《13》

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Seokjin

Vor nun einer Woche bin ich zurückgezogen und hab Namjoon wiedergefunden. Diese eine Woche waren wir, wie unzertrennlich. Namjoon übernachtet täglich bei mir im Haus. Dadurch wirkt das Haus nicht mehr so groß und vor allem kann ich seit einer Woche gut schlafen.

Keine schlaflosen Nächte mehr. Kaum noch diese Einsamkeit, da Namjoon bei mir ist und so schnell keiner von uns beiden verschwinden wird.

Die einzig, nervige Sache ist bloß, dass er nicht damit aufhört mich zu küssen. Egal, wo wir uns befinden.
Anfangs hab ich ihn weggeschubst, doch irgendwann aufgegeben. Unter anderem, da er viel stärker ist als ich.

Seine Eltern und Freunde finden das aber amüsierend. Mit Hoseok, Taehyung, Yoongi und Jimin haben wir ein paar Dinge unternommen. Jedoch endet dies meistens damit, dass alle ebenfalls zu mir nach Hause kommen und ich sie alle bekoche, wie heute zum Beispiel.

Alle fünf sitzen um den runden Tisch herum und unterhalten sich lautstark. Über was sie sich unterhalten, hab ich gar nicht mitbekommen.
Ich bin viel zu sehr damit beschäftigt in mein Essen zu stochern und ab und zu etwas davon in den Mund zu nehmen. Dabei achte ich unauffällig zu sein und nicht mein Gesicht zu verziehen, während ich das Essen kaue, wovon die anderen regelrecht nicht genug bekommen können.

"Du kochst echt fantastisch, Jin", nuschelt Jimin mit vollen Mund, weswegen Hoseok ihn Kopfschüttelnd ansieht.

"Schluck bevor du redest", sagt Hoseok angewidert, da er gegenüber von Jimin sitzt.

"Entschuldigen", murmelt daraufhin Jimin eingeschüchtert, weshalb Yoongi nun Hoseok böse anblickt.

Doch bevor hier alles in einem Streit endet, antworte ich schnell, um deren Aufmerksamkeit auf mich zu lenken.

"Ist schon gut, Hoseok und danke, Jimin", antworte ich leicht lächelnd.

Wenigstens haben sie noch ihr Spaß ans Essen. Ich dagegen hab den schon lange verloren.

______________

In der zweiten Woche war alles ruhig. Erst recht mein Handy, welches ich vor Tagen ausgeschaltet hatte.
Chang hat sicherlich schon hundert mal versucht mich zu erreichen. Allerdings will ich nicht ans Handy gehen, da er wahrscheinlich wütend auf mich ist und es mir gerade viel zu gut geht, um mir wieder die Laune verderben zu lassen.

Irgendwann muss ich aber mit ihn reden. Nur nicht heute.
Ich liege entspannt neben Namjoon, der vor paar Minuten einschlief. In aller Ruhe betrachte ich seine engelsgleiches Gesicht, welches sich kaum verändert hat.
In ihn sehe ich immer noch meinen besten Freund seit unsere unvergesslichen Zeit im Kindergarten. Gleichzeitig sehe ich in ihm den Jungen, in dem ich mich damals zum ersten Mal verliebt hatte.

Dass ich mich von Männern angezogen fühle, weiß ich durch Namjoon. Er hat meine Hormone echt durcheinander gebracht. Natürlich hab ich es deshalb ausgenutzt, ihn müssen zu dürfen.
Das ist schon so lange her, doch jetzt hab ich Chang und sollte keine Gefühle für eine andere Person hegen.

Meine Gefühle zu Chang sind echt, doch nie hab ich aufgehört Namjoon heimlich zu lieben. Mir ist durchaus bewusst, dass ich mir ernsthaft Gedanken über meine wahren Gefühle machen muss. Allerdings will ich noch nicht darüber nachdenken. Irgendwann sollte ich Namjoon die Wahrheit sagen. Doch bis dahin genieße ich noch seine Nähe.

Behutsam nehme ich seinen rechten Arm. Darauf bedacht ihn nicht zu wecken. Ich lege den Arm um mich selbst, damit es so aussieht, als würde Namjoon mich umarmen. Zufrieden lehne ich mein Kopf an seiner Schulter, schließe meine Augen und träum von Namjoon.

______________

Mittlerweile sind bereits drei Wochen seit meinem Umzug vergangen. Schuldgefühle plagen mich. Ich muss mich bei Chang melden. Nicht, dass er sich noch Sorgen macht.

Es ist nachts, der Himmel ist wolkenlos und die Nachtluft recht angenehm. In meiner Hand halte ich mein Handy fest und beschließe nach langem überlegen es anzuschalten.

Sobald es eingeschaltet ist, sehe ich auch die Zahl der verpassten Anrufe und einigen Nachrichten. Alle selbstverständlich von der gleichen Person.

Seufzend wähle ich seine Nummer und mache mich innerlich auf das bereit, was gleich kommen wird. Ich hätte ihn nicht wütend machen sollen.

"Jin?", ruft er aufgebracht in den Hörer.

"Chang-", ich wollte mich sofort entschuldigen, doch er lässt mich nicht aussprechen.

"Wage es nicht mir jetzt dazwischen zu reden", zischt er wütend.

Seine Wut kann ich mir deutlich vorstellen. Trotz unserer Entfernung.
Obwohl er es nicht sehen kann, nicke ich und presse meine Lippen zusammen.

"Ich hab dich tausendmal angerufen, meine wertvollen Zeit verschwendet und du hattest nichts besseres zutun, als dein verdammtes Handy aus zu haben. Für Wochen!"

Schuldbewusst senke ich mein Kopf. Dass Chang sich Sorgen machen würde, hab ich in den Hintergrund geschoben.

"Weh, du legst schon einfach auf. Sonst vergesse ich mich noch. Sei froh, dass ich noch nicht hier weg kann. Du bist mir eine Erklärung schuldig."

"I-ich-"

"Hör auf zu stottern und rede anständig mit mir. Benimm dich doch einmal, wie ein Erwachsener", schreit er auf einmal voller Zorn.

Mehrmals blinzel ich, um bloß nicht anzufangen zu weinen. Jedoch muss ich ständig mit den Tränen kämpfen, wenn man mich anschreit.

"Tut mir leid, Chang. Ich war zu abgelenkt-"

"Abgelenkt von was bitteschön?", unterbricht er mich misstrauisch. "Essen? Etwas anderes kannst du sowieso nicht."

Eine Träne kullert über meine Wange, doch ich wische sie sofort weg.

"Ich hab neue Leute kennengelernt und mein besten Freund wiedergefunden. Wir haben viel unternommen ... ."

"Bester Freund? Jin, du weißt, ich mag es nicht, wenn du etwas mit einem anderen Mann machst. Oder mehrere."

"Er ist mein bester Freund. Mehr nicht."

Der mich zwar küsst, doch dies muss Chang wirklich nicht wissen.

"Trotzdem. Wenn du mich wirklich liebst, dann würdest du dich nicht mit ihm treffen. Ich hätte dich nicht allein gehen lassen sollen."

"Ich liebe dich doch. Aber sie sind nunmal meine Freunde."

"Du hast mich. Also brauchst du auch keine Freunde."

Plötzlich beendet er das Gespräch, ohne ein weiteres Wort zu sagen. Diesmal hat er einfach aufgelegt. Zu recht. Dass er wütend auf mich ist, kann ich nachvollziehen. Doch trotzdem muss ich unkontrolliert weinen.

Ich höre die Schritte, die sich mir nähern. Natürlich ist es Namjoon und keine Sekunde später, spüre ich auch schon, wie er mich umarmt.

"Muss ich jemanden weh tun?", fragt er und küsst meine Wange behutsam.

"Nein", antworte ich schluchzend. "Wir haben uns nur gestritten. Das wird schon wieder."

"Schade", flüstert er, was ich nicht ganz verstehe.

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Was für eine ungesunde Beziehung.

Sleepless Night || NamjinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt