[ 23 ] what is the truth?

981 115 12
                                    

- Erinnerung -


Das leise, knarksende Geräusch der Zimmertür weckte mich aus meinem Schlaf. Das weiße Zimmer drehte sich und der ätzende Gestank der dem Geruch von Chlor ähnelte, machte sich in meiner Nase breit. Ich war im Krankenhaus. Vermutlich war ich eingeschlafen. Mein Blick glitt durch den Raum, dann zu der Person weswegen ich hier war.

Jimin.

Seine Augen waren fest geschlossen und Maschinen brachten ihn zum Atmen. Sein Brustkorb hob und senkte sich, als würde er friedlich schlafen, aber ich wusste das es nicht so war. Ich wusste nicht mal wie viele Stunden ich hier war, wartete das er seine Augen öffnete und wieder ohne Maschinen eigenständig atmen würde, doch er tat es nicht. Ich hatte keine Worte um zu beschreiben wie ich mich fühlte, ich fühlte mich leer. Verlassen. Ängstlich. » Hey... « begrüßte mich mein Freund nachdem er das blasse, weiße Zimmer betrat. Ich hatte die Farbe weiß immer verehrt, sie stand für Frieden den ich mir immer wünschte, aber nun hatte ich das Gefühl das die Farbe, für Leere stand.

Ich sah zu ihm auf, aber ich fühlte mich als würde jeglicher Schmerz sich in meinem Körper breit machen und mir verbieten ihn anzulächeln. Ich hatte einfach zu sehr Angst. » Wie lange bist du schon hier? « fragte er mich besorgt. » Seit gestern. « gab ich ruhig an. Ich wusste das das ganze hier meine Schuld war, ich betete, jeden Tag er würde aufwachen. Ich hätte ihn aufhalten können und tat es nicht. Ich fühlte mich schuldig.

» Ich glaube Yoongi ist ziemlich fertig, vielleicht solltest du mit ihm reden... Er sitzt draußen. « erzählte mir Taehyung. Ich wusste nicht, was ich fühlen sollte. Das piepsende Geräusch der Maschine machte mich verrückt, es war ein unerträglicher Klang der sich in meinem Hirn eingraviert hatte. Jimin auf dem Krankenbett machte mich fertig, wie ein Messerstich direkt ins Herz, so sehr traf mich dieses Bild. » Gut, mach ich. «

Ich rappelte mich langsam auf, stützte mich am Bett ab und versuchte auszustehen. Meine Arme zitterten und meine Beine fühlten sich an wie Wackelpudding. Ich hatte Angst. Angst vor der Wahrheit das Jimin tatsächlich nicht mehr aufwachen könnte. Ich wusste das Taehyung nichts dafür konnte, aber wie konnte ich jemanden lieben, wenn ich mich nicht mal mehr selber lieben konnte?

Ich würdigte ihm keinen Blick und lief an ihn vorbei. Es tat weh. Ich schloss die Zimmertür hinter mir und blickte auf zu Yoongi, der auf der Bank saß. Seine Hände falteten sich und sein Bein tippte unruhig auf und ab.


» Yoongi... « gab ich von mir. Er blieb kurz ruhig und sagte nichts, bis er doch langsam ansetzte:


» Sag mir wieso, Jungkook. « Ich wollte eine Antwort darauf, aber ich wusste keine. Ich hatte kein Recht eine zu wissen. » I-Ich hätte es verhindern können... « fing ich an zu erzählen. Ich ballte meine Hände zu Fäusten und alles zog sich schmerzhaft zusammen.

» Was? « hakte Yoongi sichtlich verwirrt nach. Ich räusperte mich, meine Stimme fühlte sich rau und schwer an. » Jimin hatte mich gefragt ob ich ihn abhole und ich habe abgelehnt, hätte ich ihn einfach abgeholt und hätte nicht an mich selber gedacht, wäre das alles nie passiert.. « wimmerte ich mit zittriger Stimme. Ich biss mir auf die Unterlippe, unsicher weiter zu reden. Meine Angst überkam mich. » Wie soll ich mit diesen Schuldgefühlen weiter leben, falls Jimin nicht mehr aufwacht, sag's mir?  « ich wusste nicht wieso ich mit Yoongi darüber redete, wenn eigentlich Taehyung derjenige sein sollte dem ich das anvertrauen wollte.

Yoongi biss seine Zähne zusammen, ich konnte schon alleine anhand seines Gesichtsausdruck seine Wut erkennen.
» Warum dich...? « fragte er mich. Er stoppte und holte tief Luft. » Warum hat Jimin dich gefragt und nicht mich? « sein Daumen bohrte sich förmlich in seine Hand und sein Bein blieb plötzlich still. » Was- « setzte ich an, doch ich wurde unterbrochen.

» Er war in Taehyung verliebt und plötzlich drehte sich in Tae's Welt nur noch alles um dich, was denkst du wie Jimin sich gefühlt hat? « verurteilte er mich. Meine Augen weiteten sich und Verwirrung zeichnete sich auf mein Gesicht. In Taehyung verliebt? » Ich wusste es nicht- « ich drehte mich erschrocken um, als ich bemerkte wie Taehyung Jimin's Zimmer verließ. Seine Augen waren geweitet und sein Gesichtsausdruck verwirrt. Hatte er das gerade gehört? » Lass Jungkook in Ruhe. « verteidigte er mich. » Er hat rein gar nichts mit der Trennung von mir und Jimin zu tun, genauso wenig wie diese Situation jetzt irgendjemanden seine Schuld ist. «

» Hat es nicht? Was empfindest du denn für Jimin, Tae? « fing Yoongi an zu provozieren. Taehyung hielt mit seiner Bewegung inne und sein Blick erstarrte förmlich. Ich wusste das es kein guter Zeitpunkt war zu streiten oder zu diskutieren, aber das Taehyung zögerte zu antworten tat weh. Es fühlte sich an als würde mein Herz von unerträglichen Schmerzen geplagt sein. » Jungkook und ich sind verlobt, dass solltest du wissen. « rechtfertige Tae sich, doch ich hörte an Tae's Stimmlage einen gewissen zögernden Unterton. Ich wusste mittlerweile wann Tae log und wann Tae mit seiner Antwort zögerte und dieses Mal tat es zum ersten Mal weh.



Und plötzlich, wie auf einen Schlag, hatte ich das Gefühl das die Liebe von Tae eine reine Lüge war und mein gesamtes perfektes Leben auseinander brach.


- Erinnerung Ende -



Mit dröhnendem Kopf wache ich auf, mein Körper fühlt sich schwer an und mein Magen dreht sich unwohl. Eine einzige Lüge...
Bilder spielen sich in meinem Kopf ab, Bilder von Jimin im Krankenhaus. Bilder von seiner blassen, kränklichen Haut und Bilder von den Horrormaschinen die ihn am Leben hielten. Es war meine Schuld.

» Hattest du wieder einen Traum? « erschrocken drehe ich mich um und blicke zu Taehyung der direkt neben mir liegt. Sein sanfter Geruch erwärmt mein Herz und seine morgendlich raue Stimme bereitet mir Gänsehaut. Ich hatte total vergessen das er wieder hier ist. Trotz allem das er hier ist, breitet sich Misstrauen auf. Wie soll ich ihm vertrauen, wenn seine Gefühle nicht so echt sind wie ich dachte?


» Du liebst Jimin, hab ich recht? « frage ich direkt. In meinem Hals bildet sich ein dicker Kloß. Will ich die Antwort darauf überhaupt wissen? Wieso frage ich ihn das? Ist es Eifersucht gegenüber einen Toten? Es ist schwachsinnig. Taehyung bleibt still und sein Mund zieht sich zu einer geraden Linie. Mein Herz zieht sich schmerzhaft zusammen und mein Magen dreht sich unwohl, als er still nickt.

Ich hatte ihn vertraut, von Anfang an, doch er hatte mich belogen. Ich weiß nicht ob ich wütend oder traurig bin. Angespannt rutsche ich langsam von ihm weg. Wieso kommt es mir plötzlich so vor als würde ich neben einem Fremden liegen? » Warum hast du mich belogen, du hättest von Anfang an sagen können das du Jimin liebst. « meine Stimme erhebt sich und in meinem Kopf dreht sich, dass mir davon sogar schlecht wird.

» Bin ich sein Ersatz? Ist es das? « betone ich mit einem ironischen Unterton. Ich weiß bis jetzt nicht mal das ich angefangen hatte wieder etwas zu Taehyung zu empfinden. Ich wusste nicht das es möglich war. Er setzt sich langsam auf und senkt sein Gesicht. » Nein... «

» Du sagst du liebst mich, vermisst mich, aber hast du das nur gesagt weil Jimin verdammt nochmal tot ist? « ich hatte kein Recht wütend zu sein, doch mein Brustkorb senkt und hebt sich merklich. Ich war verletzt. Fühlte mich plötzlich so, als hätte mich Taehyung belogen mit der Sekunde wo ich aufgewacht war. » Ja, ich hab Jimin geliebt. « flüstert er. » Er war ja auch mein Ex-Freund, denkst du es war einfach für mich zu wissen das die Person die ich geliebt habe, stirbt? « fragt er mich. Seine Stimme bebt und zittert, dass ich seine Angst förmlich spüre.

» Nein, aber hast du mich jemals geliebt? « Taehyung zögert diesmal nicht und antwortet direkt: » Natürlich hab ich das! «

» Die Frage ist, ob du mich jemals geliebt hast-- «

» Ich tue es in diesem Moment! «

Taehyung schweigt und sieht mich fassungslos an. Seine Miene verzieht sich kaum, ich sehe in seinen Augen nur dieses winzige glänzen das einer Glasperle ähnelt. Mein Atem geht flach und meine Gedanken fühlen sich leergefegt an.





Warum fühle ich mich plötzlich so zerbrechlich?

White Snow // Taekook Where stories live. Discover now