Kapitel 14: Mike

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Richie ist buchstäblich ein Wrack. Ich weiß zwar nicht genau, was draußen mit Eddie vorgefallen ist, aber es hat Rich echt mitgenommen. Ich lege die Wolldecke über Richies zitternden Körper, der, mit dem Rücken zu mir, auf dem Sofa liegt. Luftschlangen liegen hinten auf der Lehne und die gesamte Szene wirkt dezent traurig. Ben schließt die Vordertür und ich drehe mich zum Sofatisch. Die ganzen Becher stehen – oder liegen- darauf herum, manche noch nicht ganz leer. Dazwischen Chipskrümel. Ich höre, wie Richie sich umdreht. „Mike?" Ich wende mich dem Häufchen Elend hinter mir zu. „Hm?" „Kann ich ein Wasser haben?" Seine Stimme klingt wie über Schleifpapier gezogen, heiser und rau. Ich nicke und hole ein Glas Wasser aus der Küche. Ich reiche es ihm und er schlingt es gierig herunter. Dann gibt er mir das Glas und lässt sich nach hinten fallen. „Tut mir leid.", sagt er kratzig. „Was tut dir leid?" Ich räume alle Becher zusammen. „Ich falle dir ja nur zur Last, ich sollte gehen...", sagt Richie, schnieft einmal und will sich aufrichten. Ich halte ihn zurück. „Halt mal, Rich. So geht das nicht. Du bist ein nervliches- und körperliches- Wrack! So lasse ich dich auf keinen Fall gehen. Du solltest schlafen, okay?" Er legt sich auf den Rücken und betrachtet die Decke, während ich die gestapelten Becher in die Tonne werfe und mit einem Lappen die Krümel vom Tisch fege. Dann setze ich mich auf den Ohrensessel meines Großvaters und betrachte Richie, der nun seine Brille abnimmt, sie auf den Couchtisch legt, sich umdreht, die Decke hochzieht und sich jetzt nicht mehr bewegt. Ab und zu hebt sich sein Brustkorb. Er ist eingeschlafen, denke ich, und stehe auf. Leise gehe ich nach oben, in mein Zimmer und gehe ebenfalls schlafen. Es ist nun 5 Uhr morgens. Bevor mein Opa zurück kommt, sollte Rich am besten verschwunden sein. Ich stelle meinen Wecker auf 7 Uhr, bevor ich mich zur Wand drehe und die Augen schließe.

Piepen holt mich in die Realität zurück. Ich strecke mich, schlage den Wecker, sodass er aufhört, und stehe auf. Ich schlurfe nach unten. Richie liegt immer noch so auf dem Sofa, wie ich ihn verlassen habe. Leise schnarcht er. Ich muss grinsen. Dieses Geräusch ist einfach zu lustig. Vorsichtig gehe ich zu ihm. Ich lege meine Hand auf seine Schulter. „Rich?", sage ich leise. Er bewegt sich, dreht sich um und starrt mich an. „Hä?" Dann sieht er sich um und erinnert sich mit einem „Ah so!" daran, wo er eigentlich ist. Seine Nase ist ganz angeschwollen, ebenso seine Augen, die einen leichten, roten, Schimmer haben. Kurz gesagt: Besser als gestern sieht er nicht aus, eher im Gegenteil. Mitleidig sehe ich ihm zu, wie er seine Brille vom Tisch nimmt, sie sich zurecht biegt und sie sich auf die Nase setzt. Durch die Gläser sehen seine Augen doppelt so groß aus. Er streckt sich. „Ich sollte nach Hause gehen. Danke Mike." Ohne weitere Kommentare verlässt er das Haus. „Tschüss.", bringe ich noch heraus, bevor er die Tür hinter sich zumacht.

welcome to the losers' club // abgebrochenWhere stories live. Discover now