Verbundenheit

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Auf der Fahrt nach Hause waren beide sehr ruhig. Beide waren in ihren Gedanken versunken. Samuel war nervös, noch nie hatte er über das geredet, was ihn heute immer noch so Schmerzen bereitete. Aber er musste es ihr sagen, er musste sonst Angst haben, dass Mia ihn nicht verstand und etwas Dummes machte.

Immer wieder sah er heimlich zu ihr und begutachtete ihren Bauch. In ihr wuchs ein Teil von ihm. Ihn erfasste eine Freude, die er nur schwer beschreiben konnte. Nichts anderes hatte er jemals so gewollt, wie dieses Kind. Das er doch noch mal die Chance hatte, Vater zu werden, damit hätte er niemals gerechnet.

Nachdem er schon zweimal fast Vater geworden wäre, hatte er jegliche Hoffnung aufgegeben, dass ihm dieses Glück je vergönnt sein würde. Aber auch die Angst, dass es wieder geschah, dass ihm wieder dieses Glück entrissen werden könnte, packte ihn und schnürte ihm fast die Luft ab.

Sie hatte gesagt, dass sie noch nicht wusste, was sie tun würde. Aber diesmal hatte er zumindest die Chance darum zu kämpfen. Diesmal würde er nicht in der Entscheidungsfindung ausgeschlossen.

Sanft umschloss er Mias Hand. Er musste um sie und um dieses Kind kämpfen. Er konnte nur erahnen was in Mia vorging. Sie war gerade endlich mal auf einem guten Weg gewesen, stabiler geworden. Sie steckte mitten in ihrem Studium, sie hatte so viele Pläne. Er wusste, dass sie ein geordnetes Umfeld brauchte und das war heute komplett umgeworfen worden.

Aber trotzdem war es ein kleines Wunder. Ein Wunder von ihnen beiden und er hoffte, dass sie nach dem ersten Schreck, das auch erkennen würde und sich freuen konnte.

Im Haus angekommen lief Samuel unruhig hin und her. Er spürte Mias Blick auf sich ruhen, sie hatte sich auf die Couch gesetzt. Schnell goss er sich einen Whisky ein, seine Hände zitterten, so sehr waren die Nerven angespannt.

Er deute auf sein Glas und sah Mia fragend an. Die runzelte die Stirn und sah ungläubig auf das Glas und ihren Bauch. Samuel schlug sich gegen die Stirn.

„Sorry, da hab ich gar nicht dran gedacht."

Wieder lief er im Wohnzimmer auf und ab.

„Samuel, kannst du dich bitte hinsetzen und aufhören hier so rum zu laufen? Das macht mich nervös. Was ist los?"

Ihre Stimme bebte und Samuel setzte sich ihr gegenüber.

„Es tut mir leid, Mia. Ich bin nur so nervös.
Nicht, dass du das jetzt falsch verstehst, ich will dieses Kind,... aber es macht mir auch Angst. Ich... Elisabeth und ich,..."

Samuel brach ab, er wusste nicht wie er es formulieren sollte. Gequält schloss er die Augen. Er spürte wie Mia sich bewegte und machte abrupt die Augen auf. Wollte sie wieder flüchten? Ein unsicheres Lächeln huschte über ihr Gesicht, als sie auf ihn zuging.

Vorsichtig setzte sie sich auf seinen Schoß und schmiegte sich an ihn.

„Samuel, du weißt, dass du immer mit mir reden kannst. Bitte, erzähl mir was los ist."

Sie flüsterte nur und Samuel wurde es warm ums Herz. Sicherlich fuhren ihre Gedanken und Gefühle Achterbahn und trotzdem stellte sie das hinten an. Sie merkte, dass er was wichtiges sagen wollte.

„Ich wäre schon zweimal fast Vater geworden...
Elisabeth war damals schwanger. Beim ersten Mal hat sie aber lieber Party gemacht und sich betrunken, statt für ihr Kind zu verzichten. Es kam zu einer Fehlgeburt. Sie war sogar erleichtert, während ich daran zugrunde gegangen bin. Beim zweiten Mal, hat sie es einfach wegmachen lassen, ohne mich zu informieren. Es passte nicht in ihr Leben!"

Sanft strich er Mia übers Haar und atmete ihren Duft zur Beruhigung ein.

„Mia, wenn es so rüber kam, dass ich keine Kinder mit dir wollte, dann tut es mir leid. Aber als du mich auf Kinder angesprochen hast, habe ich wieder an diesen Verlust und dem damit zusammenhängenden Schmerz denken müssen. Es tut immer noch weh... das war mein eigen Fleisch und Blut und diese,... diese selbstsüchtige Frau hat alles zerstört."

Lost in us (Band 3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt