, als Antwort, seiner Frage. Er ist real.

» W-Wo warst du? « frage ich ihn unsicher. Meine Finger klammern sich an sein Oberteil und ich schaffe es nicht mich von ihn zu lösen. Wenn ich ihn loslasse, könnte er wieder verschwinden. Das habe ich mir eingeredet. » Ich wollte dich mit Frühstück überraschen. « antwortet er mir. Sein Blick gleitet zur offenen Tür, wo ein ausgeschütteter Kakao und die 2 Croissants auf den Boden liegen, ich folge seinem Blick und schaue schuldig auf das verschwendete essen.

» Tut mir leid... Du hast es wegen mir fallen gelassen. « entschuldige ich mich. Taehyung lächelt. Sein Lächeln erwähnt mein Herz, wie beim ersten Mal als ich ihn sah. Es ist das schönste Lächeln, welches ich jemals gesehen habe. Er streichelt mir durch die Haare und gibt mir einen sanften Kuss auf meinen Haarschopf. » Ist schon okay, wir können auch noch woanders Frühstück holen. « munter er mich auf. Mit einem breiten Grinsen und einem Nicken kuschle ich mich näher an seine Brust.



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Gähnend nehme ich einen Schluck von dem lauwarmen Kakao, welchen mir Taehyung bestellt hat und lasse meinen Blick an der großen Glaswand des Café's nach draußen schweifen. Ich beobachte die vielen unzähligen Menschen die hier vorbei laufen und denke darüber nach, wie faszinierend es doch ist das jeder dieser Menschen dort, eine eigene Geschichte hat. Jeder Mensch den du triffst, an dem du nur vorbei läufst, oder auch der Verkäufer der im Supermarkt deine Ware abkassiert, hat eine Geschichte.

Ich erschrecke, als Taehyung plötzlich meine Hand umgreift und sie leicht drückt. Mein verträumter Blick vom Fenster wendet sich ab und gleitet zu Taehyung, welcher mir ein sanftes Lächeln schenkt. Er seufzt leise aus. » Jungkook... Bin ich wie er? « fragt er mich plötzlich. Meine Augen weiten sich. Ich atme kurz auf. Mein Mund schließt und öffnet sich, bevor ich eine Antwort gebe. » Du bist er. « gebe ich zurück.

» Ja ich weiß... Nur, die ganzen Erinnerungen an dich, du weißt ich hab sie nicht erlebt. « erzählt er. Taehyung stützt seinen Kopf an seiner freien Hand ab und schaut dann aus dem Fenster. Ich streiche über seinen Handrücken. » Tae... Bleib einfach an meiner Seite, mehr wünsche ich mir nicht. «

» Tae! « eine schrille Stimme unterbricht uns plötzlich. Erschrocken schaue ich hoch und blicke direkt in das Gesicht von Hobi. Meine Augen weiten sich schlagartig und ein leichtes Grinsen bildet sich auf meine Lippen. Es kommt mir vor wie eine Ewigkeit das ich ihn das letztes Mal gesehen habe. Mein Grinsen verschwindet wieder, als ich realisiere, dass ich Hobi in dieser Welt garnicht kenne.

Wir sind uns nie begegnet. Taehyung steht auf und schenkt Hobi eine aufmerksame Umarmung. Am liebsten wäre ich auch auf ihn gesprungen, schließlich kommt es mir so vor, als ob seit ich hier bin ich keine bekannten Gesichter mehr zu Gesicht bekomme, außer Taehyung. Eine Weile verweilen die beiden in der Position, bevor sein Blick auf mich fällt. » Oh! Du bist sicher Jungkook, Taehyung's Freund! « begrüßt er mich mit einem breiten Grinsen.

Ich rühre meinem Kakao um und lächle sanft. » Der bin ich. « gebe ich zurück.

Ich bin Jungkook. Taehyung's Freund. Das hier ist mein Leben. Ich erinnere mich. Ich erinnere mich an Taehyung, ich erinnere mich an Jimin, ich erinnere mich an alles. Für einen Moment fühlt sich mein Herz schwer an, denn Hobi erinnert mich erneut an den Verlust an Taehyung. Meine Brust beginnt zu schmerzen und ich kralle mich an der Tasse fest.

» Baby, alles okay? « fragt mich Taehyung besorgt. Ich blicke auf. Einige Tränen machen sich auf dem Holz des Tisches bemerkbar. Mein Gesicht glüht, es fühlt sich an wie Feuer. Ich setze ein Lächeln auf. Zum ersten Mal seit langem, lächle ich aus tiefsten Herzen, dann wische ich meine Tränen weg und nicke.

» I-Ich bin nur glücklich, dich zu haben. « gebe ich zurück. Taehyung's Gesicht ändert sich von Besorgnis zu einem leichten Lächeln. » Ich bin auch glücklich, dich zu haben. « erwidert er.

» Oh! Schaut mal raus! « gibt Hobi plötzlich überrascht von sich. Ich schniefe und reibe mir die letzten Tränen aus den Augen bevor ich raus schaue und meine Augen sich schlagartig weiten.

Kleine, winzige Schneeflocken fallen vom Himmel und landen langsam auf den Boden, bevor die schmelzen. Sie sind wunderschön, wie kleine Kunststücke, geschaffen vom Himmel. Es schneit.. immer mehr Schnee sammelt sich an, sodass sie die Welt in eine weiße Decke umhüllt. Ich verfolge mit meinem Blick fasziniert die kleinen Schneeflocken und denke zurück.

Sie erinnern mich an ihn. Sie erinnern mich, wie ich ihn traf.

Damals, im Schneeweißen Park.

Ich weiß, dass der Weg hierher nicht einfach war. Ich weiß, dass es noch viele unklare Fragen gibt, aber ich weiß auch das ich Taehyung liebe und egal was ist, ich bereue nicht ihn getroffen zu haben.

Jeder Mensch hat eine Geschichte, diese Geschichte war meine und ich hoffe das sie noch lange lange weiter geht.

Ich habe mich immer gefragt, was der Sinn vom Leben ist. Ich habe es nie wirklich verstanden, ich dachte immer man lebt um zu sterben, aber das stimmt nicht. Mag sein, dass ich den Sinn immer noch nicht ganz verstehe und das diese Frage auch immer ungeklärt bleiben mag, aber ich weiß das es auch schöne Sachen im Leben gibt. Sachen, die nicht in Trauer versinken, Sachen worüber man lachen kann.

Sei es einfach nur der warme Kakao am Morgen, oder die Menschen um dich herum, die deinen Tag verschönen. Es sind winzige Dinge, die man nicht richtig beachtet, aber diese winzigen Dinge sind schön. Sie machen glücklich.

Denn das ist mein Sinn zu leben und mein Glück.



The End

White Snow // Taekook Hikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin