5. Sport ist Mord

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5. Kapitel: Sport ist Mord

„Ey Beckett! Zieh Leine!", meinte Jack mit einer mehr oder minder abwertenden Haltung, als Will ein weiteres Mal an diesem Tag einen kläglichen Versuch starten wollte, Gabes Nähe genießen zu dürfen. Augen verdrehend gab sich Will ohne große Diskussionen geschlagen. Nach der Sportstunde hatte er sowieso größere Chancen auf einige Minuten ohne Jack. Dieser hatte dann einen freien Block, während Gabe mit Will zusammen Unterricht hatte. Da würde er sich einfach neben Gabe setzen und hemmungslos sein Glück in Bezug aufs Flirten versuchen. Irgendwann würde Gabe schon weich werden und bemerken mit was für einem Idioten er befreundet war. Er musste nur auf die richtige Gelegenheit warten. Eines Tages würde er schon an Wills Seite sein und nicht mehr an der von Jack. Ob Gabe wohl wirklich schwul war? Will konnte das nur hoffen!

Jack ließ sich langsam auf den Boden sinken. Zusammen mit dem Rest des Kurses wartete er darauf, dass die Umkleidekabinen für den Sportunterricht geöffnet wurden. Er beobachtete Sean, wie dieser von Sekunde zu Sekunde nervöser wurde. Das war immer so, wenn sie Sport hatten. Schließlich trug Mr. Watkins dann knappes Sportzeug und Sean konnte versuchen diesen mit seinem nicht vorhandenem Sporttalent zu beeindrucken oder ungeschickter Weise umknicken, damit sich der Lehrer um ihn kümmern musste. Jack belächelte diese Taten immer. Es war unglaublich, mit was für welche Mitteln Sean versuchte bei Ian zu punkten. Manchmal war es schon fast niedlich, was diesem Kerlchen so alles einfiel. Dabei wusste Jack ganz genau, dass Sean niemals eine Chance bei Ian haben würde. Denn sein Herz gehörte bereits einer anderen Person. Manchmal tat es ihm schon fast Leid, wenn er sah, wie sich Sean abrackerte.
Plötzlich legte jemand einen Arm um Jack, was ihn wiederum aus seinen Gedanken riss und zusammen zucken ließ.
„Na? Nervöse Zuckungen?", raunte Gabe ihm ins Ohr. Natürlich war er der Übeltäter, welcher Jack erschreckt hatte.
„Arsch", zischte Jack mit einem unterdrückten Lachen in der Stimme und pikte seinen Freund dabei in die Seite, der daraufhin zu quietschen begann. „Was war denn das?", prustete Jack sofort los.
„Wonach hörte es sich denn an? Mach das nicht noch mal! Sonst...", dann hielt Gabe inne, um sich eine passende Drohung auszudenken.
„Ja, sonst? Komm schon, ich höre!", grinste Angesprochener.
„Sonst... hm... warte... lass mich nachdenken... AH! Ja! Ich hab's! Ansonsten gebe ich dir keinen Spanischunterricht mehr! SO! Das hast du davon!", erwiderte Gabe und streckte Jack danach seine Zunge raus.
„Oh! Hilfe! Ich erzittere vor Angst! Schlimme Drohung! Ganz schlimme Drohung. Evil! Einfach nur evil!", lachte Jack. Als Gabe Jack so sah. In dieser scheinbar unendlich glücklichen und fröhlichen Haltung hätte er seinen Freund am allerliebsten geküsst - wie in so vielen Situationen. Immer wieder musste er sich selbst ermahnen, dies nicht zu tun. Nicht so lange sie nicht das Schulgelände verlassen hatten. Wie gern hätte er doch seinen verdammten Chemiekurs, welchen er in der fünften und sechsten Stunde hatte, gewechselt, nur um endlich einmal mehr Zeit mit Jack zu verbringen. Jack versprühte immer so viel Energie und so viel Lebhaftigkeit, dass es Gabe immer wieder Spaß machte, mit ihm Zeit zu verbringen. Außerdem konnte sich Gabe immer auf ihn verlassen und diesem auch alles anvertrauen. Jack war immer für ihn da. Schon an seinem ersten Tag an dieser Schule, hatte Gabe dies bemerkt. Jack hatte ihm alle Verstecke gezeigt, die es auf dieser Schule gab, um sich vor nervtötenden Menschen zu verstecken. Außerdem hatte Jack eine Begabung dafür in jeder Situation die passenden Worte zu finden, um Gabe aus wahrscheinlich jeder Situation rauszuboxen.

Er betrachtete Jack ein wenig verträumt und hoffte, dass niemand seinen liebevollen Blick bemerkte außer natürlich Jack.
„Wir haben ein Problem.", kam es plötzlich von Jack, während dieser zugleich seine Stirn in Falten legte. Gabe blickte diesen nur verwirrt an.
„Nun ja, ich muss heute Abend wieder mal zu Keith. Irgend so'n Bankettzeugs. Soll ganz wichtig sein", seufzte Jack, woraufhin Gabe seinen Augen verdrehte.
„Dann hat sich das mit heute Abend wohl erledigt - wieder einmal. Staatsbesuch, wa? Und du wie immer mit von der Partie! Muss er eigentlich immer mit dir angeben? Kann der nicht seinen Rebellensohn oder den Emo vorschicken?", entgegnete Gabe sichtlich entnervt.
„Red nicht so über Daniel! Du kennst ihn nicht einmal!", giftete Jack seinen Freund an und stieß ihm dabei seinen Ellenbogen in die Seite.
„Wenn es doch so ist! Der Typ ist voll down, man! Der sollte ne Therapie machen oder so. Gut, bei dem Dad wäre ich auch fertig mit der Welt", meinte Gabe, wobei er einen weiteren tödlichen Blick seitens Jack erntete.
„Ich mag ihn. Er ist nett. Wahrscheinlich einer der wenigen in meiner verkorksten Familie", gab Jack betrübt zu und da war es wieder. Dieser Moment in dem Jack seine kühle Maske für einige wenige Sekunde fallen ließ und sein wahres Ich zum Ausdruck brachte. Es war einer der wenigen Momente, wo Jack ehrlich war und zeigte, dass sein Leben nicht ganz so perfekt war, wie es andere immer erwarteten.
„Zumindest kann er tun und lassen, was er will und ist trotzdem nicht so abgehoben wie Alex. Hach, Alex...", mit diesen Worten blickte Jack gen Boden. Waren dort Tränen in Jacks Augen? Vielleicht hatte sich Gabe auch nur verguckt, aber es kam ihm so vor, als wenn er mindestens eine Träne wahrgenommen hatte, welche sich in Jacks Auge befand.

Liebe und ihre LebenswegeWhere stories live. Discover now