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Plötzlich knurrte es ganz in Ihrer Nähe wild auf. Es klang nach einem tollwütigen oder extrem bösen Hund.
Rahel sprang erschrocken auf ihre Füße, ließ ihre Bücher fallen und drehte sich um.
Da stand ein Typ ... halbnackt?!
Oh ... okay?!
Vollmeise, oder?
Er sah auch sonst ein bisschen arg wild aus, schwarze, wirre Haare, bloßer Oberkörper, schwarze Hosen und keine Schuhe. Er guckte außerdem ziemlich irre, war unrasiert und gut zwei Köpfe größer als sie ... hu?
„Was soll das?", fragte sie ihn nun doch leicht unsicher, ob sie es nicht gerade mit einem entlaufenen Irren aus der Anstalt zu tun hatte, doch er kam einfach auf sie zugeprescht, mit zwei großen Schritten und hielt auf einmal ihren Hals im Würgegriff gefangen, während er sie auf die Füße hochriss.
„Meine Mate ...?", knurrte er sie finster an, ohne auf ihre Frage zu achten.
Arrrgh! Lass mich los!", keuchte sie halb erstickt und reagierte dann einfach nur so, wie ihr Sensei es ihnen unzählige Male gezeigt und sie üben gelassen hatte:
Ihr Daumen hebelte seinen Knochen an der Hand mit einer speziellen Grifftechnik aus, sodass sich sein Griff lockerte.
MEINE MATE ...!", knurrte er derweil noch lauter, noch bedrohlicher und Rahel vergaß beinahe alles um sich herum.
„OH NEIN!", brüllte sie nur noch schrill auf und riss ihr Knie hoch, traf seinen ungeschützten Unterleib und bemerkte seinen kurz geschockten Blick, als er auch schon nach vorne klappte und röchelnd die Luft ausstieß.
„Da hast du dir wohl die falsche Tussi zum Abschleppen ausgesucht, du Arsch!", brüllte sie ihn wütend an, während sie seine Hand packte und schwungvoll umdrehte, bis es beinahe knackte.
Doch aus irgendeinem Grund schaffte er es noch dagegen zu halten, sodass der Knochen nicht wie gewollt brach.
„Lass das, Mate!", fauchte er sie bestialisch an und wollte erneut nach ihrem Hals greifen, doch Rahel benutze seine Vorwärtsbewegung und sein eigenes Körpergewicht gegen ihn und warf ihn, schnell zupackend und so heftig sie nur konnte an ihm zerrend, mit einer halben Drehung über ihre Hüfte hinweg auf den Boden.
Der Knall, mit dem er aufkam, war irre laut, aber noch irrer war das sofort einsetzende, fauchende Knurren, dass er von sich gab. Wie ein Tier ... hu! Echt gruselig.
Rahel konnte nicht anders, als erschrocken laut aufzukreischen und wegzurennen, so schnell sie nur konnte ... zum Schulgelände zurück.
Denn dort würde der Kerl sie sicherlich in Frieden lassen.
Aber hinter sich hörte sie es immer noch irgendwo knurren und laut fauchen: „Warte! Ich befehle es Dir ...!"
Als ob ich es mir befehlen lassen würde auf einen durchgeknallten Irren zu warten, der mich höchst wahrscheinlich gerade vergewaltigen oder verletzten will, dachte Rahel entsetzt und floh in das Hauptgebäude der Schule hinein, rempelte irgendwen dabei an, der sofort empört aufschrie: „Eyyyyy!", und rannte jedoch einfach nur gehetzt weiter.
Denn richtig ...
Er folgte ihr immer noch, was das heftige Aufschlagen der Eingangstür gegen die Innenwand und das dabei hart klirrende Geräusch der zerspringenden Glasscheibe, wie auch das erschrockene Kreischen der Leute, die der Kerl nun aus dem Weg rammte, ihr verrieten. Schnell warf sie noch einen erschrockenen Blick über die Schulter zurück.
Er kam ihr tatsächlich nach ... und holte sehr schnell auf.
Scheiße!

WARTE!", bellte er durch den ganzen Korridor.
Als ob sie so bescheuert wäre!
Stattdessen floh sie nun immer gleich drei Stufen auf einmal überspringend die Treppe hinauf ins Sekretariat und dort direkt an der erschrockenen Sekretärin des Direktors vorbei in sein Zimmer hinein, wobei sie laut kreischend um Hilfe rief.
„Was bitte ist hier los? Frau Degenhard ...? Warum brüllen Sie denn so?", stand der Direktor bei ihrem unerlaubten Eintreten mehr als nur empört auf.
„Rufen Sie die Polizei, Herr Wagner! - Bitte! Da ist ein Irrer hinter mir her, der mich gerade angegriffen hat. Und er verfolgt mich ... Hat unten eine Tür zu Bruch gehauen", versuchte sie ihm schnell keuchend zu erklären, während sie schon hektisch seine Bürotür abschloss und dann von dem gleich darauffolgenden heftigen Poltern und Hämmern dagegen erschrocken zurückwich.
SOFORT DIE TÜR AUF!", grollte es bestialisch auf der anderen Seite.
„Was, bei allen Göttern ...", kam nun auch der verwirrte Direktor hinter seinem Schreibtisch hervor und sah sie dann aber nur ganz seltsam an.
Doch noch ehe sie antworten, ihn fragen konnte, ob sie einen Mega-Pickel im Gesicht hatte, oder auch nur blinzeln konnte, wurde die Tür mit brachialer Gewalt aus den Angeln und das Schloss aus der Wand herausgesprengt.
Rahel schrie auf, als die Trümmer der Tür sie trafen und sie darunter aufkreischend zu Boden ging.
MEINE MATE!!!", brüllte der Typ sofort besorgt und noch ehe sie unter dem Gewicht der massiven Holztür stöhnen, wimmern oder noch mal kreischen konnte, wurden die Teile auch schon von ihr heruntergehoben. Sie hörte den Direktor rufen:
„Um Gottes Willen! Es ist der Alpha!"
Schon hob sie der Kerl, dem sie eben noch hart in die Eier getreten hatte, einfach vom Boden auf und trug sie weg.
„NEIN ... HILFE!", brüllte sie nur wieder laut auf und hieb dem irren Kerl ihre Faust mitten ins Gesicht.
Aber das tat ihm gar nichts.
Er sah sie lediglich etwas gereizt an.
„Lass das endlich, Mate!", befahl er ihr mit tiefer, dunkler Stimme.
„ICH BIN ABER NUN MAL NICHT MATE!", brüllte sie nur wieder strampelnd und versuchte sich keuchend aus seinem harten Griff herauszuwinden.
Nicht mal Herr Wagner stellte sich dem Arsch noch in den Weg.
Rufen Sie die Polizei an!", brüllte sie zu der geschockten Sekretärin hin, die sie aber nur total sprachlos anblinzelte, bevor sie irrerweise freudig zu lächeln begann.
„Na endlich!", hörte sie die Frau sogar erleichtert sagen.
Gott ...!
Was lief hier nur?
Endlich?
- ?
Steckten die hier also alle unter einer Decke?
Entsetzt schaute sie über die Schulter des Typen zurück und bemerkte den Direktor des Internats, der nun ebenfalls lächelnd durch seine vollkommen zerstörte Bürotür trat und Frau Eberlein nur seelenruhig anwies: „Informieren Sie bitte den Stadtrat, Susanne. Der Alpha hat gerade seine Luna gefunden."
Rahel überlief es bei diesen Worten eiskalt und erneut begann sie sich zu winden, doch ohne Erfolg.
Er trug sie einfach nur wieder schweigend die Treppe herunter.
Und alle Schüler und sogar die Lehrer sprangen oder rannten ihm sofort aus dem Weg, während Rahel nur weiter laut um Hilfe schrie, zappelte und auf ihn einschlug.
Aber das juckte ihn tatsächlich immer noch nicht.
Er trug sie einfach aus der Schule heraus, den Weg hinunter in den Park zurück und von dort aus in den Wald hinein.

Oh Gott!

Rahel war inzwischen verstummt und hatte auch zu zappeln und sich zu winden aufgehört. Denn das brachte ja eh nichts, kostete sie nur kostbare Kraft.
Aufgeregt keuchend überlegte sie, wie sie den riesigen Kerl überwältigen konnte, wenn er sie irgendwann herunterlassen würde.
Das Überraschungsmoment hatte ihr immerhin schon mal bei ihm geholfen. Und wenn sie es wieder schaffen würde, ihn zu erwischen, würde sie ihn diesmal windelweich ...
„Du hast einen starken Tritt, Mate und deine Schläge verraten mir, dass du schon oft gekämpft hast. Das ist gut. Das wirst du brauchen können, als meine Luna", sagte er plötzlich zu ihr und unterbrach damit ihre Gedankengänge. Er klang gerade ganz normal und sogar vergnügt.
Gab's das denn?
Hallo?
Er entführte sie hier gerade, oder?
„Lass mich nur erst herunter und ich zeige dir gleich noch mal Mate und Luna, du irres Arschloch! Ich rufe die Polizei! Das ist Freiheitsberaubung ...!", tobte sie ihn schrill an.
Da blieb er plötzlich stehen und hob belustigt auflachend seine Brauen, was sie aber nur sehen konnte, weil er sie wieder halb von seiner Schulter herunterzog. Oh Gott ... sah der Typ vielleicht gut aus. Fast so wie ein Männermodel, mit ordentlich Muckis an den Armen und am Bauch ... Auch wenn er natürlich trotzdem ein Arsch war.
Doch seine ungewöhnlichen, hellgrauen Augen blitzten nun amüsiert und er war vermutlich doch noch um einiges jünger, als zuerst gedacht. Vielleicht Anfang zwanzig. Zudem herrlich zerzaustes, schwarzes Haar. Ein absoluter Hingucker ...

Doch seine Worte brachten sie nun schnell wieder in die Realität zurück.
„Was bitte denkst du denn, was die Polizei hier in Waldbach unternehmen würde, eh? Dich vor mir retten?", schnurrte er nun schon fast seidenweich, grinste dabei mega breit und ließ sie plötzlich doch ganz herunter.
Schwerer Fehler!
Sofort trat sie hinter sein Standbein und rempelte hart mit Schulter und ihrem Schlagarm gegen seine massigen Schultern und den Hals.
Sei eigenes Körpergewicht ließ ihn dabei hintenüber kippen und riss ihm schlicht die Beine unterm Hinten weg. Er verlor verdutzt aufkeuchend sein Gleichgewicht und krachte erneut hart zu Boden.
Nur, dass er sie dabei noch irgendwie packte und mit sich zu Boden riss. Sie versuchte noch alles, um sich frei zu winden, trat gegen ihn und flog dabei aber glatt über seine Schulter hinweg, direkt auf eine herausragende Baumwurzel zu. Schon krachte sie mit der Stirn gegen das Holz und sah buchstäblich Sterne, hörte den Typen noch fluchen ... dann war alles dunkel.

Seelenverwandt, Rahel - Die Mate des Alpha # DreamAward2018 (Teil 1)Where stories live. Discover now