Kapitel 11 / Tag 58

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Es knallt mit so einer Wucht, dass das Licht aus- und nach einer Weile wieder angeht. Dann höre ich Schüsse. Ich öffne ruckartig meine Augen. Ich reiße an meinen Fesseln, aber wie schon bei tausenden Versuchen zuvor bin ich zu schwach. Blanke Panik breitet sich in mir aus. Sie packt mich vollkommen. Kalte Schauer laufen über meinen Rücken und mir wird schlagartig übel. Ich bin so am Ende, dass von den nicht endenden Schüssen mein Kopf dröhnt und ich mein Gesicht vor Schmerz verziehe und die eben noch vor Schock aufgerissenen Augen wieder zusammenkneife. Dann zwinge ich mich selber meine Augen wieder zu öffnen.Gib nicht auf, Emma! In meinem Raum flackert das schummerige Licht immer noch,aber der Gang ist hell erleuchtet. Nur schemenhaft kann ich fünf Menschen erkennen, die auf mich zu stürmen. Sie schalten einen meiner Kidnapper nach dem anderen aus, ohne sich auch nur minimal zu verlangsamen. Ich öffne meine verkrampfte Faust und strecke meine wunden Finger in ihre Richtung nicht in der Lage irgendeine andere Geste von mir zu geben. Im Laufschritt erreichen sie den Raum, in dem ich mich befinde. Ich bin so geblendet von dem Hell-Dunkel-Unterschied, dass ich kein einziges Gesicht erkennen kann. „Emma", spricht eine tiefe mir allzu bekannte Stimme zu, die direkt vor mir ist, und augenblicklich rollt eine Träne der Erleichterung, aber auch der Verzweiflung aus meinem Auge. „Steve", antworte ich krächzend und versuche sein Gesicht zu erkennen, aber meine Sehfähigkeit lässt es nicht zu.Ich höre nur erleichterte Ausatmer von den Menschen hinter ihm und versuche zu husten, um meine Stimme zu klaren doch nicht einmal dazu bin ich der Lage. Sofort reagiert Steve und fasst mit seinen Händen um meinen Kopf, um zu gucken,ob es mir körperlich gut geht. Er sagt nichts, handelt jedoch bedacht und keineswegs kopflos. Er zückt ein Messer und befreit mich aus diesen verdammten Fesseln. Erst an den Armen, dann an den Beinen und zuletzt am Oberkörper. Es ist ungewohnt die Hände wieder frei bewegen zu können und obwohl es schmerzt, mobilisiere ich meine Handgelenke. Langsam stehe ich mit seiner Unterstützung auf, da ich mich alleine nicht halten kann, und stehe seit Langem wieder auf meinen eigenen Füßen. Augenblicklich fange ich an zu schluchzen und haltlos zu weinen, beuge mich nach vorne. Sofort schließt Steve mich in seine starken Arme und legt eine Hand auf meinen Hinterkopf. „Sh... Es ist vorbei. Es ist vorbei", flüstert er mir immer wieder beruhigend ins Ohr, während ich teilnahmslos und vollkommen neben mir einfachan seine Brust lehne. Beruhigend streicht er über meinen Rücken und hält mich. Ich habe mich weit Langem nicht mehr so sicher gefühlt wie in diesem Moment. Er schiebt mich ein bisschen von sich weg und blickt besorgniserregt auf all meine Blessuren und auch etwas schwereren Verletzungen. Außerdem registriert er den radikalen und definitiv nicht gesunden Gewichtsverlust meines geschundenen Körpers und zischt zwischen seinen Zähnen hervor. Dann blickt er mich wieder an. „Ich...", murmele ich müde und kann nur schwer meine Lippen bewegen. Dann blicke ich verzweifelt in seine Augen – endlich kann ich meinen wieder halbwegs vertrauen – und realisiere langsam die Situation. Er ist wirklich bei mir und die anderen auch. Sie haben mich gerettet. Sie sind alle da. Danny, Chin, Kono und ein anderer, den ich noch nicht kenne. Mein Kopf dröhnt wieder und reflexartig fahren meine Hände zitternd zu meinen Schläfen und krallen sich fest. Warme, starke Hände legen sich auf meine verkrampften und lassen mich etwas runterfahren. Seine Berührungen. Das Gefühl, das nur er in mir auslösen kann. Er schaut mich mit offenen Augen und auf meinen Satz wartend an. „Kann ich... Ich-ich möchte hier raus", bringe ich endlich mit stotternder, verweint klingender Stimme an seine Hände geklammert raus. Ich versuche ein paar Schritte zu gehen doch meine Beine sind zu schwach. Ich habe keine Kraft mehr. Es geht mir körperlich schlechter, als ich zugeben will. Steve, der dicht an meiner Seite steht, bemerkt dies sofort und hebt mich einfach in seine Arme und trägt mich aus diesem Raum heraus. Aus meiner persönlichen Hölle. Er nickt seinem Team zu und Five-0 eskortiert uns mit geladenen Maschinengewehren aus dem Bunker, doch ich sehe alles verschwommen. Mein Kopf lehnt an seiner starken Brust und ich kann seinen regelmäßigen Herzschlag hören. Ich fühle mich leer, hilflos und geborgen zugleich. Dann schlafe ich vollkommen erschöpft in seinen Armen ein. Ich lasse mich einfach fallen wie schon so unglaublich lange nicht mehr.

'A'ohe loa i ka hana a ke aloha - Liebe kennt keine GrenzenWhere stories live. Discover now