Kapitel 12 / Tag 59+66

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Nach Luft keuchend wache ich auf und sofort legt sich eine besorgte, aber eine mich beruhigende Hand, auf meinen Arm. Ich bin total verkabelt und in meiner Armbeuge steckt ein Zugang, welcher mit einem Tropf, der über mir hängt, verbunden ist. Meine Schmerzen sind nur noch halb so schlimm und ich schreibe das einfach mal sehr starken Schmerzmitteln zu, die in mich hineinfließen. Ich bin überall übersäht mich Pflastern und Verbanden, dass es wirklich schlimm aussehen muss. „Meine Familie", bringe ich heiser hervor. „Es geht ihnen gut. Gleich nachdem klar war, was passiert ist, wurden sie geschützt. Alles ist gut", versichert mir Steve der neben meinem Bett auf einem Stuhl sitzt und mittlerweile meine Hand hält und mit seinem Daumen beruhigend über sie streicht. Erleichtert sacke ich wieder in mein Kissen zurück und amte scharf ein, da durch die Anstrengung mein ganzer Körper brennt. Dieser ganze Raum engt mich ein. Dieser Raum hat kein Fenster. Wann habe ich das letzte Mal richtig Tageslicht gesehen oder frische Luft eingeatmet? Das Gerät, welches meine Herzfrequenz überwacht, fängt an immer schneller zu piepen. Steve bemerkt meine Panikattacke sofort. „Emma! Emma! Guck mich an", redet er auf mich an. Mein Blick flackert hin und her und findet dann ihn. Er hat sich näher an mich ran gebeugt und hat mich fest in seinem Blick. „Atme ruhig ein und aus. Einatmen", spricht er zu mir und atmet tief ein. „Ausatmen", setzt er fort und tut dies. Ich mache mit und langsam fahre ich herunter und spüre, dass die pure Angst abebbt, aber in bodenloses Schluchzen übergeht. „Sh, ich weiß. Ich weiß", murmelt Steve mir leise zu während er mich in seinen Armen hält. Nach einer Weile habe ich mich beruhigt und habe mich wieder verhältnismäßig unter Kontrolle. Steve steht in der Ecke und telefoniert mit Danny. Ich bekomme nicht wirklich mit, worum es geht. Als er das Gespräch, das wirklich nicht lange gedauert hat, zu Ende ist, setzt sich Steve sofort wieder auf den Stuhl an meiner Seite. Erst jetzt bemerke ich, dass er immer noch die gleiche Kleidung wie bei meiner Befreiung trägt und auch sehr müde aussieht. Das heißt, dass er die ganze Zeit hier war. Ein wohliger Schauer durchfährt mich. „Ich werde mal den Ärzten Bescheid sagen, dass du wach bist", informiert mich Steve und steht wieder auf. Als er schon in der Tür steht, halte ich ihn zurück. „Steve? Kann ich hier raus? Bitte", flehe ich ihn an. „Ich halte es hier nicht aus. Es erinnert mich zu sehr an... an den Bunker. Die fehlenden Fenster, die Einengung", beichte ich. Er schaut mich einen Moment an und nickt dann verständnisvoll, bevor er den Raum verlässt.

In die Leere blickend und in meine Gedanken versunken sitze ich eine Woche später mit einem Becher Kaffee in der Hand auf der Kücheninsel in Steves Haus. Nachdem ich aus dem Krankenhaus entlassen wurde, bin ich bei Steve halbwegs eingezogen, da ich einerseits nicht alleine sein kann und andererseits die anderen und er mich nicht alleine lassen wollen. Außerdem war es auch eine Auflage meiner behandelnden Ärztin, die sich als sehr einfühlsam gezeigt hat. Ich kann schon nicht mehr mitzählen wie oft Steve ins Gästezimmer kam von meinen Schreien geweckt um mich von meinen quälenden Albträumen zu befreien. Mittlerweile schlafe ich einfach bei ihm und niemand wird es glauben, aber es hilft. Trotzdem ist mir immer noch nicht klar, was das zwischen ihm und mir ist. Er hat mich seit dem Morgen, an dem ich auf Logan traf nicht mehr geküsst. Zu mindestens nicht auf den Mund sondern höchstens auf dem Kopf. Immer wieder spielen sich die Bilder vor meinen inneren Augen ab und immer öfter finde ich mich in Situationen wie diese wieder. Eine Träne rollt mir die Wange herunter. Gedämpft höre ich Chins, Konos, Lous und Dannys Stimmen aus dem Wohnzimmer. Lou kam zu Five-0 während meiner unfreiwilligen Abwesenheit und ist ein fester Bestandteil der Familie. Sie haben mich gerettet und ich bin ihnen eine Erklärung schuldig auch wenn sie keine von mir jemals erwarten würden. „Hey", sagt plötzlich Steve, der mich beobachtet. Er muss unbemerkt hereingekommen sein. „Hey", antworte ich und blicke ihn aus meinen wieder total verweinten Augen an. Langsam kommt er zu mir und lehnt sich neben mir an die Kücheninsel. In meinem Bauch fängt es an heftig zu kribbeln und ich stelle meinen Becher ab. Ich kann seinen unverkennbaren Duft riechen, der mich immer wieder beruhigt. Mit langsam baumelden Beinen und nachdenklich sitze ich nun da. „Weißt du, ich möchte euch alles erklären. Ich will es, schließlich bin ich euch auch Antworten schuldig. Schließlich habt ihr euch für mich ziemlich in Schwierigkeiten gebracht", fange ich an. „Du bist uns nichts schuldig. Jeder von uns hat sich aus freien Stücken dafür entschieden und wir verlangen nichts von dir. Wir sind ein Team und stehen füreinander ohne Bedingungen ein. Wir sind einfach nur froh, dass du wieder bei uns bist. Ich bin froh, dass du wieder bei mir bist", unterbricht mich Steve. Er dreht sich vor mich und wir schauen uns in die Augen. Wieder rollt mir eine Träne die Wange herunter. Ich genieße einfach nur seine Nähe, obwohl er ein halben Meter von mir entfernt ist. Nach einer gefühlten Stunde können wir uns endlich aufraffen zu den anderen zu gehen. Eng aneinander laufend, sodass sich unsere Hände streifen, betreten wir den Raum. Er gibt mir Halt und Kraft nur mit seiner Anwesenheit. Alle sehen glücklich und erleichtert aus, aber auch sehr erschöpft und insbesondere besorgt. „Aloha", begrüßt uns Kono trotz allem freundlich und wir setzen uns neben sie auf die Couch. Alle Blicke sind auf uns gerichtet, aber vor allem auf mich. „Wie geht's, little fighter?", fragt Danny mich aufrichtig. Er scheint einen neuen Spitznamen für mich gefunden zu haben. „Gut, denke ich", antworte ich. Eine Weile lang sagt niemand etwas und eine angenehme Stille entsteht. Jeder hängt in seinen Gedanken und fühlt sich wohl. Dann fangen die anderen wieder irgendwelche Gespräche an, doch ich höre nur halbherzig zu.

Irgendwann scheine ich wohl eingeschlafen und zu Steve gesackt sein, denn als ich wieder aufwache ist es dunkel und die anderen sind weg. Ich befinde mich in Steves Armen und hatte das erste Mal keine quälenden Träume. Als ich aufsehe, bemerke ich, dass Steve mich beobachtet und etwas ganz besonderes in seinem Blick liegt. Keine Worte meinerseits wären jetzt meiner Meinung nach angebracht, also erwidere ich einfach seinen Blick. Nach einigen Augenblicken legt er eine Hand auf meine Wange und die andere verweilt an meiner Hüfte. Er beugt seinen Kopf langsam, sehr langsam in meine Richtung. Ich spüre seinen warmen Atmen an meiner Haut und unsere Lippen streifen sich. Ich öffne wieder meine Augen, die ich geschlossen hatte, und sehe ihn an. Dann ist es als wenn jemand ein Signal gegeben hätte und unsere Lippen krachen aufeinander und meine Gefühle drohen mich zu überwältigen.

'A'ohe loa i ka hana a ke aloha - Liebe kennt keine GrenzenWhere stories live. Discover now