2003, Portland (Bree)

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2003, Portland

Bree

»Bree!«, rief Marise aus dem Haus. 

Bree weigerte sich, sie jemals »Mutter« zu nennen, wie Jake es bereits schon tat. 

Nichts würde die Errinerung an Mom und Dad schwächen, hatte sie sich geschworen, obwohl sie auch ihren neuen eltern dankbar war, dass sie sie nicht in der Obhut, der grässlichen Frau im Waisenhaus gelassen hatten. Jake brauchte ein Zuhause. Und sie auch. Und Marise und Paul waren nett, beide herzensgute Menschen, die nur das Beste für sie ihren Bruder wollten.

Bree rannte über die Wiese und hinein in den offenen, hellen Wohnraum. Sie folgte Marises Stimme durch den Flur und dann in ihr kleines Zimmer. Zu spät bemerkte sie ihre vor Dreck standenden Füße auf dem Teppich. Schon vorbereitet auf eine dieser Ansagen zum Thema Schuheabklopfen zu hören zu bekommen, zog sie schützend die kleinen Schultern hoch. 

Doch Marise schien es nicht einmal zu bemerken, sondern starrte auf eine Hand voll Papier, dass sich, nach Brees Wissen, noch vor einer Stunde, als sie das Zimmer verlassen hatte, unter ihrem Bett in der kleinen Schatulle ihrer verstorbenen Großmutter befunden hatte. 

Wie sie es hasste wenn Marise in ihren Sachen herum schnüffelte.

Die hochgewachsene Frau mit den braunen Haaren starrte nun wieder sie an, und Bree setzte den neutralsten Blick auf der ihr zu Verfügung stand.

»Was, Bree ist das?« fragte Marise. 

Dabei drehte sie die Papire um und Brees Befürchtungen bewahrheiteten sich. 

Es waren die Bilder, die sie vor einer Woche im gemeinsamen »Familienurlaub« mit Marise und ihrem Mann Paul, unbeobachtet aus dem Sand gefischt hatte. Sie waren herab geflogen, direkt aus dem Himmel. Sie hatte sie damals angesehen und Dinge über das Foto gewusst, welche einem normalen Mädchen im Alter von sechs Jahren nie eingefallen wären.

Aber sie liebte diese Bilder seit sie sie zum ersten mal gesehen 

hatte. Sie wusste nicht warum, die Personen waren ihr fremd, und doch wieder so vertrau als hätte sie das Paar gekannt. Machmal starrte sei sie Stundenlang an, redete mit ihnen. Der Mann und die Frau mit den schönsten Haaren, die Bree je gesehen hatte, würden nicht gehen, sie würden für immer da bleiben, solange sie auf sie achtete. Sie würden niemals sterben. Und sie müsste nie auf ihre Beerdigungen mit lauter fremder Gestalten gehen.

Umso schlimmer, dass Marise sie ihr wegnehmen würde.

Aber das musste sie nicht. Nicht wenn Bree sich auf ihre hervorragenden Lügen verlassen konnte.

»Fotos von meiner Mutter...« sagte sie bedacht leise und konzentrierte sich auf die Tränen, die ihr nun sofort über die Wange kullerten. 

Marise biss an. Sofort kam sie auf Bree zu und schloss sie in die Arme. 

»Aber woher hast du sie?« 

Verdammt!

Bree schluchtzte und weinte darauf bedacht den Fragen Einhalt zu gebieten.

Nach einer Weile ließ Marise sie allein um ihr einen Milchreis zu kochen, wie sie es zu tun pflegte, wenn Bree einen ihrer komplizierten Momente hatte. Für gewöhnlich half es Bree dann Klavier zu spielen, doch ihr Klavier war zu Staub zerfallen, wie ihr gesamtes Leben auch.

Stolz blickte sie auf die Fotos in ihren Händen.

Sie gehöten ihr, nur ihr ganz allein. Sie betrachtete das vorderste Bild. 

Ein lachendes junges Mädchen war darauf abgebildet und ein ebenfalls junger Mann. Wenn Bree dieses Foto damals sah, wusste sie noch nicht wer die beiden waren, doch spürte sie bereits die Freude des Paares auf sich übergreifen und in diesen Momenten war sie nur in ihrem Zimmer. Die Fotos ermöglichten ihr, hier Freude zu fühlen und nach ihrer Theorie blieb sie dann im Raum.

Bree fand das Foto außerdem interessant, weil auf der Rückseite kleine Buchstaben geschreiben waren. Könnte sie doch bloß schon lesen, wie die anderen in ihrem Alter. Aber sie ging nicht zur Schule. Und würde aufgrund ihrer undefinierbaren Krankheit nie hingehen. Vielleicht ein Privatlehrer, aber nie irgendwelche Mitschüler. 

Naturlich hätte sie Marise fragen können, aber das traute sie sich nicht, wenn die Worte genug Anlass gäben ihr sie wegzunehmen.

Marise rief aus der Küche. Bree stand auf, ging aber noch nicht aus dem Raum. Ihr Blick war noch auf die Fotos gerichtet. 

Und wenn sie sich wie jedes kleine Mädchen den Kopf darüber zerbrach was in zehn Jahren aus ihr geworden sein würde, dann sah sie das Bild und wünschte es sich genau so, und kein bisschen anders.

Sie wollte ihre Haare lang und offen tragen und lachen wie die Frau im Bild. Und manchmal sah sie auch den jungen Mann an ihrer Seite, der sie ebenfalls so anlächelte wie auf dem Foto.

pleased 2 hear from u :D may in a comment? ;)

Falling for Humans (Vampire Diaries FF)Where stories live. Discover now