Gefahr

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Mia saß zu Hause und starrte frustriert an die Decke. Bald war es soweit. Die Entbindung stand kurz bevor. Zumindest tat Samuel so. Der Termin war errechnet und laut der Ärzte, wäre es in zehn Wochen erst soweit. Samuel aber machte so ein Theater, dass man glauben konnte in zwei Tagen wäre es soweit.

Sie wusste selbst, das nicht mehr alles ging. Der Bauch war im Weg und sie spürte ihre Knochen. Aber sie wollte doch nur mal raus. Es konnte nicht gut sein, so von der Außenwelt abgekapselt zu sein. Sie hatte das Gefühl, die Decke stürzte über ihren Kopf ein.

Kim, Ava und Sophia kamen zwar fast jeden Tag zu ihr, aber das reichte ihr nicht. Sie fühlte sich so unnütz und sie wollte etwas tun. Samuel war heute im Büro und wütend stapfte sie auf und ab. Er hatte etwas zu tun, er war da draußen und sie sollte hier bleiben? Auf keinen Fall!

Schnell zog sie sich ihre Jacke an. Immer noch war es sehr kalt draußen. Sie konnte zumindest einen Spaziergang machen. Da konnte selbst Samuel nichts gegen haben. Frische Luft war schließlich immer noch gesund, genauso wie Bewegung.

Schnell ging sie nach draußen. Einer der Securitymänner war immer noch ständig bei ihr, aber der war gerade mal auf der Toilette. Diese Babysitter gingen ihr auch auf die Nerven. Sie konnte ganz gut auf sich aufpassen und was sollte ihr schon Zuhause passieren? Damit sie sich nicht mit ihm auseinander setzen musste, schreib sie nur schnell eine Nachricht, dass sie eine Stunde weg wäre und ging eilig nach draußen. Bis der Mann merkte, dass sie nicht mehr da war, war sie schon ein wenig gelaufen.

Nach fünf Minuten atmete Mia durch. Endlich war sie mal für sich. Endlich hatte sie mal Zeit und ein bisschen ihrer Selbstbestimmung zurück erlangt. Auch sie konnte stur sein, die Eigenschaft hatte Samuel nicht für sich alleine gepachtet.

Gemütlich spazierte sie die Straße hoch. Hier waren nur ein paar Häuser. Die Gegend war ruhig und Mia spürte, dass hier die Kinder behütet aufwachsen würden. Es war eine Gegend, wo so wenig Verkehr war, dass man hier noch auf den Straßen spielen konnte. Ein großer Spielplatz und ein Stück Wald boten für Kinder einen idealen Platz heranzuwachsen. Hier müsste man keine Angst haben, die Kinder draußen spielten zu lassen. Solche Gegenden waren ihr früher fremd gewesen. Sowas war ihr leider nicht vergönnt gewesen.

Liebevoll strich sie sich über den Bauch. Ja, hier würden sie glücklich groß werden können. Ihre Kinder würden all das bekommen, was ihr leider verwehrt geblieben war, was sie nicht hatte. Sie wusste nur zu gut, wie wichtig Liebe und Geborgenheit waren. Ihre Kinder sollten all das bekommen.

Sie musste wahrscheinlich eher aufpassen, dass sie nicht Zuviel davon bekamen. Samuel war so in seinem Element, dass es schwierig werden würde, ihn zu stoppen. Aber die wollte auch nicht das ihre Kinder verwöhnte Blagen wurden. Sie sollten lernen, was es hieß keine Angst haben zu müssen, seine Gaben zu entfalten, aber auch sollten sie lernen, dass es nicht selbstverständlich war. Dankbarkeit sollten sie lernen. Sie sollten alle Eigenschaften ihres Vaters erlernen. Er hatte die perfekte Mischung bekommen.

Samuel war zwar reich und hatte alles bekommen, was ein Kind sich nur wünschen konnte, aber er hatte auch gelernt, dass es nicht selbstverständlich war. Er war seinen Eltern dankbar und er versuchte jeden Tag, ein wenig von dem zu geben, was er hatte. Genauso wünschte sie es sich für die beiden.

Zufrieden machte sie sich auf den Weg nach Hause. Der Spaziergang hatte ihr gut getan und sie spürte die Ruhe, die sie ergriff. Sie betete, dass die Entbindung bald da sein würde. Dann hatte sie zumindest ihre Selbstbestimmung zurück. Klar, liebte sie die Kinder, aber es wurde Zeit, dass Samuel mal ruhiger wurde mit seinem Beschützerinstinkt.

Mia bog um die Ecke und spürte plötzlich ein Unbehagen. Sie konnte nicht greifen wieso, aber irgendwie stimmte etwas nicht. Nervös hielt sie die Hände vor ihrem Bauch. Was war los? Langsam ging sie die Straße hoch. Sie war nicht mehr weit von ihrem Haus entfernt und versuchte ruhig zu bleiben. Aber sie spürte eine Panik in sich hochsteigen. Warum?

Sie merkte, wie sich ihre Nackenhaare aufstellten. Schnell blickte sie sich um. Wurde sie beobachtet? Ihr Handy vibrierte in der Hosentasche und erleichtert über die Ablenkung, holte sie es raus. Vielleicht war es Samuel. Wahrscheinlich hatte er schon gehört, dass sie stiften gegangen war und war wütend.

Als sie auf das Display sah, wich alle Farbe aus ihrem Gesicht. Das war nicht Samuel.

Genießt du es? Oder spürst du etwa ein gewisses Unbehagen? Hör auf dein Gefühl, es trügt nicht... bald...

Nervös lief sie weiter und tippte auf ihr Handy.

Hör auf damit, wer auch immer du bist. Was soll das, was willst du von mir?

Mia sah hoch, gleich war sie da. Sie sah den Securitymann vor der Tür auf und ab gehen und atmete erleichtert aus. Sie hatte es geschafft. Gleich war sie in Sicherheit und außer Gefahr.

Es fängt doch gerade erst an Spaß zu machen. Du hast Angst... gut so! Dein Glück ist vergänglich! Schnell, schnell nach Hause kleine Mia. Lange wirst du dich nicht verstecken können!

Wütend starrte der Securitymann sie an.

„Mrs. Wick, das war nicht die feine englische Art. Wegen Ihnen verliere ich noch meinen Job. Was, wenn Ihnen was passiert wäre?"

Mia ging eilig an dem Mann vorbei und sah ihn entschuldigend an.

„Ich war ja nur kurz frische Luft schnappen. Alles ist gut und ich bin gesund und munter zurück. Ich sorge schon dafür, dass Sie nicht gekündigt werden. Machen Sie sich keine Sorgen."

Zweifelnd sah der Mann sie an.

„Na, ob Sie sich da mal nicht täuschen. Ich musste Mr. Wick benachrichtigen, so sind die Vorschriften,  er ist auf den Weg zu Ihnen."

Mia lächelte beruhigend und ging ins Haus. Schnell zog sie sich die Jacke aus und setzte einen Tee auf. Sie musste sich beruhigen. Samuel durfte sie nicht so aufgelöst sehen.

Nachdenklich sah sie auf die Nachricht. Sie hatte es nicht ernst genommen. Aber das Gefühl ließ sie nicht los, dass derjenige, der hinter diesen Drohungen steckte, heute in ihrer unmittelbaren Nähe gewesen war. Immer noch hatte sie keine Ahnung, wer zu so etwas in der Lage war.

Schnell löschte sie die Nachrichten. Samuel durfte das nicht zu Gesicht bekommen. Das musste ihr Geheimnis bleiben. Sie würde einfach in Zukunft noch aufmerksamer sein und es vermeiden alleine zu sein. Meist waren ja auch Securityleute in ihrer Nähe. Was sollte schon passieren?

Schnell trank sie ein paar Schlücke und wappnete sie auf das kommende Donnerwetter von Samuel. Der Starrkopf war sicher außer sich vor Wut. Er möchte es gar nicht, wenn ohne Schutz unterwegs war. In zehn Wochen hatte er etwas neues zu tun, als sie so zu beschützen...

Sie baute darauf, dass ihn die Vaterrolle voll einnehmen würde...

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🙈🙈🙈 da kommt wohl noch mal was auf die beiden zu. Hoffentlich merkt Samuel bald, dass etwas nicht stimmt.🙈
Ich hoffe es gefällt euch, ihr süßen ❤️

Lost in us (Band 3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt