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Es war schon fast zu einfach. Müde ging er durch die Tür und die Türglocke bimmelte leicht.

„Guten Morgen.", begrüßte ich ihn und sah lächelnd von meinem Notizblock hoch. „Was hätten sie denn gerne?"

„Einen Latte, bitte." Murmelte er ohne von seinem Handy hochzugucken.

Innerlich verdrehte ich die Augen. Wie konnte man nur jeden Tag das gleiche bestellen. Ich drehte mich also um und fing an das Heißgetränk vorzubereiten. Aus dem Augenwinkel bemerkte ich seine zittrigen Hände. Sie waren dreckig und unter seinen Nägeln waren Blutspuren erkennbar. Manchmal fragte ich mich echt, wie schlecht die Polizei sei. Sie haben lange nach dem Kindermörder gesucht, doch er war zu gut für sie. Aber nicht zu gut für mich. Ich musste schmunzeln. Die Kunst der Beobachtung.

Man muss nur in der Lage sein, Sachen, Muster zu bemerken. Jeder Mensch hat seine eigenen Muster. Die kleinsten Taten, die kleinsten Gesten können einem das große Ganze verraten.

Das ungeduldige Trippeln von Mr. Krames holte mich wieder in die Realität zurück. Seine Anwesenheit machte mich wütend. Ein Mensch, der unschuldigen Kindern das Leben nimmt und damit davon kommt. Solche Menschen haben es nicht verdient zu leben. Sie haben es nicht mal verdient so einfach zu sterben. Aber naja, im Moment gab es keine andere Möglichkeit. Na dann, mal abwarten...

Ich drehte mich mit dem Rücken zu ihm und mit einer schnellen Handbewegung holte ich das kleine Fläschchen aus meiner Strickjacke.

Cyanide perfekt für eine Vergiftung Es war schnell und einfach. Ich kippte den halben Inhalt in den Latte und drehte mich wieder zu Mr. Krames.

„Das macht dann 4,75$."

„Dankeschön." Brummte er und gab mir seine Kreditkarte. Ich ließ die Karte fallen und während er sich bückte und sie aufhob, schob ich eine weitere Flasche Cyanide, die jedoch nur halbvoll war, in seine Jackentasche. Die Polizei würde dies als klaren Selbstmord identifizieren. Mr. Krames gab mir erneut seine Karte, ich kassierte und empfing den nächsten Kunden.

Durch das große Fenster des Kaffees konnte ich sehen, wie er rausging und direkt durch den Park marschierte und sich schließlich auf seine übliche Bank setzte. Jetzt hieß es nur noch warten.

Also bediente ich die Kunden. Schon 13 Kunden später hörte ich die ersten Sirenen. Die Leute sahen nach draußen und als sie die Leiche sahen keuchte ein paar auf. Eine Frau schrie.

Bei dem Trubel, der da vorging ging ich schnell nach hinten, wo sich Kristen gerade in Ruhe sich die Nägel machte.

„Hey, könntest du übernehmen? Ich muss kurz weg." Ich sah sie bittend an.

Sie seufzte, doch sie stand auf.

Mit schnellen Schritten, war ich bei der Hintertür. Sie quietschte leicht, als ich sie öffnete.

In der kleinen Gasse konnte ich schon meinen Wagen sehen. Bevor ich zu meinem Auto ging, blieb ich kurz stehen und horchte. Weitere Sirenen waren zu hören. Gut, es sorgte also für Aufsehen. Die Polizei würde bald auftauchen und Mr.Krames als den gesuchten Kindermörder enttarnen. Ich habe gestern auf dem Revier einen anonymen Hinweis hinterlassen mit einem Bild von ihm. Also wird ein relativ einfacher und schneller Prozess gemacht.

Ich stieg in meinen Wagen und seufzte tief. Während ich meine Tasche nach hinten warf zog ich mir die Perücke vom Kopf, dann öffnete ich den Klappspiegel, um meine Kontaktlinsen rauszupulen.

Das war einer der bescheuertsten Punkte meines Jobs: das Entfernen meiner Tarnung und, naja, auch der Fakt, dass ich nicht bezahlt wurde.

Nachdem ich all meine Tarnungen entfernt habe öffnete ich mein Notizbuch.

I cannot sleepWhere stories live. Discover now