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Blinzelnd öffnete ich die Augen. Ich war wohl letzte Nacht doch noch eingeschlafen. Bewusst ignorierte ich meinen Traum. Mein ganzer Körper schmerzte.

Ich richtete mich in meinem Bett und sah auf die Uhr. 13:17.

Sushi, mein Fisch, sah mich vorwurfsvoll aus seinem Fischglas gegenüber meines Bettes an.

Den Segelflosser hatte man mir im Waisenhaus geschenkt, als ich dort eingezogen bin. Tja, es war die einzige nette Geste, die ich von dieser Zeit noch in Erinnerung hatte. Vermutlich wollte man die Kinder im Glauben lassen, dass dieser Ort toll wäre.

Ich musste lachen. Ja, wer auf kalte Wände und Erzieher, die sich einen Dreck um dich scheren, steht, findet es dort bestimmt toll.

Mühselig räkelte ich mich aus meinem Bett und trottete in das Bad, in dem vor meinem eigenem Spiegelbild zurückschrak.

Ich hatte tiefe Augenringe und meine Augen waren gerötet. Außerdem sahen meine Haare so aus, als ob ich gerade einen Kampf mit einem Löwen gehabt hätte.

„Was für eine Überraschung, dass sich Alkohol schlecht auf den Körper auswirkt…“ sagte ich ironisch zu mir selber.

Bilder von dem Traum flackerten wieder in meinem Kopf auf. Joyce, mein Vater, mein Schrei.

Ich kniff meine Augen zusammen und biss mir auf die Lippen.

Mit einer zittrigen Hand spritzte ich mir kaltes Wasser ins Gesicht.

„Alles nur ein Traum…alles nur ein Traum…“ ich wiederholte diese Worte. Wenn man lang  genug eine Lüge wiederholt, glaubt man sie selber.

Um meinen Kopf freizukriegen und, naja, auch um nicht wie ein Zombie auszusehen, ging ich duschen.

Frisch und wieder bei klarem Verstand bereitete ich mein spätes Frühstück vor.

Mich störte es bei Stille etwas zu machen. Es ist so bedrückend. Es klingt vielleicht verrückt, aber die Stille war für mich zu laut.

Ich drehte mich also um zu dem Fernseher und schaltete ihn ein. Mir war egal was lief, Hauptsache: Nebengeräusche waren da.

Als ich weiter meine Eier briet, ließ mich etwas bei dem Fernseher aufhorchen. Es liefen gerade Nachrichten. Ich setzte mich auf mein Sofa und erhöhte die Lautstärke.

„…schon 6 Vermisste und die Polizei findet immer noch nicht den Kidnapper. Die Polizei vermutet einen dunkelhäutigen, kleinen Mann mit lockigen Haaren. Bei Hinweisen melden sie sich umgehend an die Hauptwache ihrer Stadt. Und jetzt kommen wir zum Wett…“

Ich schaltete den Fernseher aus. Das klang, wie ein Fall für mich. Ich würde mich nach dem Frühstück…

„Oh, Mist! Mein Frühstück!“ ,ich sprang auf und stürmte in die Küche. Zu spät. Von meinen Eiern war nur noch zwei schwarze Brocken übrig.

Na toll. Ein super Start in den Tag.

Also der Kidnapper hatte, wie ich schon vorher erfahren hatte, 6 Leute entführt. Alle Opfer hatten keine Gemeinsamkeiten außer, dass sie des selben Alters waren. Das ist für einen Serienmörder eher unüblich, aber es kann natürlich auch ein Gelegenheitskiller sein, der nach Lust und Laune tötet. Die dritte Möglichkeit, was ich auch vermute, dass er ein persönlicher Mörder war, das heißt er hatte ein persönliches Problem mit den Leuten. Noch weiß ich aber noch nicht, ob er die Leute schon getötet hat oder ob sie noch leben. Naja das würden wir gleich herausfinden.

Laut den Orten, in denen die Leute vermisst werden, „jagt“ der Kidnapper in dem Umkreis einer Stadt, namens Bellefonte, Pennsylvania.

Es war nicht weit von hier, nur ein eineinhalb Stunden, also machte ich mich nach meinem halbherzigen Essen auf den Weg.

Im Gegensatz zu gestern, war heute ein schöner Tag, die Sonne schien und es waren angenehme 21° draußen.

Im Radio liefen auch nur gute Lieder. Der Tag wurde immer besser. Ich war nun kurz vor Bellefonte und mein Lieblingslied lief gerade im Radio. Lautstark fing ich an mitzusingen, doch dann bemerkte ich den fragenden Blick des Fahrers im Wagen neben mir, der mich sehr schnell verstummen ließ. Mit geröteten Wangen gab ich Gas.

Die lächerliche Situation brach mich dann doch zum Lachen und zum ersten Mal seit Langem hatte ich wieder echt gute Laune.

I cannot sleepDove le storie prendono vita. Scoprilo ora