Kapitel 13: Ben

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Ich habe mich gerade neben Richie auf den Boden gesetzt, als dieser aufsprang, um zu den Büschen zu laufen. Jetzt höre ich ihn würgen. „Richie?", rufe ich besorgt. „Senf!", höre ich nur kurz und knapp, dann entleert er weiter seinen Magen in den Lorbeerbusch hinterm Haus. Die Terrassentür öffnet sich und Bill steckt seinen Kopf durch den Spalt. „Wa-Was ist mit R-R-R.... ihm?" Ich deute auf den Busch, aus dem weiterhin die Würggeräusche schallen. „Er... übergibt sich.", sage ich einfach und stehe auf. „Ich glaube, der Senf kommt wieder hoch." Bill nickt verständnisvoll. Dann schließt er die Tür wieder und gesellt sich zu der Trauergesellschaft auf dem Sofa- die Stimmung ist seitdem Richie raus ist, beachtlich gesunken. Ich drehe mich wieder zu dem Busch, aus dem Richie soeben wieder erscheint, eine Hand vor den Mund gepresst. „Ich hasse Senf.", stöhnt er, als er sich neben mich fallen lässt. „Was ist denn jetzt passiert? Ich meine mit Eds." Traurig blickt er mich an. „Er sagte, wir wären keine Freunde mehr, dass ich mir wohl nicht klar wäre, was passiert, wenn das in der Schule rauskommt und dass ich froh sein soll, dass Bowers nicht mehr lebt..." Ich sehe, wie seine Augen glasig werden. Seine sensible Seite kommt wieder zum Vorschein. Ich ziehe eine Taschentuchpackung aus meiner Jackentasche und reiche sie ihm. „Das wird wieder. Ich glaube..." Er schnieft, und zieht ein Taschentuch aus der Packung. „Ich glaube", fahre ich fort, „dass er jetzt einfach nicht wusste, wie er reagieren soll. Ich nehme mal nicht an, dass er schon einmal in einer solchen Situation gewesen ist..." Richie schnieft lauthals in das Taschentuch und wischt seine Tränen weg. Langsam macht er mir Angst, dieser neue, sensible, angstvolle, weinende Richie, der in letzter Zeit öfter zum Vorschein kommt. Ich glaube, die Ereignisse von letztem Jahr machen ihm mehr zu schaffen, als er zugeben möchte. Richie nickt leicht. „Wahrscheinlich hast du Recht. Ich habe trotzdem Angst, mit ihm zu reden...", sagt er leise. „Das kommt von ganz alleine, Rich, wirklich. Vertrau mir." Wieder nickt er, dann schnäuzt er ins Taschentuch, dass er jetzt zusammenknüllt und in seine Hosentasche steckt. Er dreht sich zu mir und sieht schrecklich aus. Tiefe Augenschatten unter den roten, aufgequollenen Augen, verklebte Wimpern, einen gräulichen Schimmer im gesamten Gesicht, rot angelaufene Wangen, eine dicke, ebenfalls rote Nase. In so einem Zustand habe ich ihn noch nie gesehen. Ich stehe auf. „Komm. Es wird kalt." Er nickt, fährt sich über die Nase und steht ebenfalls auf. Mit gekrümmtem Rücken steht er vor mir. Ich drücke ihm in sein Kreuz, sodass er gerade steht. „Besser." Ich zwinkere ihm zu und gehe Richtung Tür. Er folgt mir schlurfend. Ich öffne die Tür und lasse ihn vor. Dann schließe ich sie hinter mir und schaue meine auf dem Sofa sitzenden Freunde warnend an. „Wehe!", sage ich lautlos und alle starre Rich an, der einfach seine Jacke nimmt und gehen will. „Halt!" Mike springt auf. „Du bleibst hier. Du schläfst auf dem Sofa- ich lasse dich so nicht nach Hause gehen." Ich nicke zustimmend.

Nach und nach gehen alle und fahren nach Hause. Die Feuerwerke haben aufgehört und es wird langsam wieder hell. „Ich gehe dann auch mal." Ich gehe zur Tür hinaus, während Mike Rich zudeckt. Hoffentlich wird alles wieder besser. Dann schließe ich die Tür und fahre nach Hause.

welcome to the losers' club // abgebrochenWhere stories live. Discover now