kickboxing || kentarō kyōtani

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"Na komm, Kleines, triff meine Fresse."

Mein Trainer rief mir immer wieder gerne Tipps zu. Ein wenig nervig, ansonsten aber hilfreich. Und ziemlich motivierend. Wir standen in der Mitte der Matten in unserem Trainingsstudio und lieferten uns einen genialen Kampf. Wir bewegten uns in einem verdammt schnellen Tempo. Die anderen Schüler starrten uns begeistert an und kamen kaum mit den Augen hinterher. Ich sah, dass er einen Uppercut ansetzte,jedoch konnte ich nicht schnell genug reagieren. Er landete perfekt unter meinem Kinn und ich bereitete mich innerlich schon auf den Schmerz vor. Doch da kam nichts. Ich öffnete meine Augen, die ich zuvor geschlossen habe und sah meinen Trainer grinsend vor mir stehen.

"Kleines, wie oft habe ich es dir eigentlich schon gesagt? Alles, was du machen musst ist ausweichen, so schwer ist das nicht."

Er zog seine Boxhandschuhe aus und öffnete mir meinen Kopfschutz. Meine Boxhandschuhe zog ich dann auch aus.

"Weißt du, eigentlich weiß ich ja, dass es ganz einfach geht. Aber du bist nunmal zu schnell. Und das weißt du ganz genau!", sagte ich und lächelte meinen Trainer an. Er lachte nur locker und klopfte mir auf die Schulter.

"Nächstes mal schaffst du es", meinte er zwinkernd. Dann drehte er sich sich um und rief der restlichen Menge zu, dass sie sich dehnen sollten.

Nach dem Training erwartete mich mein Bruder Hajime am Haupteingang. Er holte mich immer ab. War so eine Art Angewohnheit zwischen uns Geschwistern. Ich umarmte ihn kurz zur Begrüßung und wir machten uns sofort auf den Weg. Unser Zuhause war nicht allzu weit weg, jedoch mussten wir ein gehöriges Stückchen laufen. Wie jeden Tag unterhielten wir uns über unseren Tag. Er war schon im letzen Jahr unserer Schule, während ich im zweiten war.

"Dieser Schulstress ist echt unglaublich. Das ist so viel zu lernen. Du weißt ja, ich bin nicht gerade dumm, aber einfach ist es auch nicht", erzählte er mir.

Ich stimmte ihm nickend zu. Er tat mir schonleid. So viel lernen zu müssen, dazu noch mehrere Stunden Volleyballtraining die Woche. Ich spielte zwar auch Volleyball, das aber in der Mädchenmannschaft unserer Schule. Volleball war mir zwar genauso wichtig wie Kickboxing, jedoch ging ich öfter zum Kickboxing als ersterem.

"Hab ich dir eigentlich schon von dem Neuling bei uns in der Mannschaft erzählt?", fragte er mich. Ich schüttelte nur stumm den Kopf.

"Er ist sehr aggressiv. Und ich bin der einzige auf den er hört. Er hat zwar eine immense Kraft, aber er muss seine Wut mal mäßigen. Er könnte uns alle verletzten."

Ich sah Hajime interessiert an. Muss echt schlimm sein, wenn er sich so viele Gedanken darüber macht. Noralerweise hinterfragte er sowas nicht. Ich klopfte ihm beruhingend auf die Schulter.

"Mach dir keine Sorgen, das wird schon", versuchte ich ihn aufzumuntern. Ich lächelte nur müde. Jetzt, wo ich ihn genauer sehen konnte, sah er schrecklich aus. Riesige Augenringe zierten sein Gesicht. Er sah so fertig aus.

"Hajime."

"Ja?"

"Wie wärs mit einem Filmeabend? Nur du und ich. Bruder und Schwester, damit du endlich mal auf andere Gedanken kommst?"

Er kicherte leise. "Du merkst auch echt alles. Und ja, sehr gerne."


Die nächsten Tage vergingen alle gleich. Schule, Training, Hausaufgaben. Und dann, alles wieder von vorne. Dieses Wochendende gab es endlich mal ein wenig Abwechslung. Hajime hatte ein Spiel und ich wollte unbedingt dabei sein und ihn anfeuern.

Am nächsten Morgen schmiss Hajime mich aus dem Bett.

"Raus aus den Federn, du Faultier! Wir müssen in zehn Minuten los!", schrie er mich an, während ich mich schmerzverkrümmt auf dem Boden aufrichtete.

"Sag mal, spinnst du?!", rief ich zurück. "Ich weiß, dass du aufgeregt bist, muss das aber ein Grund sein, dass du mich auf den Boden wirfst?"

Als ob er nicht wüsste, was er gerate getan hat ist, kratzte er sich verlegen am Hinterkopf.

"Entschuldige mich bitte,____, ich weiß, das war ein wenig harsch. Das ding ist nur, wir spielen heute gegen die Karasuno und du hast bestimmt auch schon von dem Powerduo gehört? Sie sind auch da. Außerdem fehlt uns Oikawa zur Zeit schon wieder, also ist alles doppelt so schwer."

"Du machst dir eindeutig zu viele Sorgen." Ich stand auf und wuschelte durch seine Haare. "Das schafft ihr schon. Ich bin ja schließich da."



Einige Stunden später standen wir vor meinem Kickboxstudio. Unser Team hat zum ersten mal seit langem verloren und Hajime war verdammt wütend. Also kam mir die grandiose Idee auf, ihn hierher zu schleppen, damit er sich abregen konnte. Wir waren aber nicht die einzigen mit diesem Gedanken. Der Neue, Kentaro Kyotani, stand an meiner Linken.

Gottseidank hatte ich den Ersatzschlüssel, damit ich immer trainieren konnte, wann ich wollte. Aber abgesehen davon, machte ich mir Gedanken um Kentaro. Er hatte kein Wort gesagt und sonst wirkte er wie ein stiller, aber aggressiver Wolf, immer auch der Jagd nach neuen Opfern.

Ich schüttelte meinen Kopf und schloss die Tür auf. Hajime stürzte nur so hinein und ging in die Umkleide, um frische Sportklamotten anzuziehen. Kentaro ging ihm hinterher. Ich hatte schon Sportsachen an, also nahm ich mir meine Boxhandschuhe aus dem Regal und fing an auf den Boxsack einzugehen. Ich hatte einen Liebling, obwohl das schon etwas komisch war. Der Boxsack hinter in der Ecke am Fenster war der, den ich schon immer benutzt habe. Einfach perfekt.

Während ich anfing meine Wut auszulassen, blendete ich alle aus. Ich konzentrierte mich nur auf meine Kraft, die Geschwindigkeit und die Technik. Ich erinnerte mich, wie ich als kleines Kind einen sanften Schlag hatte und ich keine kraftvollen Schläge austeilen konnte. Mittlerweile hat sich natülich alles verändert. Aus dem kleinen Mädchen wurde und wird immer noch eine erwachsene Frau. Weil ich mich vollkommen auf den Boxsack konzentrierte, bekam ich gar nicht mit, dass Kentaro mich die ganze Zeit beobachtete. Ich hörte auf, den Boxsack zu verprügeln und zog meine Bohandschuhe aus. Dann sah ich auf die Uhr und bemerkte geschockt, dass schon einige Zeit vergangen war. Ich sah Kentaro an und merkte, dass er sich gerade innerlich zusammenraffte, um mich anzusprechen. Menschen zu druchschauen war auch ein Talent von mir, abgesehen vom Kickboxing.

"Ach, hey."

Er kam lässig auf mich zu, ich sah jedoch seine rechte Hand zittern. Sein Gesicht war tiefenentspannt, trotzdem merkte ich ihm seine Nervosität an.

Süß, dachte ich. Der hat ja echt Schiss.

"Ich hatte gehofft, du könntest mir etwas beibringen. Iwaizumi hat mir viel von dir erzählt", erklärte er. Seine Augen wollten nicht in meine sehen. Sah ihn genauer an.

Interessantes Gesicht. Aber echt hübsch, der Kerl. Obwohl seine Haare zugegeben geschmacklos sind.

"Klar kann ich das. Ich bin hier ja schon ziemlich lange dabei!", sagte ich, grinste dabei breit und zeigte einen Daumen hoch.

haikyuu!!xreaderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt