Kapitel 44 ~ Living hell.

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~ Within a second... ~

„Jetzt erzähl schon endlich!“ Jade hüpfte aufgeregt auf ihrem Bett, auf dem wir es uns vor wenigen Minuten gemütlich gemacht hatten, herum und sah mich abwartend an. Ich saß im Schneidersitz vor ihr, ein Kissen auf meine Beine gelegt. Nervös spielte ich mit den Spitzen des Kissens und traute mich nicht, zu ihr hoch zu schauen.

„Aber du darfst nicht sauer sein oder so, ja?“ Aufgeregt biss ich mir auf die Lippe und wartete, bis sie nickte.

Ich atmete einmal tief ein, bevor ich anfing zu reden. Und das so schnell, als wäre alles nur ein einziges Wort. „Harry und ich haben mit einander geschlafen.“

Als ich fertig war, spürte ich, wie die Röte in mein Gesicht stieg. Man sah Jade an, dass sie die Worte erst verarbeiten musste. Doch auf einmal quietschte sie laut auf, ihre Augen schienen ihr beinahe auszufallen. Unerwartet sprang sie mir in die Arme und erdrückte mich förmlich. „Du musst mir alles erzählen“, schrie sie in mein Ohr, weswegen ich kurz zusammen zuckte und sie dann von mir weg schob.

Ich fasste den gestrigen Tag so kurz – und am wenigsten peinlich – wie möglich zusammen, doch als ich meine kleine Erzählung beendet hatte, glühten meine Wangen, was Jade ein kleines Aww entlockte. Peinlich berührt schlug ich die Hände vor mein Gesicht, bis ich wieder eine normale Farbe angenommen hatte. Ich wusste nicht, wie manche so offen darüber reden konnten. Ich konnte es zumindest nicht.

„Das ist doch süß“, lächelte Jade mich an.

Ich zuckte nur kurz mit den Schultern. „Können wir über etwas anderes reden?“

Und so begannen wir mit unserem eigentlichen Mädchenabend. Wir hatten beschlossen, uns mal wieder etwas zu gönnen und deswegen war Jade heute morgen noch einkaufen. Wir hatten Gesichtsmasken, Maniküre-sets und eine riesige Wahl an Nagellack. Während wir lachend die Masken in unseren Gesichtern verteilten, sprachen wir über alles mögliche, das uns in den Sinn kam. Wenn wir etwas unternahmen, gab es tausende Themen, über die wir uns unterhielten. Von alltäglichen Mädchenkram bis hin zu dem ausgefallensten Schwachsinn, der uns irgendwie in den Kopf kam. Jade war jemand, vor dem ich laut denken konnte und sie war schon lange mehr als nur eine beste Freundin für mich. Sie war wie meine Schwester und ich bin unglaublich froh, dass sie in der zweiten Klasse hier her gezogen war.

„In ein paar Wochen ist schon der Summertime-Ball“, warf sie plötzlich in den Raum. Unsere Schule veranstaltete jedes Jahr für alle ab der neunten Klasse einen riesigen Ball zum Abschluss des Jahres.

„Mit wem gehst du hin?“, fragte sie, während sie konzentriert pinken Nagellack auf ihre Fußnägel strich. Ich schaute ebenfalls nicht von meinen – roten – Nägeln hoch und zuckte nur mit den Schultern. „Ich weiß es nicht“, sagte ich ehrlich. „Harry hat mich noch nicht gefragt, ich weiß nicht, ob es für ihn selbstverständlich ist oder ob er es noch tun wird.“

Jade warf mir einen vorwurfsvollen Blick zu, bevor sie zu sprechen begann. „Mach dir nicht zu viele Sorgen, natürlich wird er dich fragen. Mit wem sollte er sonst hin wollen?“

„Ich hoffe es.“ Ich wusste, dass sie Recht hatte aber ein kleiner Zweifel war immer da. In den Wochen konnte noch viel passieren. Hätte ich gewusst, wie viel, wäre ich die nächsten Tage wahrscheinlich einfach daheim geblieben.

„Mit wem gehst du?“ Zufrieden mit dem Ergebnis wackelte ich kurz mit meinen Zehen und schlug dann meine Beine übereinander.

„Ich weiß es auch noch nicht. Aber ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass mich jemand fragen würde.“

Genervt stöhnte ich auf und suchte nach einem Kissen, das ich ihr gegen den Kopf werfen könnte. Als keines in meiner Reichweite war, stöhnte ich einfach noch einmal auf. „Hör auf dir so etwas einzureden, Jade. Ich bin mir sicher, dass es viele Jungs gibt, die mit dir gehen wollen. Die Frage ist nur, ob du mit jemand anderen gehen willst, als mit Louis.“

The day you left meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt